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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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anderst gelesen werden, als wie man's gewöhnlich liest. Jetzunder buchstabieren 'S mal los! Vielleichten muß es in die falsche Quere gelesen werden. Versuchern das Ding doch mal von hinten nach vorn!“
    „Der Gedanke ist nicht übel, Sepp. Es ist überhaupt verwunderlich, daß ich nicht auch schon darauf gekommen bin. Also von hinten nach vorn würden die fünf Silben heißen: Es rar ke man de und da könnte bei der richtigen Zusammenstellung sich –“
    Er hielt inne. Seine Züge nahmen den Ausdruck größerer Spannung an; dann lachte er befriedigt auf und rief:
    „Der Sepp hat recht! Ja, er ist der Klügste von uns gewesen.“
    „Nicht wahr!“ schmunzelte der Alte. „Ja das ist mein Lebtag stets so gewest: Ich war immer der Gescheiteste von allen andern. Also troffen hab ich's?“
    „Ja. Es ist türkisch. Aus den fünf Silben werden zwei Worte, welche Esrar kemande gelesen werden müssen.“
    „Gott sei Dank!“ rief der Fex. „Jetzt endlich ist Hoffnung, hinter die Sache zu kommen. Aber bitte, können sie diese beiden Worte übersetzen?“
    „Das ist sehr leicht. Esrar heißt nämlich Geheimnis. Sie sehen, daß wir ganz richtig vermuten, als wir glaubten, daß es sich um ein Geheimnis handeln werde.“
    „Und kemande?“
    „Eigentlich heißt dieses Wort nur keman, das ist Geige. Das de ist Suffix und bezeichnet das Umstandswort des Ortes ‚in‘. Kemande heißt also wörtlich: ‚In der Geige‘. Die Übersetzung würde also vollständig lauten: Das Geheimnis ist in der Geige zu finden oder in der Geige zu lösen.“
    „Fex, Fex, hast's hört? Hast's verstanden?“ jubelte der Sepp. „In der Geigen steckt der ganze Pudel! Da hinein müssen wir schauen!“
    „Aber was für eine Geige mag gemeint sein?“ fragte der Assessor.
    „Darüber gibt es wohl keinen Zweifel“, antwortete der Fex. „die Zigeunerin hat mir eine alte Violine hinterlassen. Sie ist es wohl gewesen, welche die Worte hierher geschrieben hat oder hat her schreiben lassen.“
    „Aber, besitzen Sie diese Violine noch?“
    „Ja. Ich brauche sie selten, da ich jetzt eine weit bessere habe; doch würde ich jene um keinen Preis verkaufen. Sie ist ein teures Andenken an dunkle, trübe Zeit.“
    „Und wo haben Sie die Geige?“
    „In München, in meiner Wohnung.“
    „Ach, wenn wir sie hier hätten!“
    „Meinen Sie, daß uns das von Vorteil sein könne?“
    „Ja, ich meine es nicht nur, sondern ich bin sogar überzeugt davon.“
    „Schön! Sehr schön!“ sagte der Sepp. „Weißt, was ich tu, Fex?“
    „Was?“
    „Ich fahr mit dem nächsten Zug nach München und hol die Violinen herbei.“
    „Hm!“
    „Soll ich, Herr Assessor?“
    „Ich hätte das Instrument allerdings sehr gern hier. Wer weiß, welchen Nutzen es uns machen würde. Aber Sie würden erst spät am Abend zurückkommen.“
    „So weiß ich einen bessern Rat“, sagte der Fex. „Wenn ich nur wüßte, wann der nächste Zug aus München abgeht.“
    Sofort zog der Assessor seinen Fahrplan hervor, um nachzusehen.
    „In anderthalb Stunden“, antwortete er.
    „So telegrafiere ich.“
    „Richtig, sehr richtig! Das ist das Allerbeste. Sie bemerken dazu die Buchstaben D.H.P., das heißt, dringendes Telegramm, und Eilboten bezahlt. Dann wird es sofort expediert, und der Bote, welcher die Violine bringen soll, kann mit dem nächsten Zuge zurechtkommen. Wollen Sie?“
    „Ja. Ich werde sofort schreiben. Sepp, du läufst schnell nach der Stadt und gibst die Depesche auf.“
    „Ja, ich renn, daß ich die Schuhen verlier!“
    „Und“, fragte der Assessor, „wissen Sie, Sepp, wohin der Gendarm den Fingerl-Franz gebracht hat? Ich hatte noch keine Zeit, danach zu fragen.“
    „Das weiß ich allbereits, nämlich zum Matthes in den Gasthof.“
    „So gehen Sie auf dem Rückweg mit da hinein und geben dem Gendarm einen Zettel, den ich Ihnen schreiben werde. Er mag den Franz nun frei lassen. Seine Sistierung kann uns ja nichts mehr nützen.“
    Im Verlauf einer Minute war der Alte unterwegs. Er rannte wirklich so rasch, wie er vielleicht in seinem Leben noch nicht gelaufen war.
    „Was werden wir indessen beginnen?“ fragte der Fex.
    „Ich habe beim Müller auszusuchen, kann aber nicht eher damit anfangen, als bis der zweite Gendarm da ist. Sie müssen es sich schon gefallen lassen, sich die Zeit mit mir zu vertreiben.“
    „Gern. Natürlich wird der Müller eingezogen?“
    „Das versteht sich ganz von selbst.“
    „Ins hiesige Gefängnis?“
    „Nein. Ich nehme

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