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69

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Titel: 69 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ryu Murakami
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Film zu erzählen, als Adama plötzlich aufstand und Iwase drängte, das Gleiche zu tun. Jeder von ihnen packte einen meiner Ärmel, und sie schleppten mich zur Tür. Neben der Kasse traten wir zur Seite, um drei Typen in der Uniform der Technischen Oberschule vorbeizulassen. Sie hatten alle einen militärischen Kurzhaarschnitt , trugen hohe Kragen und Schlaghosen. Sie starrten uns an, und wir schauten schnell zur Seite, um ihren Blicken auszuweichen. Es waren der Anführer einer berüchtigten Hardboy-Gang und zwei von seinen Schlägern. Sie setzten sich an Mie Nagayamas Tisch. Als Mie uns zum Abschied zuwinkte, warf uns der Anführer der Gang einen bösen Blick zu. Wir zahlten schnell unsere Rechnung, gingen hinaus und rannten ungefähr hundert Meter. »Das ist also Mie Nagayama«, sagte Iwase, keuchend und völlig aus der Puste. Offensichtlich war sie berühmt. Es war nicht so, dass sie das Eigentum des Bandenführers war, erklärte er - sie gehörte zu niemand Bestimmtem, aber sie machte mit so vielen herum, dass sie immer kurz vor dem Rausschmiss stand. »Okay«, sagte ich, »es ist beschlossene Sache. Wir setzen sie bei der Eröffnung des Festivals ein.« Iwase berichtete mürrisch, dass der Bandenführer im Kendo-Club war und in sie verliebt sei. »Er wird dich mit seinem Holzschwert fast zu Tode prügeln, Ken-san. Vergiss es.« Adama lachte erheitert. »Mit einem Holzschwert zu Tode geprügelt. Komm nicht zu mir gerannt, wenn das passiert.«

    Die öde Regenzeit ging dem Ende zu. Bei einer Reinigungsaktion des Schwimmbeckens schlich ich mich hinter die Turnlehrerin der Mädchen, die sich jenseits des Klimakteriums befand, und stieß sie in das dreckige Wasser . Jemand verpfiff mich, und ich kassierte von Aihara Blumenkohlohr dreizehn harte Schläge ins Gesicht. Beim Leistungstest fiel Adama um achtzig Plätze zurück. In Chemie hatte er im Vorjahr fast an der Spitze gestanden, aber jetzt war er beinah das Schlusslicht. Der Studienberater brüllte mich an, dass ich versuchte, die Zukunft des Jungen zu zerstören. (Adamas Noten gingen in den Keller, und ich wurde angebrüllt - das konnte ich nicht nachvollziehen.) Iwase brach zum dritten Mal im Lauf seiner Oberschul-Karriere das Herz, wegen einer Netzspielerin aus dem Volleyball-Team der Mädchen. Was Kazuko Matsui anging, hatte ich nur noch einmal mit ihr reden können, auf dem Flur in der Schule. Sie fragte mich nach Bookends. Ich stammelte, dass ich es beim nächsten Mal mitbringen würde, ganz sicher, nächstes Mal. »Mach dir keine Gedanken«, sagte Bambi mit der ganzen Zärtlichkeit eines Engels, »es passt mir jederzeit.« Ich musste um jeden Preis dafür sorgen, dass die Barrikade an der Schule ein Erfolg wurde, für meinen Engel Bambi Lady Jane.
    Wir machten gute Fortschritte bei der Vorbereitung. Wir würden wie geplant in der Nacht vor der Feier zum Schuljahrsende am 19. Juli zuschlagen. Wir hatten die Farbe und ein langes Stück Stoff für das Transparent, und im Unterschlupf ging es so geschäftig zu wie in einem Bienenstock. Die Schulbarrikade erforderte insgesamt eine Investition von 9 255 Yen. Jeder von uns hatte 1 000 beigesteuert.

    »Alle mal herhören.«
    Ich war gerade dabei, ihnen die letzten Instruktionen zu geben.
    »Wir versammeln uns um Mitternacht unter dem Kirschbaum am Pool. Was immer ihr tut, kommt nicht mit dem Taxi. Otaki? Du gehst zu Fuß von daheim los? Okay. Narushima, du gehst auch zu Fuß, oder? Fuse? Miyachi? Ihr übernachtet bei Narushima? Schön. Masutabes Eltern haben ein Gasthaus, ich möchte also, dass Mizoguchi, Nakamura und Hori die Nacht da verbringen. Verlasst das Haus einzeln, geht nicht zusammen. Tut nichts, was die Aufmerksamkeit auf euch lenken könnte. Und nur zur Erinnerung: Wir bringen die Farbe und den Draht, die Zangen, Seile und das Transparent eins nach dem anderen vorher zu Masutabe und Narushima. Zieht euch alle schwarze Klamotten an in dieser Nacht. Keine Lederschuhe. Alles, was übrig bleibt, leere Farbdosen, überzählige Seile und so weiter, nehmen wir wieder mit. Yamada und ich rufen die Zeitungen an.«
    Dann schrieb ich mit roter Farbe »Alle Macht der Fantasie« auf den weißen Stoff. Es war ein großartiges Gefühl.

    Drei Tage vor dem großen Ereignis kam Iwase in unsere Klasse und erzählte Adama und mir, dass er aussteigen wolle. In den dunklen Schatten, die die gleißende Sommersonne in Kyushu warf, erklärte er uns mit Tränen in den Augen, dass die Idee, die Schule zu verbarrikadieren,

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