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7 Minuten Zu Spät

7 Minuten Zu Spät

Titel: 7 Minuten Zu Spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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sagte Alice, obwohl sie es eigentlich nicht so meinte. Sie wollte, dass Frannie weitersuchte, bis Lauren endlich wieder auftauchte.
    »Ich kann sowieso nicht schlafen«, erwiderte Frannie. »Ich weiß nicht, wie es meinen Kollegen hier geht, aber wenn in meiner Nachbarschaft Frauen verschwinden, beschäftigt mich das.«
    Einer der Zwillinge in Alices Bauch begann sich zu bewegen, und kurz darauf war auch der andere wach. Sie stand auf. »Ich muss gehen. Meine Familie wartet auf mich.«
    »Ich bringe Sie hinaus.«
    In der Eingangshalle verabschiedeten sich die beiden Frauen voneinander.
    »Noch einmal vielen Dank«, sagte Frannie. »Ich rufe Sie an, wenn sich irgendetwas ergibt.«
    Alice trat in den Morgen hinaus, dessen schläfrige Ruhe einer lauten Geschäftigkeit gewichen war, während sie sich auf dem Revier aufgehalten hatte. Ein kleines Mädchen mit einem geblümten Fahrradhelm fuhr auf ihrem pinkfarbenen Rädchen über den Gehweg, während ihr Vater neben ihr herlief. Eine alte Frau in einem Baumwollkittel fegte ihre Treppe. Alice konnte es kaum noch erwarten, Mike und die Kinder wiederzusehen. Vielleicht konnte sie sich ja heute früh etwas hinlegen, dachte sie. Vielleicht würde ja heute alles gut, und Lauren würde heil und gesund nach Hause zurückkehren.
    Aber es war nur Wunschdenken.
    Frannie meldete sich nicht. Der Tag verging. Am Abend hielt Alice es nicht mehr aus und rief auf dem Revier an. Sie erwartete nicht, irgendwelche Neuigkeiten zu hören, aber Frannie erklärte, es gäbe doch etwas zu berichten.

KAPITEL 7
    W ir haben einen Zeugen«, sagte Frannie. »Unsere erste Spur.« Die Stimmen der Kinder drangen aus dem Garten durch die offene Küchentür. Alice saß am Tisch und sah Mike zu, der am Herd stand und geduldig in seinem Spezial-Risotto rührte. Es war ihr Lieblingsgericht. Dicker, cremiger Reis mit Schinken, Zwiebeln, Karotten und Erbsen. Ein Hauch von Zitrone.
    »Es ist ein Künstler«, fuhr Frannie fort. »Er wohnt direkt am Kanal, in diesem runden Haus mit all den Dachfenstern. Er hatte am Freitagmorgen seine Staffelei auf der Carroll Street Bridge aufgestellt und hat Lauren um Viertel vor zwölf über die Brücke kommen sehen.«
    Viertel vor zwölf. Da war sie auf dem Weg zu ihrem Pilates-Kurs gewesen.
    »Der Mann wusste nicht, dass Lauren als vermisst gilt«, sagte Frannie. »Er gehört zu den Leuten, die Nachrichten hassen, nicht fernsehen und keine Zeitung lesen. Er reist viel und liebt alles Schöne, verstehen Sie?«
    »Frannie, hat er mit Lauren geredet?«
    »Sie haben einander angelächelt. Lauren wirkte ›freundlich und zivilisiert‹, hat der Mann gesagt. Es sah nicht so aus, als ob sie Wehen hatte.«
    »Und weiter?«
    »Er machte sich wieder ans Malen. Nach drei Stunden packte er ein und ging ins Haus.«
    Die Kinder kamen von draußen herein, und Mike erlaubte ihnen, fernzusehen, damit Alice sich auf das Telefonat konzentrieren konnte. Er drehte die Gasflamme unter dem Risotto herunter und setzte sich neben sie an den Küchentisch, wobei er sich die Hände an seiner geblümten Schürze abtrocknete. Unter seinen Fingernägeln war ein dünner schwarzer Rand. Er hatte in der letzten Zeit viel gearbeitet, weil er seine Teilnahme an der Möbelmesse in Las Vegas im nächsten Monat vorbereitete, und Schmutz und Staub hatten sich in beinahe jede Körperfalte eingegraben. Sie griff nach seiner Hand und drückte sie.
    »Jetzt können wir unsere Suche also auf das Gebiet zwischen dem Kanal und dem Pilates-Kurs, bei dem sie gar nicht angekommen ist, konzentrieren«, sagte Frannie.
    »Was?«, rief Alice aus. »Dort ist sie nicht angekommen?« Die Kursleiterin hatte sich nicht bei Maggie gemeldet. Seit Freitag hatte kein Kurs mehr stattgefunden, und vermutlich hatte sie die Nachricht auf dem Anrufbeantworter gar nicht gehört.
    »Die Lehrerin hat den Artikel in der Zeitung gelesen«, erwiderte Frannie. »Sie hat uns angerufen. Alice. Ich weiß, dass es sich für Sie nicht gut anhört, aber es wird die Ermittlungen beschleunigen, Sie werden sehen.«
    Alice schloss die Augen und stellte sich den Kanal und die dünn besiedelte Gegend vor. Der Limousinen-Verleih an der Ecke. Der Parkplatz mit den Lieferwagen von Mr. Frosty. Die Firma mit den Gipsnachbildungen. Es war beinahe ein ganzer Häuserblock, bis das Wohnviertel wieder anfing.
    »Alice, ich muss jetzt Schluss machen«, sagte Frannie. »Ich rufe Sie an, wenn sich etwas Neues ergibt. Und wenn Ihnen etwas einfällt, melden Sie sich bei mir.

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