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7 Minuten Zu Spät

7 Minuten Zu Spät

Titel: 7 Minuten Zu Spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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Wir finden sie. Gemeinsam finden wir sie.«
    Gemeinsam, dachte Alice. Sie legte auf und berichtete Mike, was Frannie gesagt hatte.
    »Das hört sich doch gut an«, erwiderte er in dem gleichen ermunternden Tonfall, mit dem er immer die Kinder beschwichtigte, wenn sie wütend waren.
    »In Wahrheit hältst du es für ein schlechtes Zeichen, oder?«
    »Ich weiß nicht. Es ist seltsam, und ich habe das Gefühl…« Er zuckte mit den Schultern, als versuchte er eine Empfindung zu verdrängen, die er nicht mit Alice teilen wollte.
    »Sag es«, forderte sie ihn auf. »Es ist unheimlich zu erfahren, dass jemand sie tatsächlich gesehen hat, und dann ist sie auf einmal wie vom Erdboden verschwunden. Es ist ein schlechtes Zeichen. Sag es.«
    »Okay.« Er stemmte die Hände in die Hüften, wodurch er in seiner geblümten Schürze eher komisch wirkte. Mikes Lachfältchen wichen einem ernsten Gesichtsausdruck. »Es macht mir Angst.«
    Alice nickte. Sie war Mike dankbar für seine Aufrichtigkeit. Diese Situation konnte nicht einmal er mit seinem unerschütterlichen Optimismus schönreden. Natürlich mochte das Auftauchen eines Zeugen hoffnungsvoll sein, aber es war eben auch ein Zeichen dafür, dass Lauren an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit verschwunden war. Und ihr Verschwinden wurde dadurch greifbarer, da jetzt klar war, dass ihr zwischen Viertel vor zwölf, als der Mann sie gesehen hatte, und zwölf Uhr mittags, als sie nicht zu ihrem Pilates-Kurs erschien, irgendetwas geschehen war, das ihre Pläne, möglicherweise ihr ganzes Leben geändert hatte. Und das in nur fünfzehn Minuten.
    »Was sollen wir jetzt machen?«, fragte Alice.
    Mike legte seine kräftige Hand auf ihren Bauch und streichelte ihn. Dann blickte er sie an. Braune, helle Augen mit goldenen Reflexen.
    »Ich sage dir, was ich wirklich denke.«
    Sie hatte diese Mischung aus Bedauern und Entschlossenheit bisher nur einmal bei ihm erlebt, vor neun Jahren, als sie in der ersten Schwangerschaft eine Fehlgeburt erlitten hatte. Damals hatte er nicht zugelassen, dass sie glaubte, nie wieder ein Kind bekommen zu können. Er hatte ihr Mut gemacht, obwohl es zu dieser Zeit mehr ihr Wunsch als seiner gewesen war, eine Familie zu gründen.
    »Was denkst du, Mike?«
    »Ich denke… nein, ich weiß, dass wir nichts tun können.« Er kniff die Augen zusammen. »Und es nützt überhaupt nichts, wenn wir uns ständig Sorgen machen.«
    »Aber in so einer Situation ist es doch ganz normal, sich Sorgen zu machen«, protestierte Alice.
    »Ja, schon, aber hast du letzte Nacht überhaupt geschlafen?« Sein Lächeln wirkte gezwungen, beinahe professionell. Es gefiel ihr nicht.
    Sie wandte den Blick ab und betrachtete eingehend das Muster des Linoleumbodens in der Küche. Dann schüttelte sie den Kopf.
    Mike beugte sich vor und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. »Du bist schwanger«, sagte er. »Muss ich dich daran erinnern?«
    Jetzt musste auch sie lächeln. »Nein, natürlich nicht«, erwiderte sie.
    »Versuch einfach, dich nicht zu sehr in deine Angst hineinzusteigern, Liebling, ja? Mehr will ich doch gar nicht sagen.«
    Alice nickte.
    »Ich liebe dich«, fuhr er leise fort, während aus dem Wohnzimmer der Refrain von Bob dem Baumeister drang. »Wir dürfen nicht zulassen, dass das Ganze schlimmer wird, als es ohnehin schon ist.«
    »Ich wünschte, ich wüsste, wie es ohnehin schon ist.«
    »Ich auch«, erwiderte er. »Aber das wissen wir eben erst hinterher. Ich habe heute früh Tim angerufen, nachdem ich den Bericht in der Zeitung gelesen habe. Er ist ein wandelndes Wrack. Wir müssen zusehen, dass wir für Tim und Austin stark bleiben, okay? Wir müssen ihnen klar machen, dass es im Moment immer noch eine realistische Chance gibt, dass Lauren heil und gesund zurückkommt.«
    »Wir wissen nicht…«
    »Es geht nicht anders, Alice.« Wieder legte er ihr die Hand auf den Bauch. »Bitte, steigere dich nicht hinein.«
    Alice legte ihre Hand über seine, um die unruhigen Zwillinge zur Ruhe zu bringen. Das war der Mike, den sie geheiratet hatte, nicht der Komödiant oder der hyperaktive Creative Director, nicht der Schreiner, sondern der sensible, liebevolle Mann, der ihr immer zur Seite stand.
    »Okay.«
    Mike fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Wenn ich so weitermache, ist das Risotto gleich Matsch.«
    »Dann koch jetzt weiter. Ich werde versuchen, mir nicht mehr so viel Sorgen zu machen.«
    Er lächelte sie voller Liebe an. »Wir sollten uns darauf konzentrieren,

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