Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
7 Minuten Zu Spät

7 Minuten Zu Spät

Titel: 7 Minuten Zu Spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
Vom Netzwerk:
ein Stuhl und zwei leere Zellen. Sie gingen durch einen Flur, eine Treppe hinauf. Oben stieß Frannie eine Tür auf, und sie traten in einen weiteren kurzen Flur, der voll gestopft war mit alten Aktenschränken. Der Flur mündete in ein großes Zimmer voller nicht zusammenpassender Schreibtische. Durch die geschlossenen Jalousien drang schwaches Tageslicht. In der Ecke saß ein junger Mann und hackte auf die Tastatur einer Schreibmaschine ein, und Alice stellte fest, dass neben den Computern auf jedem Schreibtisch ein solcher Dinosaurier stand.
    »Ich habe seit Jahren keine Schreibmaschine mehr gesehen«, sagte sie.
    »Alte Gewohnheiten sterben nur langsam. Wir haben zwar die allermodernste Datenbank, aber unsere Berichte tippen wir immer noch in die Maschine. Vielleicht sind ja vor zwanzig Jahren zu viele Formulare gedruckt worden.«
    Frannie blieb an einem Schreibtisch neben einer langen, schmalen Zelle stehen, deren schwarzes Eisengitter fast die ganze Wand einnahm. Ein dünner, bleicher Mann lag auf der einzigen Bank in der Zelle. Sie warf einen Blick auf den schlafenden Mann und sagte zu dem anderen Detective: »Hey, Jose, ist jemand im Verhörraum?«
    Jose blickte lächelnd auf und schüttelte den Kopf.
    »Nein, Baby, er gehört dir.« Dann tippte er weiter.
    Frannie gab ein leises, zischendes Geräusch von sich. Baby. An weibliche Ermittler war man hier offensichtlich nicht gewöhnt, dachte Alice.
    »Kommen Sie, wir gehen da hinein, dort sind wir ungestörter«, erklärte Frannie. Sie ergriff ihren halb vollen Kaffeebecher.
    »Möchten Sie auch einen? Wir haben auch koffeinfreien.«
    »Nein, danke.« Allein beim Gedanken an Kaffee hätte sie sich schon übergeben können.
    »Dann kommen sie.«
    Frannie und Alice schlängelten sich zwischen den Schreibtischen durch das Zimmer hindurch. Der Verhörraum war klein, mit einem Tisch an einer Wand und vier unbequem aussehenden Metallstühlen mit geraden Rückenlehnen. Auch hier waren die Jalousien heruntergelassen. An der Wand zum Büro befand sich ein rechteckiges Fenster, das aussah wie ein Spiegel. Wahrscheinlich konnte man nur von außen hindurchsehen, vermutete Alice.
    Sie setzten sich einander gegenüber an den Tisch, dessen Kunststoffplatte einen tiefen Kratzer aufwies. Wer mochte das wohl getan haben? Und wie? Mit einem Schlüssel vielleicht? Aber Alice konnte es nachempfinden. Wenn man in diesem Zimmer alleine war, kam man vermutlich auf die seltsamsten Gedanken. Es war ein grässlicher Raum. Aber vielleicht hatte sie diesen Eindruck ja auch nur, weil sie so erschöpft war.
    Erst als Frannie ihre Hand auf Alices legte, merkte sie, wie sehr sie fror. Sie holte tief Luft und begann zu sprechen.
    »Ich möchte etwas klären.«
    Frannies Gesicht war ausdruckslos, und nur die dunklen Schatten unter ihren Augen deuteten darauf hin, wie müde sie sein musste. Sie lächelte nicht und runzelte auch nicht die Stirn, sondern hörte lediglich aufmerksam zu.
    »Gestern im Laden haben wir Ihnen gesagt, dass Lauren nicht wüsste, ob ihr Baby ein Mädchen oder Junge sein wird.«
    Frannie nickte, und Alice entspannte sich ein wenig.
    »Das stimmt nicht«, fuhr sie fort und blickte Frannie direkt an. Geduldig wartete die Polizistin.
    »Lauren weiß seit Monaten, dass sie ein Mädchen erwartet.«
    »Ein Mädchen«, wiederholte Frannie leise.
    »Es soll Ivy heißen. Oder heißt schon Ivy. Oder…« Alice versagte die Stimme.
    »Danke, Alice. Das könnte uns weiterhelfen.«
    Alice wischte sich über die Augen und sagte: »Da ist noch etwas.«
    Frannie nickte.
    »Tim weiß nichts davon.«
    »Von dem Namen?«
    »Er kennt weder den Namen noch das Geschlecht«, erwiderte Alice. »Er wollte es nicht wissen. Er wollte sich überraschen lassen. Deshalb wollte Maggie es Ihnen auch nicht sagen.«
    »Das verstehe ich«, erklärte Frannie. Ihr Blick glitt zu Alices Hand, und Alice merkte erst jetzt, dass sie die ganze Zeit mit dem Finger den Kratzer nachgefahren war.
    »Werden Sie Lauren finden?«
    »Ja.« Frannies Selbstvertrauen weckte neue Hoffnung in Alice. »Ich werde nicht aufgeben, Alice, ganz gleich, was geschieht.« Die Muskeln in Frannies schlanken Armen spannten sich, als sie mit ihrem Stuhl näher an den Tisch rückte. Diese Frau war stark, dachte Alice, viel stärker, als sie aussah. »Der Suchtrupp ist schon wieder unterwegs. Sie klopfen an jede Tür, sprechen mit jedem, und irgendetwas wird dabei schon herauskommen.«
    »Sie sollten nach Hause gehen und sich ausschlafen«,

Weitere Kostenlose Bücher