7 Minuten Zu Spät
unklar.
Hör auf, sonst sind sie die Nächsten.
Das war schon geschrieben worden, bevor sie im Regen nach Hause kamen. Wenn Sylvie aber direkt zur Subway gegangen war, konnte sie es nicht geschrieben haben. Und wenn sie es nicht gewesen war, wer dann?
KAPITEL 40
J ulius Pollack«, klärte Frannie sie auf. »Wir haben vor einiger Zeit eine Schriftprobe von ihm genommen.«
»Es war also doch Julius?« Alice blickte Mike an. »Julius und Sylvie? Vielleicht war Ivy wirklich eine Zeit lang in seiner Wohnung, vielleicht war es nicht nur das Video.«
»Darüber wissen wir noch nichts Konkretes«, belehrte Dana sie. »Zum jetzigen Zeitpunkt sollten wir keine Hypothesen aufstellen.«
»Dana hat Recht.« Frannie schlug die Beine übereinander.
»Die Fingerabdrücke am Tatort werden noch untersucht.«
Aber Alice bekam den Gedanken nicht aus dem Kopf. Waren Julius und Sylvie gemeinsam an Laurens Tod beteiligt? Irgendwie ergab es Sinn: der ältere Mann, zynisch und reich, und die naive, junge Frau.
Mike marschierte mit geballten Fäusten durch die Küche. »Ich bringe ihn um.«
»Schscht!«, sagte Alice. »Die Kinder!« Sie spielten nebenan mit Ethan. Maggie und Simon passten auf sie auf.
»Ich kann verstehen, was Sie empfinden«, sagte Frannie zu Mike. Um ihre Mundwinkel hatten sich tiefe Falten eingegraben, die das junge Gesicht um Jahre gealtert erscheinen ließen. »Aber das brauchen Sie nicht selbst zu machen, Mike. Wenn Pollack schuldig ist, dann wird sich das FBI schon damit befassen.«
Sie blickte auf die Uhr und stürzte ihre dritte Tasse Kaffee hinunter. Dann verkündete sie: »Ich fahre jetzt aufs Revier. Es gibt viel zu tun. Dana bleibt hier.«
»Bis später, Chefin!« Dana salutierte vor der anderen Frau. Frannie lächelte, und auf einmal sah sie wieder sehr jung aus.
Sie zeigte auf einen Beamten an der Tür. »Nestor fährt mich, aber Rula steht immer noch draußen.«
Es erschien Alice absurd, dass Dana immer noch bei ihnen bleiben musste – Sylvie war weg und Pollack in Haft –, aber sie verstand doch, dass das gesamte Gebilde wesentlich komplizierter war und sie immer noch nicht genau wussten, was eigentlich passiert war.
Am späten Abend – sie hatten sich thailändisches Essen nach Hause bestellt und zwei Flaschen Wein getrunken, nur Alice hatte zu ihrem Bedauern verzichten müssen – erhielt Dana weitere Neuigkeiten. Die erste kam herein, als die vier Eltern oben gerade dabei waren, die Kinder ins Bett zu bringen. Alice und Mike kuschelten mit Nell und Peter im Gästezimmer auf dem Doppelbett. Allerdings würden die Kinder später mit ihren Schlafsäcken auf dem Boden schlafen, damit ihre Eltern eine ungestörte Nacht verbringen konnten. Maggie und Simon brachten in der Zwischenzeit Ethan ins Bett und waren vor Alice und Mike schon wieder im Wohnzimmer. Als die beiden gähnend die Treppe herunterkamen, rief Maggie ihnen die Nachricht entgegen.
»Sie hat es geschafft! Sie ist uns entwischt!« Sie klang wütend.
»Sylvie?«, fragte Mike.
»Ja, es sieht so aus«, antwortete Simon.
»Was ist passiert?« Alice wandte sich an Dana, um eine verlässliche Auskunft zu bekommen.
Dana saß auf dem Klavierhocker, die Beine in der Lotusposition verschränkt. »Frannie hat mich gerade angerufen. Danny hat sie im Zug zum John-F.-Kennedy-Flughafen verloren, aber jetzt haben wir einen Augenzeugen, der sie am Air-France-Schalter gesehen hat.«
»Also hat sie das Land verlassen«, sagte Alice.
»Jemand hat sie angerufen und ihr gesagt, dass das Tatfahrzeug entdeckt worden ist.« Mikes Augen glänzten in seinem blassen Gesicht. »Der zweite Anruf heute im Park.«
»Der Anruf hat ihr Angst eingejagt«, warf Alice ein.
»Sie musste weg.«
»Und deshalb ist sie zurück nach Frankreich geflogen, wo man sie nicht ohne weiteres ausliefert«, ergänzte Simon.
Dana hörte ihnen zu, schwieg aber. Schließlich sagte sie:
»Frannie und Paul geben in ein paar Minuten eine Pressekonferenz. Dann können Sie alle Fakten erfahren.«
Sie gingen nach oben, und Simon schaltete den Fernseher ein. Die meisten Lokalsender hatten sich zu der Pressekonferenz zugeschaltet. Frannie und Giometti standen vor der blau gefliesten Polizeiwache, vor sich das unvermeidliche Gewirr von Mikrophonen. Sie sahen beide todmüde aus.
»Heute Nachmittag haben wir eine Suchmeldung für zwei Kinder herausgegeben, die offenbar in Brooklyn von ihrem Babysitter entführt wurden. Die Kinder wurden mittlerweile gefunden und sind jetzt wieder
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