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7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

Titel: 7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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anderen vor ihm. Chan kaufte, ohne Drusilla etwas zu verraten, ein vornehmes Haus in einem noch vornehmeren Viertel vor der Stadt. Sein linker Nachbar war Kersler, dessen Großvater ein Vermögen mit Installationen erworben hatte, und zu seiner Rechten wohnten die Mullings – vielmehr der Mulling, Osprey Mulling, der Schriftsteller, der es auf zwei Bücher pro Jahr brachte, die ihm von Hollywood aus den Händen gerissen wurden.
    Chan lud die Kerslers und die Mullings zu seiner Housewarming-Party ein. Er wollte Dru überraschen.
    Sie war überrascht. Kersler hatte eine riesige Modelleisenbahn im Keller, und auch sonst enthielt sein Kopf nichts als Fahrpläne, von denen nur immer einer durchgeführt wurde. Grace Kerslers Verstand war eine leere Scheune mit rosaroten Tapeten. Osprey Mullings Kopf enthielt eine begrenzte Anzahl von bunten Kinderbausteinen, mit deren Hilfe er seine Romane konstruierte und umkonstruierte. Aber Luellen Mullings war das Geschöpf, das unentwegt Kaugummi kaute, und das Drusilla an jenem Tag an der Küstenstraße so in Aufregung versetzt hatte.
    Es war gemütlich und freundlich, und zum erstenmal irritierten ein paar menschliche Wesen Drusilla so stark, daß sie den Ärger nicht mehr ignorieren konnte. Sie ertrug diesen Angriff auf ihre schwindende Stärke mit Anmut, und beim Abschied drückten Kersler und Mulling Chan die Hand und beglückwünschten ihn zu der wunderschönen Drusilla.
    Und spät in der Nacht, als er sie stolzgeschwellt in die Stadt zurückfuhr, machte er ihr einen Heiratsantrag.
    Sie hielt ihn an den Händen fest, weinte ein bißchen und versprach ihm, auch in Zukunft zu ihm zu kommen und ihm bei der Arbeit zu helfen, aber …
    »Bitte, bitte, Chan, frag mich das nie wieder.«
    Er war verblüfft und gekränkt, aber er hielt sein Versprechen.
    Chan beschäftigte sich jetzt ernsthaft mit der Musik. Er gab Konzerte. Er spielte jedes Stück, das nur je von einem Komponisten geschrieben worden war, mit einer Eleganz und Leichtigkeit, die ihm niemand nachmachte. Er schaffte sogar die schwierigsten Geigenkadenzen auf seiner Gitarre. Er arrangierte die Arrangements um. Er tat das alles mit der leisen Verachtung eines Rubinstein, der einem Schüler für zwei Dollar eine Lektion gibt. Am Ende blieb ihm nichts übrig als selbst zu komponieren. Einige seiner Sachen waren nicht schlecht. Sie drückten auf die Tränendrüsen.
    Es war eines Sonntagnachmittags. »Versuch das«, meinte Drusilla. Sie summte ein paar Töne und sang dann eine so sprühende Melodie, daß Chan aufsprang.
    »Gott, Dru!«
    »Versuch es«, sagte sie.
    Er nahm seine Gitarre. Seine linke Hand lief wie ein kleines ängstliches Tier über die Saiten. Er schlug ein paar Töne an.
    »Nein«, sagte sie, »so.« Sie sang.
    »Oh«, flüsterte er. Er sah sie an und spielte. Wenn es ihr nicht zu gefallen schien, versuchte er es noch einmal.
    »Nein«, meinte sie schließlich. »Chan, ich kann nicht mehr als eine Note auf einmal singen. Du hast zwölf Saiten.« Sie machte eine Pause, eine nachdenkliche Pause, und horchte . »Chan, wenn ich dir die Melodie vorspiele, kannst du dann – Bilder auf der Gitarre spielen? Bilder um dieses Thema?«
    »Vielleicht.«
    Sie lächelte ihn an. »Gut. Dann spiele dieses Thema und dazu, wie ein Baum wächst. Spiele, wie die Knospe aufbricht und die Zweige in den Himmel deuten. Nein«, sagte sie schnell, als seine Augen glänzten und die Hand in die Saiten griff. »Noch nicht. Es kommt noch mehr.«
    Er wartete.
    Sie schloß die Augen. Fast unhörbar summte sie etwas. »Gleichzeitig spielst du einen Baum in allen Einzelheiten, einen bereits erwachsenen Baum.« Sie öffnete die Augen und sah ihn fest an. »Es wird sich vertragen«, sagte sie. »Denn ein Baum ist nichts anderes als die graphische Linie der Knospe.«
    Er sah sie mit einem seltsamen Blick an. »Du bist ein feiner Kerl.«
    Sie unterbrach ihn schnell. »Und nun spiele noch einen Brunnen zu diesen Dingen. Das ist alles.«
    »Was für einen Brunnen?«
    Sie wurde blaß. Aber ihre Stimme veränderte sich nicht. »Dumme Frage. Den einzigen Brunnen, der zu dem Thema, dem wachsenden und dem erwachsenen Baum, paßt.«
    Er schlug eine Saite an. »Ich werde es versuchen.«
    Sie summte ihm vor. Er nahm das Thema ihrer Stimme auf. Er schloß die Augen. Die Gitarre begann zu sprechen.
    Das Thema, der wachsende Baum, der erwachsene Baum.
    Und plötzlich der Brunnen.
    Was dann folgte, nahm ihnen beiden den Atem. Musik dieser Art sollte nie in einem

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