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7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

Titel: 7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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Raum gehört werden, der zu klein war, um ihren vollen Umfang aufzunehmen.
    Als der letzte Ton verklungen war, sah Chan das gesprungene Fenster an und drehte sich um, weil über der Verandatür der Putz von der Decke fiel.
    »Wo hast du denn das her?« fragte er erschüttert.
    »Aus der Luft«, meinte Drusilla munter. »Es ist immer da. Man muß nur zuhören. Hör zu.«
    Er warf den Kopf hoch. Seine linke Hand tastete sich über die Griffleiste, und obwohl er mit der rechten Hand die Saiten noch nicht berührt hatte, hing ein Melodienmuster in der Luft, schwoll an, ebbte ab, schwoll wieder an … und verklang.
    »Das?« fragte er ehrfurchtsvoll.
    Sie preßte Daumen und Zeigefinger aneinander. »Nur so ein Bruchteil davon.«
    »Weshalb habe ich es bisher noch nie gehört?«
    »Du warst noch nicht bereit.«
    Seine Augen füllten sich plötzlich mit Tränen.
    »Ach, verdammt, Drusilla – du bist … du hast … Ich lie be dich, Drusilla, ich kann es nicht ändern.«
    Sie strich ihm über das Gesicht. »Pst. Spiel für mich, Chan.«
    Er atmete schwer. »Nicht hier im Haus.«
    Er legte seine Gitarre hin und holte seinen tragbaren Verstärker. Sie stellten ihn auf den Rasen und verbanden ihn mit der Gitarre. Chan hielt das Instrument einen Augenblick lang schweigend im Arm und strich mit der Hand über das polierte Holz. Plötzlich sah er Drusilla in die Augen. Er verzog das Gesicht, denn ihre Fröhlichkeit und ihre Ekstase s chienen fast an Verzweiflung zu grenzen. Und das verstand er nicht.
    In diesem Augenblick hätte er am liebsten seine Gitarre weggeworfen, denn er war erfüllt von ihr. Aber sie wich zurück und schüttelte leicht den Kopf. Sie beugte sich zum Rasen hinunter und schaltete den Verstärker ein. Als ihre Finger den Drehschalter bedienten, wußte nur sie, wie stark der kleine Sender war, der sich jetzt langsam aufwärmte. Sie zog sich ein wenig zurück. Sie wollte nicht bei ihm sein, wenn es geschah.
    Er beobachtete sie noch einmal scharf, dann beugte er sich über seine Gitarre. Er sah, wie die Finger seiner linken Hand magisch über die Saiten tanzten. Er versank in seiner Musik. Er schwankte leicht.
    Drusilla stand schlank und aufrecht da und sah an ihm vorbei zu den Bäumen hinüber, zu den ziehenden Wolken und durch sie hindurch. Sie ließ ihren Schutz fallen, und Musik strömte in sie. Und von der Gitarre kam ein Ton, noch einer, ein seltsamer Akkord. Dafür werden sie mich töten, dachte sie. Dafür, daß dieser Barbar von der vielver spotteten Erde wie ein Bürger durch Musik sprechen konnte – das war die größte Beleidigung … Ein Schaum von Musik quirlte und schwang sich hinauf und rauschte bis zur Spitze des Brunnens selbst. Die beiden dunklen Saiten röhrten in einem Glissando . Sie trennten sich von den spröden, hellen Tönen direkt unterhalb der Brücke, die wie Metallnadeln in die Höhe stachen. Die ganze Gitarre erbebte von der schrillen Resonanz, und sie erweckte die dunklen, die tiefen, die mächtigen Töne. Sie sangen und dröhnten, ohne daß Chan sie berührte. Und Chans Finger fanden ein Thema im Mittelregister, teilten es in zwei, und die beiden Teile tanzten gemeinsam weiter … und immer noch dröhnten die dunklen Töne weiter, ohne daß er sie berührte. Plötzlich war die Luft von scharfem Ozongeruch erfüllt.
     
    Damit beruhigte sich die Musik, ihre und Chans Musik sank wie ein dunkler Riese in Schlaf. Er raschelte mit seinen Kleiderfalten, sammelte seine dröhnenden, summenden, schwingenden Habseligkeiten und legte sich zur Ruhe. Nur ein Unterton pulsierenden Lebens und ruhige Streifen der Besinnlichkeit blieben zurück. Das ganze Thema atmete, leiser und langsamer, hielt den Atem ganz an, zwang sich zum völligen Schweigen …
    »He, Chan – spielt ihr den Redriver-Rock für mich?«
    Drusilla keuchte. Der Ozon kratzte in ihrer Kehle. Chans Finger bewegten sich nicht mehr. Er drehte sich halb um, mit einem kleinen arroganten Hochziehen der Augenbrauen.
    Am anderen Ende der Hecke stand Luellen Mullings, ihre Puppenfigur in einen enganliegenden Hausanzug gepreßt, das blonde Haar offen. Ihre Kinnladen bearbeiteten die klebrige Masse in ihrem Mund.
    In Drusilla stieg eine kalte Wut hoch, stärker als jedes Gefühl, das sie bisher empfunden hatte. Luellen Mullings, das Musterbeispiel für die primitive Lebensart der Erdenbewohner, für all ihre Billigkeit, ihre Hohlheit und ihre Dummheit. Sie besudelte diese heilige Handlung, sie würde den Brunnen selbst

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