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7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

Titel: 7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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klar, aber die Sterne schienen weit weg zu leuchten, helle Tupfen, die den purpurnen Schleier kaum zu durchdringen vermochten. Die Gebäude lauerten wie Eisberge im Nebel. Sie erschreckten und drohten mit ihrer Abruptheit und schienen jeden Augenblick umstürzen zu wollen. Erst wenn er näherkam, hörten sie auf zu schwanken.
    Die Stadt schwieg. Kein Hundegebell, kein Vogelschrei, keine Hupe, kein Türenzuschlagen, kein Absatzgeklapper auf den Gehsteigen und kein Lachen.
    Carmody zögerte. Sollte er das am Straßenrand abgestellte Auto benützen? Vier Meilen zum Tempel waren lang, wenn man nicht wußte, was die violetten Schleier durchstreifte. Nicht daß er Angst hatte, aber er wollte sich seine Aufgabe nicht durch unerwartete Hindernisse erschweren. Ein Auto würde ihm einerseits zu einer schnellen Flucht verhelfen. Andererseits war es auch auffälliger.
    Schließlich beschloß er, die ersten beiden Meilen zu fahren und dann weiterzugehen. Er öffnete die Tür und fuhr zurück. Seine Hand zuckte nach der Pistole. Aber dann wurde er ruhig. Der Insasse lag mit dem Gesicht nach unten auf den Polstern. Er war tot. Carmodys Taschenlampe glitt über den Fremden. Unzählige kleine Schrammen bedeckten sein Gesicht. Offensichtlich hatte der Fahrer den Schlaf zu lange hinausgeschoben. Etwas, vielleicht ein plötzlicher Krebsausbruch, hatte sein Gesicht zerfressen.
    Carmody zog den Körper heraus und warf ihn auf die Straße. Es dauerte ein paar Minuten, bis das Wasser im Kessel aufgeheizt war. Dann fuhr er mit ausgeschalteten Scheinwerfern los. Während er sich vorwärts bewegte, eng am linken Randstein entlang, und nach Fremden Ausschau hielt, dachte er an die Stimme am Telefon. Wie konnte sich so etwas ereignen?
    Zuerst einmal mußte er, John Carmody, akzeptieren, daß er es durch die Kraft seiner Gedanken fertigbrachte, etwas Konkretes aus dem Nichts zu schaffen. Zumindest war er der Überträger der Energie. Er glaubte nicht, daß sein eigener Körper die Kraft besaß, Energie in Masse umzuwandeln. Wenn es so wäre, müßten seine Zellen schon bei dem bloßen Versuch ausbrennen. Deshalb war er nicht der Motor, sondern nur der Transmitter. Die Sonne lieferte die Energie – er die Konstruktionszeichnung.
    Gut. Wenn also etwas, das er nicht steuern konnte – ein verhaßter aber nicht zu leugnender Gedanke –, seine tote Frau wieder ins Leben rief, dann war er zumindest der Schöpfer. Das hieß, daß sie von ihm abhing.
    Er konnte sich nicht vorstellen, wie das alles vor sich ging. Einen menschlichen Körper zu rekonstruieren, erforderte das Wissen und Können eines Genies. Eine Statue bestand ganz aus Stein, vom Gesicht bis zu den Zehen. Aber ein lebendes Wesen … Er, John Carmody, war kurz vor seinem Doktor der Medizin gestanden, als er Mary umgebracht hatte. Er besaß ein beträchtliches Wissen über die Zellstruktur und die elektrochemischen Vorgänge der Zellen. Aber es genügte niemals, um das da fertigzubringen. Niemand konnte das, nicht einmal der große Doktor Zangrets, der das Gehirn des Boojums geschaffen hatte und erst kürzlich verkündete, daß es ihm gelungen sei, einen Seestern zu züchten, der sich von selbst vermehre. Aber das war ein Experiment, das zehn Jahre gedauert und immense Summen verschlungen hatte.
    Und hier war John Carmody und spielte Gott, indem er innerhalb von ein paar Minuten einen Menschen aus dem Nichts schuf. Er brauchte nicht einmal Lehm.
    Die einzige Erklärung mochte sein, daß dieser Vorgang irgendwie das unterbewußte Können des Körpers ausnutzte. Durch irgendwelche Maßnahmen reproduzierten sich seine Zellen direkt in Marys neugeschaffenem Körper. Hieß das, daß die Zellen ihres Körpers seinen glichen wie die Zellen von Zwillingen?
    Es wäre möglich. Aber die typisch weiblichen Zellen? Zwar enthielt sein Gedächtnis ein genaues Bild der weiblichen Anatomie. Er hatte genug Leichen seziert. Und sie selbst kannte er auch besser als alle anderen, hatte er sie doch nach dem Mord zerstückelt und in den Müllschlucker geworfen. Sogar den Embryo in ihr hatte er untersucht, dieses gefräßige Wesen, das ihn zu seinem Haß noch angestachelt hatte. Dieses Wesen, das aus dem schönsten Geschöpf der Welt ein aufgeschwollenes Ungeheuer machte, dieses Wesen, das unweigerlich einen Teil ihrer Liebe für John Carmody fordern würde. Und selbst ein kleiner Teil war schon zu viel. Er besaß das kostbarste, makelloseste Geschöpf – es gehörte ihm und niemandem sonst. Und dann, als er
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