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7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

Titel: 7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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ich unglücklich bin. Ich kann nichts dagegen tun. Aber irgendwie muß ich es doch erklären … und da nehme ich eben Libby her.«
    Matt seufzte. So verrückt war Abbie gar nicht. »Du kannst nichts dagegen tun – überhaupt nichts?«
    »Hm, vielleicht ein bißchen. So wie gestern, als Dad so gemein war und ich mir überlegte, daß ein bißchen Schnaps von außen auch nicht schaden könnte.«
    »Und wie war das mit dem Reifen und den Muttern in ei ner Radkappe?«
    Sie lachte. Wieder das Klingeln von kleinen Silberglocken. »Sie haben zu komisch ausgesehen.«
    Matt runzelte die Stirn. Aber langsam klärte sich seine Miene auf. Er grinste. »Vermutlich.«
    Er drehte sich wieder um und starrte die Schreibmaschine an. Glaubte er wirklich, daß die Ereignisse der letzten achtzehn Stunden Tatsachen und Abbies Erklärungen Wahrheit waren? Glaubte er, daß Abbie – wie sollte er sich ausdrücken – durch irgendeine geheimnisvolle unsichtbare Kraft Gegenstände bewegen konnte? Durch ihren Willen? Nein, das war doch unmöglich. Er sah die Schreibmaschine an. Oder doch möglich?
    Er erinnerte sich an das Bild der Flasche, die frei über dem Kopf des alten Jenkins geschwebt war. Er dachte an die Schüssel, die von selbst von ihrem Regal gefallen war. Ihm fiel die Radkappe ein, die ihren Inhalt in den Sand gekippt hatte, als sich sein Fuß noch mindestens fünf Zentimeter von ihr entfernt befand. Und er sah, wie sich der Reifen aufrichtete und den ebenen Weg entlangrollte.
    Man darf diese Dinge nicht einfach hinnehmen, dachte er. In das Schema des Universums muß sich alles einordnen. Und wenn es für gewisse Phänomene keinen Platz gibt, muß man eben das Schema ändern.
    Matt zuckte zusammen. Das war ein unerfreulicher Gedanke.
    Der primitive Geist glaubte, daß in leblosen Dingen Geister wohnten, die man austreiben mußte. Wenn man ein bißchen weiter dachte – die Mythologie und ihre Personifikationen war schließlich auch nichts anderes. Nymphen und Feen, Poseidon und Äolus … Oder die Volkssagen mit ihren Kobolden und Poltergeistern … Sir James Frazer hatte irgend etwas über den Zusammenhang zwischen Wissenschaft und Zauberei gesagt. Der Mensch, hatte er gemeint, verbindet Ideen durch ihre Ähnlichkeit und Aneinandergrenzung in Raum und Zeit. Ist diese Verbindung legitim, so wird daraus die Wissenschaft. Ist sie hingegen nicht legitim, so entsteht daraus die Bastardschwester der Wissenschaft – die Zauberei.
    Aber wenn sich die Gedankenverbindungen auf dem Gebiet der Zauberei als legitim herausstellten, dann war die Wissenschaft illegitim, und man mußte die Rollen vertauschen, und die moderne Welt würde kopfstehen. Matt fühlte sich ein wenig schwindlig.
    Angenommen, der primitive Geist ist weiser als wir. Angenommen, man kann sich durch ein bestimmtes Ritual Glück sichern oder seinen Gegner umbringen, indem man mit einer Nadel in eine Wachspuppe sticht. Angenommen, wir könnten das beweisen.
    Man würde die unnatürlichen Ereignisse irgendwie erklären müssen. Selbst Abbie wußte das.
    Matt kannte die wissenschaftliche Erklärung schon jetzt: Augentäuschung, Betrug, Hypnose – alle Arten von Erklärungen, die die geringste Umstellung von der gültigen Theorie erforderten, die, wenn man es recht bedachte, sogar die Phänomene leugneten.
    Aber wie konnte man es erklären? Wie konnte man Abbie erklären? Glaubte man daran, daß Abbie leblose Gegenstände bewegen konnte, wenn sie in der richtigen Stimmung war? Glaubte man an die Poltergeister, die Abbie herumhetzten? Glaubte man an Libby, diese in die Außenwelt projizierte Seele Abbies?
    Man mußte Abbie erklären können, sonst fiel das gesamte Weltbild zusammen.
    Dieser komische Parapsychologe – hieß er nicht Rhine? – nannte den Vorgang Telekinese. Wenigstens ein Versuch, psychische Phänomene in die Wissenschaft einzugliedern, oder das theoretische Universum so zu verändern, daß sie hineinpaßten.
    Dann dachte Matt an die Elektrizität. Du mußt nicht erklären können, wie sie funktioniert, wenn du sie benützen willst. Du mußt sie nicht verstehen. Verstehen war eine psychologische, keine physische Notwendigkeit.
    Matt starrte auf die Worte, die er geschrieben hatte. Siebzehntes Jahrhundert. Weshalb verschwendete er seine Zeit? Hier gab es etwas viel Wichtigeres. Er war auf etwas gestoßen, was die Welt aufhorchen lassen würde. Diese Entdeckung würde nicht wie seine Doktorarbeit in der Universitätsbibliothek vergilben.
    Matt drehte sich um.

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