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7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

Titel: 7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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Abbie gerade das Frühstück auf dem Tisch an. Sie summte fröhlich vor sich hin. Heute trug sie ein anderes Kleid – ein braunes Kattunkleid, das entsetzliche Reflexe auf ihr Haar und Gesicht warf, aber besser als der blaue Kittel paßte. Es enthüllte eine schlanke, aber durchaus weibliche Figur.
    Einen Augenblick fragte er sich, wie sie wohl in ordentlichen Kleidern, mit dünnen Strümpfen und Schuhen und einem Make-up aussehen mochte.
    Er schob den Gedanken beiseite, als der Duft und der Anblick des Frühstücks seine Magennerven von neuem attackierten. Das Eiweiß war fest, aber nicht hart. Seltsam, wie Abbie seinen Geschmack erriet. Zuerst hatte er geglaubt, sie hätte seinen Appetit überschätzt, doch er schaffte drei Eier spielend, und Abbie verzehrte die restlichen zwei.
    Mit einem Seufzer schob er seinen Teller zurück. »Also«, begann er. Sie wurde ganz ruhig und starrte auf den Boden. Sein Herz schmolz wie Butter. Er war zu satt. Schließlich spielte es keine Rolle, wenn sie ein paar Stunden länger bei ihm blieb. »Also«, fing er wieder an, »dann beginne ich wohl am besten zu arbeiten.«
    Abbie sprang auf und räumte den Tisch ab. Matt ging in die Ecke, wo seine Schreibmaschine wartete. Er setzte sich und spannte ein Blatt Papier ein. Hier war gutes Licht, und der Tisch hatte gerade die richtige Höhe. Alles in allem – ein perfekter Arbeitsplatz.
    Er starrte auf das Papier. Er blätterte seine Notizen durch. Er legte die Finger leicht auf die Tasten und nahm sie einen Augenblick später wieder weg, überkreuzte die Beine, stützte den rechten Ellbogen auf das linke Knie und das Kinn auf den rechten Arm.
    Alles war perfekt. Nur hatte er keine Lust zum Arbeiten.
    Schließlich tippte er säuberlich genau in die Mitte der Seite:
     
    DIE PSYCHODYNAMIK DES HEXENUNWESENS
    unter besonderer Berücksichtigung
    des Salem-Prozesses von 1692
     
    Zeile frei, Absatz. Er dachte nach.
    Nicht daß Abbie Lärm gemacht hätte.
    Im Gegenteil, sie war so ruhig und rücksichtsvoll, daß es ihm auf die Nerven ging. Mit einem Ohr hörte Matt zu, wie sie abspülte und die Teller und Tassen wegräumte. Und dann Stille.
    Matt hielt es lange genug aus. Dann drehte er sich um. Abbie saß am Tisch. Sie flickte ein Loch in der Tasche seiner Sonntagshose. Man fühlte fast die Seligkeit, mit der sie sich ihrer Arbeit hingab.
    Wie ein Kind, dachte Matt, das Hausfrau spielt. Aber sie hatte etwas Reifes an sich. Wenn wir nur alle mit so wenig glücklich sein könnten.
    Als Abbie bemerkte, daß er sie ansah, strahlte sie. Matt wandte sich wieder an seine Schreibmaschine. Die Erleuchtung wollte nicht kommen.
    Hexerei, begann er zögernd, ist der Versuch des primitiven Geistes, Ordnung in das Chaos zu bringen. Daher nimmt das Hexenunwesen und der Glaube daran ab, sobald das Verständnis der natürlichen physikalischen Vorgänge in der Natur wächst. Er ließ die Hände sinken. Das stimmte alles nicht. Es war wie ein Bild aus einem Spiegel, der die Dinge verzerrt. Er drehte sich um. »Wer hat das Haus deines Vaters so zugerichtet?«
    »Libby«, sagte sie.
    »Libby?« kam sein erstauntes Echo. »Wer ist Libby?«
    »Das andere Ich«, sagte Abbie ganz ruhig. »Meistens lasse ich sie nicht ’raus aus mir, aber wenn ich traurig und unglücklich bin, läßt sie sich nicht halten. Dann wird sie wild und macht alles kaputt.«
    Du liebe Güte, dachte Matt, Schizophrenie! »Wie kommst du denn auf diese Idee?« fragte er vorsichtig.
    »Als ich auf die Welt kam«, sagte Abbie, »hatte ich eine Zwillingsschwester, aber sie ist bald gestorben. Ma sagte, ich habe ihr die ganze Kraft weggenommen. Und wenn ich böse war, hat Ma nur den Kopf geschüttelt und gesagt, Libby hätte so was nie gemacht. Na, und wenn sie mich gefragt hat, wer das oder jenes angestellt hatte, sagte ich immer, Libby war’s. Ich hab’ zwar trotzdem meine Prügel gekriegt, aber ich bin mir nicht mehr so gemein vorgekommen.«
    Wie kann man nur so etwas einem Kind sagen, empörte sich Matt.
    »Na, und schließlich hab’ ich selbst geglaubt, daß Libby die Sachen angestellt hatte, für die ich verprügelt wurde, und daß Libby ein Teil von mir war, auf den ich gut aufpassen mußte, damit er mir keine Scherereien machte. Später …«, sie wurde rot, »als ich älter wurde und die Jungs so komisch waren, wurde Libby richtig gemein.«
    »Kannst du sie sehen?« fragte Matt. »Quatsch«, erwiderte Abbie vorwurfsvoll, »die ist doch nicht wirklich. Die Dinge passieren einfach, wenn

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