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7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

Titel: 7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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mitten im Satz stecken und sah Cherry mit offenem Mund an. Sie weinte leise, aber ausgiebig.
    »Liebling«, stammelte er bestürzt.
    Er eilte zu ihr hinüber, aber sie wehrte ihn ab. So stand er hilflos neben ihr, und sie weinte und weinte.
    »Was ist denn los, Cherry?« fragte er.
    Sie wandte den Kopf ab.
    Morey wippte nervös auf den Zehenspitzen. Es war nicht zum erstenmal, daß er Cherry weinen sah. Er erinnerte sich an die dramatische Szene, als sie einander aufgeben wollten, weil ihre Erziehung und ihr Milieu zu weit voneinander getrennt waren. Das war noch vor der Erkenntnis gewesen, daß sie sich nicht mehr trennen wollten, ganz gleich ob …
    Aber diesmal hatte er bei ihren Tränen zum erstenmal ein Schuldgefühl.
    Ja, er fühlte sich schuldig. Er stand neben ihr und starrte auf sie herunter.
    Dann wandte er sich ab und ging zur Bar hinüber. Er verschwendete keinen Blick an die schon vorbereiteten Gläser, sondern goß zwei Whiskys mit Soda ein und brachte sie zu ihr zurück. Er nahm einen tiefen Schluck und reichte ihr das andere Glas.
    Er versuchte es noch einmal in einem anderen Ton. »Liebling, was ist los?« Keine Antwort.
    »Sprich doch. Was gibt es?«
    Sie sah ihn an und rieb sich die Augen. Beinahe trotzig sagte sie: »Entschuldigung.«
    »Ach, laß doch die Entschuldigungen. Schau, wir lieben uns doch. Sprechen wir uns aus, dann wird alles leichter.« Sie nahm ihr Glas, hielt es einen Augenblick nachdenklich in der Hand und setzte es dann wieder ab, ohne auch nur einen Schluck genommen zu haben. »Was soll das alles denn, Morey?«
    »Bitte. Versuchen wir es wenigstens.« Sie zuckte die Achseln.
    Er fuhr unerbittlich fort: »Du bist nicht glücklich. Stimmt es? Und zwar deshalb, weil …« Er deutete hilflos auf die protzigen Möbel, den dicken Teppich, die vielen Maschinen und Vorrichtungen, die nur auf einen Fingerdruck warteten, um sie zu unterhalten. Er dachte an die sechsundzwanzig Räume, die fünf Autos und die neun Roboter. »Du bist nicht daran gewöhnt«, sagte Morey mit einiger Anstrengung.
    »Ich kann nichts dafür«, schluchzte Cherry. »Morey, du weißt, daß ich es versucht habe. Aber zu Hause …«
    »Verdammt«, brauste er auf, »jetzt bist du hier zu Hause. Du lebst nicht mehr bei deinen Eltern in einer winzigen Fünf-Zimmer-Hütte. Du jätest am Abend weder Unkraut noch spielst du mit deinen Leuten Karten. Du hast vorher gewußt, was dich erwartet. Wir haben uns lange vor der Hochzeit über diese Dinge unterhalten …« Er sprach nicht weiter, denn Worte waren sinnlos. Cherry weinte wieder, diesmal aber nicht mehr so leise.
    Mit Tränen in den Augen stieß sie hervor: »Liebling, ich habe es versucht. Du weißt nicht, wie sehr ich mir Mühe gegeben habe. Ich habe diese albernen Kleider getragen und all diese blöden Spiele gespielt, und ich bin so oft wie möglich mit dir ausgegangen – und – und ich habe so viel gegessen, daß ich schon ganz dick werde. Ich dachte, ich könnte es ertragen. Aber es geht nicht mehr so weiter. Ich bin nicht daran gewöhnt. Ich – ich liebe dich, Morey, aber ich werde verrückt, wenn ich so weiterleben muß. Es tut mir so leid, Morey – aber ich will nicht mehr arm sein! Ich ertrage es nicht mehr.«
    Schließlich versickerten die Tränen, und der Streit war vergessen, und die beiden jungen Leute gingen in ihr Schlafzimmer. Aber diese Nacht blieb Morey wach und lauschte auf die leisen Atemzüge, die vom Nebenzimmer herüberdrangen. Er starrte in die Dunkelheit, wie schon so viele andere arme Burschen vor ihm. Er war machtlos.
    Selig die Armen, denn ihrer harret das Himmelreich!
    Selig Morey, der Erbe von mehr irdischen Gütern, als er verbrauchen konnte.
    Morey Fry steckte bis zum Halse in Armut und hatte doch zeit seines Lebens noch keinen Hunger gelitten. Er hatte noch nie auf etwas verzichten müssen, er besaß alles, wonach sein Herz begehrte.
    Der gute alte Malthus hatte irgendwann im neunzehnten Jahrhundert die Theorie aufgestellt, daß man einer Übervölkerung der Erde nur durch erhöhte Volksmoral, durch persönlichen Verzicht zugunsten des Allgemeinwohls, begegnen könne.
    Das stimmte – soweit es eine Zivilisation betraf, in der es weder Maschinen und automatische Fabriken noch synthetische Nahrungsmittel, atombetriebene Brutanstalten und Metallbergwerke auf dem Meeresgrund gab.
    Oder eine Zivilisation, in der es an Arbeitskräften mangelte …
    Hier aber gab es Häuser, die hoch in die Luft stachen und sich tief in den Boden gruben,

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