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7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

Titel: 7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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jeden Monat eingeschickt und überprüft. Schließlich will man wissen, ob wir unserer Konsumierpflicht nachgekommen sind.
    Sobald die Hefte eingeschickt sind, macht man Stichproben. Ein großer Teil wird sorgfältig von Inspektoren durchgesehen, und ein gewisser Prozentsatz wird sogar mit Hilfe von ultravioletten, infraroten und Röntgenstrahlen überprüft. Weitere Hilfsmittel sind Radiumisotope, Bleichmittel, Dämpfe, Papierchromatographie und ähnlicher Unfug. Die Kerle sind mit allen Wassern gewaschen.« Seine Stimme wurde laut und schrill. » Wenn wir Glück haben und diese Marken anbringen können, dann höchstens zwei in der Woche, damit es nicht auffällt.
    Das heißt, Cherry, daß du keinen Zwei-Monate-Vorrat, sondern vielleicht einen Zwei-Jahre-Vorrat eingehandelt hast. Und da – wie du vielleicht auch schon bemerkt haben wirst – alle Marken Verfalldaten aufweisen, haben wir vermutlich kaum eine Gelegenheit, mehr als die Hälfte dieser Fälschungen loszuwerden.« Er brüllte jetzt und stieß seinen Stuhl heftig zurück. Wie ein Rachegott beugte er sich über sie. »Darüber hinaus«, fuhr er fort, »müssen wir die Marken, die du weggegeben hast, irgendwie verkonsumieren, und das heißt wiederum, daß wir in den nächsten Wochen auf doppelten Rationen leben müssen.
    Aber das Allerschlimmste kommt noch. Du scheinst eines nicht bedacht zu haben – diese gefälschten Marken verstoßen gegen das Gesetz. Ich bin arm, Cherry. Ich lebe in einem Slum, und ich weiß es. Ich habe noch einen weiten Weg vor mir, wenn ich so reich und angesehen wie dein Vater werden will. Dabei kann ich gleich erwähnen, daß es mir allmählich zum Halse heraushängt, ihn immer als leuchtendes Beispiel vor die Nase gesetzt zu bekommen. Aber so arm ich auch bin, eines kann ich dir versichern: Bis jetzt war ich noch immer ehrlich !«
    Cherrys Tränen waren vollständig versiegt, und als Morey seinen Monolog beendet hatte, saß sie zusammengesunken mit weißem Gesicht und roten Augen in der Stuhlecke. Er hatte sich erschöpft. Seine Wut war verraucht.
    Einen Augenblick lang starrte er Cherry mitleidig an, doch dann drehte er sich brüsk um und stapfte aus dem Zimmer.
    Heiraten! Verdammter Unsinn! dachte er, als er die Haustür hinter sich zuschlug.
     
    Er ging stundenlang ziellos hin und her.
    Ein seltsames Gefühl, ein Gefühl, das er seit Jahren nicht mehr verspürt hatte, brachte ihn in die Wirklichkeit zurück. Er hatte Hunger, richtigen Hunger.
    Er sah sich um. Er befand sich in der Altstadt, Meilen von seiner Wohnung entfernt, und wurde von Typen der übelsten Sorte umhergestoßen. Das Viertel gehörte zu den häßlichsten Slums, die er je gesehen hatte. Chinesische Pagoden drängten sich an Rokoko-Imitationen der Paläste von Versailles. Leuchtreklamen machten die Gebäude nur um so häßlicher.
    Er sah ein geschmacklos überladenes Restaurant mit dem klingenden Namen Billy’s Budget-Bonanza und kämpfte sich durch den nicht endenden Verkehrsstrom auf die andere Straßenseite. Es war das groteske Zerrbild eines Speisehauses, aber Morey war nicht in der Stimmung umzukehren. Er fand einen Platz unter einer Zimmerpalme, der weit genug von den glitzernden Springbrunnen und dem Roboter-Streichorchester entfernt war und bestellte, ohne sich auch nur im geringsten um die Rationierungspreise zu kümmern. Als der Kellner lautlos fortglitt, machte Morey eine üble Entdeckung. Er war ohne sein Rationierungsheft hergekommen. Ein lautes Stöhnen entrang sich seiner Brust. Aber es war zu spät, um ohne Aufsehen wieder fortgehen zu können. Ach was, dachte er aufrührerisch, was machte schon eine einzige Mahlzeit ohne Marken für einen Unterschied?
    Nach dem Essen fühlte er sich ein wenig besser. Er verschlang die Nachspeise, ohne das erlaubte Drittel auf dem Teller zu lassen und zahlte die Rechnung. Der Roboter griff automatisch nach dem Rationierblock. Morey fühlte sich einen Augenblick als Snob, als er mit einer abwehrenden Geste erklärte: »Keine Rationiermarken.«
    Roboterkassierer waren nicht in der Lage, ihre Überraschung auszudrücken, aber dieser versuchte es wenigstens. Der Mann hinter ihm sog hörbar die Luft ein und murmelte etwas über Slum-Bewohner. Morey faßte es als Kompliment auf und verließ das Restaurant in einem Gefühl der Hochstimmung.
    Sollte er zu Cherry zurückkehren? Einen Augenblick zog er es in Erwägung. Aber das hieße zugeben zu müssen, daß er sich im Unrecht fühlte. Denn Cherry würde niemals

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