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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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be­leb­ten Stra­ßen in wei­tem Bo­gen um­gan­gen hat­te. Ihm war nichts an­de­res üb­rig­ge­blie­ben, als Men­schen an­zu­fal­len, aber er hat­te kei­nen von ih­nen ge­tö­tet. Auch Ma­ri­el­le hat­te er nicht le­bens­ge­fähr­lich ver­wun­det.
    Warum er selbst wäh­rend sei­nes Wolfs­da­seins so hu­man war, konn­te er nicht be­grün­den. Viel­leicht hin­der­te ihn sein Un­ter­be­wußt­sein dar­an, zu mor­den?
    Plötz­lich durch­fuhr es ihn sie­dend heiß. Er schloß die Au­gen und biß die Zäh­ne zu­sam­men.
    Nicht jetzt, dach­te er, nur nicht jetzt.
    Der Drang ließ nach, er hat­te das schmerz­haf­te Ver­lan­gen, sich in einen Wolf zu ver­wan­deln, be­siegt. Die Er­kennt­nis kam blitz­ar­tig: Er konn­te den Drang kon­trol­lie­ren!
    Er at­me­te auf.
    Der Fah­rer des Sat­tel­schlep­pers warf ihm einen Sei­ten­blick zu und mur­mel­te et­was auf Fran­zö­sisch. Ser­gej rea­gier­te über­haupt nicht. Er hat­te vor­ge­ge­ben taub­stumm zu sein. Das schi­en ihm die bes­te Mög­lich­keit, kein Auf­se­hen zu er­re­gen. Bis­her funk­tio­nier­te sei­ne Tar­nung.
    Vor ih­nen tauch­te ei­ne Rast­stät­te auf. Der Fah­rer brems­te den Sat­tel­schlep­per ab und fuhr auf den Park­platz. Er stieß Ser­gej an und be­deu­te­te ihm, mit­zu­kom­men. Ser­gej schüt­tel­te den Kopf und kehr­te be­dau­ernd sei­ne Rock­ta­schen um. Der Fah­rer for­der­te ihn dar­auf­hin noch­mals zum Mit­kom­men auf, und dies­mal folg­te ihm Ser­gej be­reit­wil­lig.
    Er hat­te nichts da­ge­gen, sich auf ein Mit­tages­sen ein­la­den zu las­sen. Das Schaf, das er letz­te Nacht ge­ris­sen hat­te, war schon längst wie­der ver­daut. Sein Ma­gen knurr­te.
    Das Es­sen war nicht da­zu an­ge­tan, ho­he An­sprü­che zu be­frie­di­gen, aber es sät­tig­te we­nigs­tens. Ser­gej lehn­te sich zu­frie­den zu­rück. So saß er ei­ne Wei­le da und war­te­te dar­auf, daß der Fern­fah­rer die Zei­tung weg­le­gen wür­de. Ei­ne Vier­tel­stun­de war­te­te Ser­gej ver­ge­bens dar­auf. Er wur­de un­ru­hig, und um nicht auf­zu­fal­len, nahm er eben­falls ei­ne Zei­tung und tat, als le­se er.
    Plötz­lich stach ihm ein Wort ins Au­ge.
    Ly­kan­thro­po­lo­ge, stand da. Ein Ly­kan­throp war ein Wer­wolf, und ein Ly­kan­thro­po­lo­ge muß­te dem­nach je­mand sein, der sich wis­sen­schaft­lich mit Wer­wöl­fen be­faß­te. Ser­gej hat­te bis­lang nicht ge­wußt, daß es einen Zweig der Wis­sen­schaf­ten gab, der sich dem My­thos über Wer­wöl­fe an­nahm. Aber das war nun egal.
    Ser­gej stu­dier­te den Ar­ti­kel Wort für Wort. Er be­kam na­tür­lich nicht her­aus, worum es im ein­zel­nen ging, aber im­mer­hin er­fuhr er den Na­men ei­nes Ly­kan­thro­po­lo­gen und des­sen Adres­se.
    Er hieß Jean-Louis Guil­lard und wohn­te in Pa­ris. Ser­gej nahm sich in die­sem Au­gen­blick vor, ihn auf­zu­su­chen. Es war der ein­zi­ge Mensch, dem er sich an­ver­trau­en konn­te und von dem er über­zeugt sein konn­te, daß er ihn auch an­hö­ren wür­de.
    Sein Ent­schluß stand fest. Er wür­de zu Pro­fes­sor Jean-Louis Guil­lard ge­hen und ihm al­les über die be­vor­ste­hen­de In­va­si­on der Wer­wöl­fe er­zäh­len. Hof­fent­lich hör­te er ihn auch an, be­vor er die Po­li­zei ver­stän­dig­te.
    Ser­gej kam sein Vor­ha­ben plötz­lich sinn­los vor. Wer wür­de ihm denn schon glau­ben? Es klang al­les so phan­tas­tisch und un­wahr­schein­lich, daß man ihn für wahn­sin­nig hal­ten muß­te. Trotz­dem blieb ihm kei­ne an­de­re Wahl. Er muß­te den Ly­kan­thro­po­lo­gen auf­su­chen, um sich der drücken­den Be­las­tung zu ent­le­di­gen, die das schreck­li­che Ge­heim­nis für ihn be­deu­te­te, das er mit sich trug.
    Der Sat­tel­schlep­per brach­te ihn bis Ly­on, wo er die Nacht frie­rend in ei­nem Park ver­brach­te. Er hät­te der Käl­te ganz leicht bei­kom­men kön­nen, in­dem er Wolfs­ge­stalt an­nahm, aber aus Angst vor ei­ner Ent­de­ckung un­ter­ließ er es. Am nächs­ten Mor­gen be­reu­te er sei­ne über­mä­ßi­ge Vor­sicht bit­ter­lich. Ein Po­li­zist stö­ber­te ihn auf und nahm ihn we­gen Land­strei­che­rei mit auf die Wa­che. Dort wur­de ihm ein Platz vor ei­nem Schreib­tisch

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