Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
Vom Netzwerk:
Ant­wort.
    »Ich kann nicht«, sag­te ei­ne an­ge­nehm klin­gen­de Män­ner­stim­me auf Eng­lisch; sie über­hör­te den har­ten, rol­len­den Ak­zent nicht.
    »Spre­chen Sie nicht Fran­zö­sisch?« er­kun­dig­te sie sich in der­sel­ben Spra­che.
    »Nein – ich bin Ame­ri­ka­ner.«
    Sie run­zel­te die Stirn und mahn­te sich zur Vor­sicht. Wer im­mer die­ser Mann hin­ter dem Busch war, er sprach mit ei­nem sla­wi­schen Ak­zent und war al­les an­de­re als ein Ame­ri­ka­ner.
    »Warum kön­nen Sie nicht aus Ih­rem Ver­steck kom­men?« frag­te sie.
    »Weil ich nackt bin.«
    »Oh.«
    Das Strauch­werk teil­te sich, dann er­schi­en der nack­te Ober­kör­per ei­nes kräf­tig ge­bau­ten Man­nes von mitt­le­rem Al­ter. Er hat­te stren­ge, mar­kan­te Ge­sichts­zü­ge, sein Haar­schnitt war von mi­li­tä­ri­scher Kür­ze.
    Er lä­chel­te un­be­hol­fen und sag­te: »Man hat mir die Klei­der ge­stoh­len, als ich hier ba­de­te.«
    »Ach?« mein­te sie zwei­felnd und dach­te: Er lügt schon wie­der. Laut sag­te sie: »Der See ist so ein­sam und ver­las­sen, daß sich kaum ein Frem­der hier­her ver­irrt. Selbst Ein­hei­mi­sche …«
    Sie un­ter­brach sich, weil sie er­kann­te, wie ver­fäng­lich ih­re Wor­te wa­ren. Schnell füg­te sie hin­zu: »So ver­las­sen ist der See ei­gent­lich gar nicht. Wir kom­men sehr oft her – mein Freund muß oh­ne­dies bald ein­tref­fen. Er kann je­den Au­gen­blick kom­men.«
    Das Ge­sicht des Un­be­kann­ten er­hell­te sich. »Viel­leicht könn­te mir Ihr Freund ei­ne Ba­de­ho­se bor­gen.«
    Das Mäd­chen lach­te schal­lend, ge­löst. Als sie sein Er­stau­nen und sei­ne Be­trof­fen­heit sah, be­merk­te sie: »Ich dach­te, Sie sei­en ein Wüst­ling, ein Voy­eur oder so – man liest ja al­ler­hand Schau­er­li­ches. Des­halb ha­be ich zu Ih­nen ge­sagt, daß mein Freund bald kommt.«
    »Dann kommt er gar nicht?«
    Sie schüt­tel­te be­dau­ernd den Kopf. »Ich muß Sie lei­der ent­täu­schen. Aber las­sen Sie mich nach­den­ken. Nackt kön­nen Sie na­tür­lich nicht blei­ben … Na­tür­lich, so geht es! Sie kön­nen sich zur Not das Hös­chen mei­nes Bi­ki­nis über­strei­fen; mit dem Ba­den wird es oh­ne­hin nichts mehr.«
    »Aber…«
    »Las­sen Sie mich nur ma­chen«, un­ter­brach sie ihn. »Ich brin­ge Sie mit dem Rad zu mir nach Hau­se. Auf dem Dach­bo­den be­fin­den sich noch ei­ni­ge Kla­mot­ten mei­nes Vor­gän­gers, die könn­ten Ih­nen pas­sen.«
    Es stell­te sich her­aus, daß sie Leh­re­rin in ei­nem klei­nen Ort war und ein ab­ge­le­ge­nes Haus be­wohn­te. Nie­mand be­merk­te sie, als sie mit dem Frem­den an­kam. Sie brach­te ihm Un­ter­wä­sche, ein Hemd und einen zer­knit­ter­ten An­zug.
    Er rümpf­te die Na­se.
    »Ein­ge­mot­tet«, er­klär­te sie spitz. »Aber in Ih­rer Ver­fas­sung kön­nen Sie nicht wäh­le­risch sein.«
    »Na­tür­lich nicht. Ent­schul­di­gen Sie.«
    Als er sich we­ni­ge Mi­nu­ten spä­ter mit dem An­zug se­hen ließ, stell­te sie fest, daß er recht statt­lich dar­in wirk­te. Nach­dem sie ihm zu es­sen ge­ge­ben hat­te, er­kun­dig­te sie sich, was er nun zu tun ge­den­ke. Er er­klär­te, daß er beim nächs­ten Gen­dar­me­ri­e­pos­ten An­zei­ge er­stat­ten wür­de, um dann zu sei­nem Ge­schäfts­freund zu­rück­zu­keh­ren, bei dem er woh­ne.
    Wort­los leg­te sie ei­ne Zei­tung vor ihn auf den Tisch. Sie sah, daß sein Blick wach­sam und arg­wöh­nisch wur­de. Oh­ne auf die Zei­tung zu ach­ten, sag­te er: »Ich kann das lei­der nicht le­sen. Wür­den Sie es mir über­set­zen?«
    Sie nahm die Zei­tung wie­der an sich und las die Über­schrift vor: »So­wje­ti­sche Raum­kap­sel bei Im­pe­ria ins Meer ge­stürzt. Sechs Astro­nau­ten ka­men ums Le­ben … der ein­zi­ge über­le­ben­de Astro­naut dürf­te durch einen Schock das Ge­dächt­nis ver­lo­ren ha­ben. Er ist vor sei­nen Ret­tern in die Ber­ge des Li­gu­ri­schen Apen­nin ge­flüch­tet. Bei Re­dak­ti­ons­schluß fehl­te von ihm noch je­de Spur, aber es ist nicht un­wahr­schein­lich, daß er sich be­reits auf fran­zö­si­schem Bo­den be­fin­det. Die Be­völ­ke­rung wird er­sucht…«
    »Sie ha­ben recht«, ge­stand er, »das bin ich. Aber ich ha­be

Weitere Kostenlose Bücher