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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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drin­gen­den Be­spre­chung in den Ge­mein­schafts­raum. Als al­le ver­sam­melt wa­ren, sprach er zu­sam­men­fas­send über den Er­folg ih­rer Ex­pe­di­ti­on und ging so­fort auf den ei­gent­li­chen Grund der Zu­sam­men­kunft über.
    Er sag­te: »Wir kön­nen nicht dul­den, daß die­ser Er­folg durch ver­bre­che­ri­sche Ele­men­te in Fra­ge ge­stellt wird. Ir­gend je­mand aus un­se­rer Ge­mein­schaft möch­te sich per­sön­li­che Vor­tei­le ver­schaf­fen, in­dem er die Le­bens­mit­tel­kam­mer plün­dert. Wenn das nicht so­fort ein­ge­stellt wird, schmel­zen un­se­re knapp ra­tio­nier­ten Le­bens­mit­tel auf ein Nichts zu­sam­men, noch be­vor wir die Er­de er­reicht ha­ben.«
    Ser­gej Ka­mow war den Aus­füh­run­gen mit wach­sen­dem Un­be­ha­gen ge­folgt. Er glaub­te sich durch sei­ne Ner­vo­si­tät ver­ra­ten, als er den Blick des Kom­man­dan­ten auf sich ru­hen spür­te.
    »Mel­det sich der Schul­di­ge frei­wil­lig?«
    Ser­gej hat­te nicht ge­glaubt, daß das Feh­len von drei Fleisch­kon­ser­ven so schnell auf­fal­len wür­de. Er woll­te den Dieb­stahl schon zu­ge­ben, als sich der Na­vi­ga­tor mel­de­te.
    »Ich bin der Dieb«, sag­te er.
    Ser­gej frohlock­te in­ner­lich. Der Na­vi­ga­tor war sein Ver­bün­de­ter, ein Wolf wie er. Warum sonst hät­te er die Fleisch­kon­ser­ven steh­len sol­len?
    »Warum ha­ben Sie ge­stoh­len?« frag­te der Kom­man­dant.
    »Ich … ich brauch­te das Fleisch …«
    »Wer fühlt sich noch schul­dig?« er­kun­dig­te sich der Kom­man­dant. Als sich nie­mand mel­de­te, sag­te er: »Dann muß ich den an­de­ren Dieb über­füh­ren. Fun­ker, ge­ben Sie zu, daß Sie den Was­ser­vor­rat un­er­laubt an­ge­grif­fen ha­ben?«
    »Ja«, be­kann­te der Fun­ker.
    »Sie ha­ben einen Bot­tich voll Was­ser in Ih­rer Ka­bi­ne ste­hen. Wo­zu brau­chen Sie das Was­ser? Funk­tio­niert der Was­ser­hahn nicht?«
    »Doch«, be­kann­te der Fun­ker, »aber manch­mal … manch­mal kann ich ihn nicht be­tä­ti­gen.«
    Jetzt sind wir drei, tri­um­phier­te Ser­gej Ka­mow.
    »Ich kann al­les ver­ste­hen«, mein­te der Kom­man­dant mit plötz­lich ver­än­der­ter Stim­me, »nur nicht, daß sich ei­ni­ge auf Kos­ten an­de­rer be­rei­chern wol­len. Wir soll­ten uns in je­der La­ge vor Au­gen fuh­ren, daß wir ei­ne Ge­mein­schaft sind. Auch Sie, Ge­nos­se Ka­mow!«
    Ser­gej zuck­te zu­sam­men, aber er faß­te sich schnell wie­der. Er hat­te mit dem Na­vi­ga­tor und dem Fun­ker zwei Bun­des­ge­nos­sen, die im Fal­le ei­ner Aus­ein­an­der­set­zung auf sei­ner Sei­te ste­hen wür­den.
    »Ich bin krank, ich brau­che Fleisch«, sag­te er des­halb her­aus­for­dernd.
    Der Kom­man­dant rea­gier­te ganz an­ders als er­war­tet.
    »Wie kön­nen Sie das nur sa­gen, Ge­nos­se Ka­mow! Sie nen­nen es ei­ne Krank­heit, aber es ist ei­ne kost­ba­re Be­ga­bung. Ich bin eben­falls da­mit ge­seg­net – wir al­le sind es. Oder gibt es einen Au­ßen­sei­ter un­ter uns?«
    Die sechs Astro­nau­ten schüt­tel­ten die Köp­fe. Die Ver­kramp­fung der letz­ten Ta­ge und Wo­chen fiel von ih­nen ab, sie be­nah­men sich frei­er und un­ge­zwun­ge­ner. Sie brauch­ten vor­ein­an­der kei­ne Ge­heim­nis­se mehr zu ha­ben. Sie wa­ren al­le von dem glei­chen Drang be­fal­len.
    Das Raum­schiff ras­te der fer­nen Er­de ent­ge­gen. Es hat­te sie­ben Wer­wöl­fe an Bord, die sich ge­gen die Mensch­heit ver­schwo­ren hat­ten.
     
    Ser­gej Ka­mow blick­te in Ge­dan­ken ver­sun­ken aus dem Sei­ten­fens­ter des Füh­rer­hau­ses auf die vor­beif­lit­zen­den Bäu­me, die die Land­stra­ße ein­säum­ten.
    Im­mer wie­der sah er Ma­ri­e­lies nack­ten Kör­per aus­ge­streckt ne­ben dem Bett lie­gen, blut­be­su­delt. Er er­in­ner­te sich noch ge­nau dar­an, daß er sich die Schnau­ze ab­ge­leckt hat­te, be­vor er durch das Fens­ter ins Freie ge­sprun­gen war. Die Ge­scheh­nis­se der bei­den dar­auf­fol­gen­den Ta­ge haf­te­ten nicht mehr so le­ben­dig in sei­nem Ge­dächt­nis.
    Er wuß­te nur noch, daß er in Wolfs­ge­stalt durch die Ge­gend ge­streunt war und daß ei­ni­ge Ma­le Men­schen sei­nen Weg ge­kreuzt hat­ten, ob­wohl er die Ort­schaf­ten und

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