7 Werwolfstories
zugewiesen, an dem ein Beamter hinter einer Schreibmaschine saß.
Er sah Sergej erwartungsvoll an und stellte in mürrischem Ton eine Frage. Sergej deutete auf seine Ohren, bewegte den Mund lautlos und machte mit den Fingern einige undefinierbare Zeichen.
Der Beamte nickte zum Zeichen, daß er verstanden hatte, dann drehte er den Kopf und rief einen Namen. Sergej begann zu ahnen, was nun geschehen würde, und der Schweiß brach ihm aus. Er brauchte auch nicht lange zu warten, bis ein anderer Beamter in Zivil kam und sich ihm gegenübersetzte. Die beiden Beamten wechselten einige Worte, dann wandte sich der Hinzugekommene mit einem Lächeln an Sergej. Bevor er noch dazu kam, seine Finger in der Zeichensprache zu bewegen, sagte Sergej auf Englisch: »Können Sie einen Dolmetscher kommen lassen?«
Die beiden Beamten starrten sich betroffen an, dann hieb der hinter der Schreibmaschine wütend auf die Tasten. Fluchend rief er nach einem anderen Beamten.
Diesmal erschien ein bulliger Polizist. Er nahm wortlos Platz und hörte sich an, was ihm der Mann hinter der Schreibmaschine zu sagen hatte. Danach grunzte er und fragte mit schleppender Stimme und in schlechtem Englisch: »Warum hast du uns angelogen?«
Sergej verstand ihn gerade noch zur Not. Er benetzte sich die Lippen und sagte: »Das kann Ihnen doch egal sein. Nehmen Sie meine Personalien auf und lassen Sie mich in Frieden.«
»Ah, so einer bist du. Na, wir werden schon mit dir fertig.«
Er begann ihn nach Namen, Meldeort, Beruf und Staatszugehörigkeit auszufragen. Sergej nannte irgendeinen Namen, gab als Wohnort ein kleines Dorf an, an dem er mit dem Fernfahrer vorbeigekommen war, bezeichnete sich als Jugoslawe, und als Gelegenheitsarbeiter.
»Hast wohl selten Gelegenheit zum Arbeiten«, bemerkte der Polizist, dann begann er mit dem eigentlichen Verhör; er führte es geschickt und streng, dabei machte er den Eindruck, als seien ihm alle Ausländer prinzipiell verdächtig.
Sergej verstrickte sich bald in Widersprüche. Er spürte es direkt physisch, wie der Beamte immer mißtrauischer wurde. Er dachte fieberhaft über einen Ausweg nach, aber er konnte sich nicht darauf konzentrieren, weil andauernd Fragen auf ihn niederprasselten.
Er mußte handeln, bevor sie ihn in eine Zelle sperrten – noch bevor sie durch Rückfragen seine wahre Identität erfuhren.
Der bullige Beamte lehnte sich zurück, öffnete den obersten Hemdkragen und wischte sich mit dem Taschentuch über die schweißnasse Stirn.
»Ich bin fertig mit dir«, sagte er. »Jetzt werde ich das Verhör dem Chef überlassen.«
Sergej sprang mit einem gurgelnden Laut auf – sein Körper wurde in Feuer gebadet.
Der Polizist war zur Stelle und stützte ihn.
»Du wirst doch hier nicht kotzen?« fragte er mißtrauisch.
Sergej schüttelte den Kopf. »Es ist schon wieder vorbei.«
Der Beamte sah ihn prüfend an. »Siehst immer noch recht blaß aus. Da hinten ist das W.C. Vielleicht fühlst du dich besser, wenn du dich entleerst.«
Er drängte Sergej in den hinteren Teil des Raumes, öffnete eine Tür, schob ihn in die Toilette und blieb draußen stehen. Er wartete fünf Minuten, dann fragte er durch die geschlossene Tür: »Was ist?«
Ein gurgelnder Laut kam als Antwort. Der Gendarm überlegte, ob er nicht doch nachsehen sollte, aber dann verzog er nur angewidert das Gesicht und blieb draußen. Nach einigen weiteren Minuten stellte er wieder eine Frage. Er bekam keine Antwort. Er drückte gegen die Tür, sie war von innen verschlossen. Jetzt bemächtigte sich seiner ernsthafte Besorgnis. Er rief einen anderen Beamten zu sich, und gemeinsam rannten sie gegen die Tür an. Nach drei Anläufen splitterte sie aus
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