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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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mein Ge­dächt­nis nicht ver­lo­ren. Ich muß­te flüch­ten, ich muß­te um mein Le­ben lau­fen.«
    »Sie kön­nen mir Ih­re Ge­schich­te auch spä­ter er­zäh­len«, mein­te sie be­ru­hi­gend. Sie senk­te den Blick und sag­te: »Sie wis­sen si­cher nicht, wo­hin Sie sich wen­den sol­len. Wenn Sie wol­len, kön­nen Sie hier in mei­nem Haus über­nach­ten – ich ha­be ein Gäs­te­zim­mer.«
    »Ich wür­de schon – aber ha­ben Sie kei­ne Angst, einen wild­frem­den Mann bei sich auf­zu­neh­men?«
    »Hm, hm«, mach­te sie kopf­schüt­telnd. »Nicht wenn er so tu­gend­haft ist wie Sie.«
    Ja, dach­te er, ich bin ein tu­gend­haf­ter Wer­wolf. Ich muß schleu­nigst je­mand fin­den, mit dem ich über mei­ne Krank­heit spre­chen kann.
    Spät in der Nacht lag er im­mer noch wach. Er dach­te, Ma­ri­el­le an sei­ner Sei­te sei schon lan­ge ein­ge­schla­fen. Aber plötz­lich be­weg­te sie sich und rich­te­te sich auf.
    »Warum bist du Ih­nen da­von­ge­rannt?« er­kun­dig­te sie sich mit lei­ser Stim­me.
    »Das fragst du mit­ten in der Nacht?«
    »Ich konn­te eben­so­we­nig schla­fen wie du.«
    Ei­ne Wei­le herrsch­te Stil­le, dann sag­te er: »Sie woll­ten mich tö­ten, so wie sie es mit mei­nen Ka­me­ra­den ge­tan ha­ben.«
    »Aber in der Zei­tung steht, sie sei­en bei der Ka­ta­stro­phe ums Le­ben ge­kom­men.«
    »Al­les Lü­ge. Sie wur­den ab­ge­schos­sen wie …«
    »Wie toll­wü­ti­ge Hun­de?«
    »Ja, wie toll­wü­ti­ge Hun­de!« Er spür­te ei­ne hei­ße Wo­ge sei­nen Kör­per über­schwem­men. In zor­ni­ger Er­re­gung fuhr er fort: »Sie ha­ben uns kei­ne Chan­ce ge­las­sen. Wir hat­ten kaum un­se­re Schnau­zen aus der Schleu­se ge­steckt…«
    Sie er­starr­te. »Was sagst du da, Ser­gej?«
    Wie ver­stei­nert lag er da. Er hat­te sich ver­ra­ten. Durch ein ein­zi­ges un­be­dach­tes Wort hat­te er ih­ren Arg­wohn er­weckt. Doch war das nicht so schlimm, er hät­te sich noch her­aus­re­den kön­nen – wenn nicht aus­ge­rech­net in die­sem Au­gen­blick der Drang über ihn ge­kom­men wä­re. Er wehr­te sich hef­tig da­ge­gen, aber er kam nicht da­ge­gen an. Es war ein Muß für ihn, sich zeit­wei­se in einen Wer­wolf zu ver­wan­deln. An­ders konn­te er nicht exis­tie­ren.
    Er er­in­ner­te sich noch ge­nau an das ers­te­mal, als er auf al­le vie­re nie­der­ge­sun­ken war und ihm aus dem Spie­gel ein Wolf ent­ge­gen­ge­blickt hat­te. Das war auf dem Raum­schiff pas­siert, ei­ne Wo­che nach­dem sie Si­ri­us ver­las­sen hat­ten. Er war da­mals zu To­de er­schro­cken ge­we­sen …
    »Ser­gej! Was ist mit dir? Fühlst du dich nicht wohl?«
    »Gleich, Ma­ri­el­le, gleich wird es mir bes­ser ge­hen.«
    Er fletsch­te die Zäh­ne, knurr­te wild und sprang dem ver­meint­li­chen Ri­va­len ent­ge­gen. Der Spie­gel zer­split­ter­te in tau­send Scher­ben – er hat­te sein ei­ge­nes Spie­gel­bild an­ge­grif­fen.
    Er kam wie­der zur Be­sin­nung und lief un­ru­hig in der en­gen Ka­bi­ne auf und ab, die für mensch­li­che Be­dürf­nis­se ge­schaf­fen wor­den war. Als Mensch fühl­te er sich wohl dar­in, aber als Wolf brauch­te er mehr Be­we­gungs­frei­heit.
    Er war hung­rig, aber als er an den Nah­rungs­kon­zen­tra­ten schnup­per­te, re­bel­lier­te sein Ma­gen. Er war durs­tig, konn­te sei­nen Durst aber nicht stil­len, weil er mit den Pfo­ten den Was­ser­hahn nicht be­tä­ti­gen konn­te. Am liebs­ten hät­te er sei­ner Ver­zweif­lung in ei­nem an­hal­ten­den Kla­ge­laut Aus­druck ge­ge­ben, aber er ge­mahn­te sich noch recht­zei­tig zur Vor­sicht.
    Er war nicht al­lein auf dem Raum­schiff. Sechs Men­schen be­fan­den sich mit ihm an Bord. Es wa­ren sei­ne Ka­me­ra­den nur so­lan­ge er mensch­li­che Ge­stalt be­saß. Jetzt war er ein Wolf, die Men­schen wa­ren sei­ne Fein­de!
    Er muß­te war­ten, bis der Drang nachließ und er wie­der mensch­li­che Ge­stalt an­neh­men konn­te. Dann wür­de er sich über­le­gen, wel­che Vor­sichts­maß­nah­men er künf­tig ge­gen ei­ne Ent­de­ckung tref­fen konn­te. Denn er wuß­te: Er wür­de noch oft zum Wolf wer­den.
    Das war sein Schick­sal.
    Sechs Wo­chen spä­ter rief der Kom­man­dant, Ju­ri Alex­an­dro­witsch, sie zu ei­ner

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