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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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konn­te man mit an Si­cher­heit gren­zen­der Wahr­schein­lich­keit da­mit rech­nen, daß ir­gend je­mand das ge­heim­nis­vol­le Wort laut aus­sprach. Es war die viel­be­gehr­te Blon­di­ne, die es tat.
    »Abs­ar­ka«, sag­te sie ver­wun­dert.
    Und da stand Pro­fes­sor Wolfe Wolf und lä­chel­te sei­ne Klas­se freund­lich an.
    Der ein­zi­ge Schön­heits­feh­ler war nur: Sein An­zug lag im Ber­ke­ley-Ho­tel, und er stand split­ter­nackt auf dem Po­di­um. Zwei sei­ner bes­ten Stu­den­tin­nen kreisch­ten auf, ei­ne fiel in Ohn­macht. Die Blon­di­ne ki­cher­te an­er­ken­nend.
    Emi­ly konn­te es kaum glau­ben und be­mit­lei­de­te ihn.
    Pro­fes­sor Fea­ring war mit­füh­lend, aber re­ser­viert.
    Der In­sti­tuts­di­rek­tor war kühl.
    Der De­kan der phi­lo­so­phi­schen Fa­kul­tät war fros­tig.
    Der Rek­tor der Uni­ver­si­tät war ei­sig.
    Wolfe Wolf war ar­beits­los.
    Und He­lio­phag von Smyr­na hat­te recht. »Die Es­senz der Ma­gie ist Täu­schung.«
     
    »Aber was soll ich tun?« klag­te Wolf in sein Zom­bie-Glas hin­ein. »Ich bin ver­ra­ten und ver­kauft. Glo­ria kommt mor­gen nach Ber­ke­ley, und was bin ich? Ein Nichts. Nur ein nutz­lo­ser, wert­lo­ser Wer­wolf. Da­mit kann man kei­ne Frau er­näh­ren. Oder ei­ne Fa­mi­lie. Man kann – man kann nicht mal einen Hei­rats­an­trag ma­chen. – Ich will noch einen. Wol­len Sie nicht doch noch einen?«
    Ozy­man­di­as der Große schüt­tel­te sein run­des, bär­ti­ges Haupt. »Das letz­te­mal, als ich zwei Drinks hat­te, fing die gan­ze Ge­schich­te an. Es ist bes­ser, wenn ich mich be­herr­sche. Aber, Kol­le­ge, Sie sind ein ge­sun­der, kräf­ti­ger, jun­ger Mann. Es soll­te Ih­nen doch ge­lin­gen, ir­gend­wo Ar­beit zu fin­den.«
    »Wo? Ich bin nur für ei­ne Uni­ver­si­täts­lauf­bahn aus­ge­bil­det, und da­mit ist es nach dem letz­ten Skan­dal end­gül­tig aus. Wel­che Uni­ver­si­tät wür­de je­man­den neh­men, der nackt im Hör­saal er­scheint und sich noch nicht ein­mal mit Voll­trun­ken­heit ent­schul­di­gen kann? Und wenn ich mich nach ei­ner an­de­ren Stel­lung um­se­he, muß ich Re­fe­ren­zen an­ge­ben und den Leu­ten er­zäh­len, was ich bis­her ge­macht ha­be. Wenn man dann nach­fragt … Oz­zy, ich bin ein ver­lo­re­ner Mann.«
    »Nur nicht ver­zwei­feln, Kol­le­ge. Ich ha­be die Er­fah­rung ge­macht, daß man durch Zau­be­rei in schlim­me Si­tua­tio­nen ge­ra­ten kann, daß es aber im­mer einen Aus­weg gibt. Wenn ich an den Abend in Dar­jee­ling den­ke …«
    »Aber was kann ich tun? Ich wer­de wie Kon­fu­zi­us, der Wer-Chow-Chow, en­den und von Al­mo­sen le­ben müs­sen, falls Sie je­man­den aus­fin­dig ma­chen kön­nen, der einen Wer­wolf als Haus­tier ha­ben will.«
    »Die Idee ist gar nicht so übel«, sag­te Ozy­man­di­as be­däch­tig.
    »Ach, Un­sinn! Das soll­te nur ein Witz sein. Zu­min­dest kann ich mei­ne Selbst­ach­tung be­wah­ren, selbst wenn ich Wohl­fahrts­emp­fän­ger wer­de. Und ich möch­te wet­ten, daß auch die Wohl­fahrts­be­hör­den nack­te Män­ner nicht son­der­lich mö­gen.«
    »Nein. Ich mein­te nicht, daß Sie als Haus­tier ge­hen soll­ten. Aber be­trach­ten Sie Ih­re La­ge mal von der Sei­te: Was sind Ih­re Ak­ti­va? Sie ha­ben nur zwei un­ge­wöhn­li­che Fä­hig­kei­ten: Sie kön­nen Deutsch, und das nützt Ih­nen nichts mehr.«
    »Stimmt.«
    »Ih­re zwei­te Be­ga­bung ist, daß Sie sich in einen Wer­wolf ver­wan­deln kön­nen. Gut. Es muß doch ei­ne Mög­lich­keit ge­ben, dar­aus Ka­pi­tal zu schla­gen. Wir wol­len mal nach­den­ken.«
    »Un­sinn.«
    »Nicht ganz. Für je­de Wa­re gibt es einen Markt. Man muß ihn nur fin­den. Und Sie, Kol­le­ge, wer­den der ers­te kom­mer­zi­el­le Wer­wolf der Ge­schich­te sein.«
    »Ich könn­te … man sagt, daß Ri­pleys Ku­rio­si­tä­ten­ka­bi­nett gu­te Ga­gen zahlt. Soll ich mich sechs­mal pro Tag zum Ent­zücken des Pu­bli­kums ver­wan­deln?«
    Ozy­man­di­as schüt­tel­te be­dau­ernd den Kopf. »Nein, das wä­re nichts. Die Leu­te wol­len kei­ne ech­te Zau­be­rei. Das gibt ih­nen ein un­be­hag­li­ches Ge­fühl, sie fan­gen an, sich zu fra­gen, was es sonst noch Rät­sel­haf­tes auf der Welt gibt. Sie wol­len

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