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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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siehst du, ich …«
    »Seh! Schau mal! Das gibt einen Spaß. Ein Über­fall.«
    Wolf blick­te durch die He­cke. Ein gut­ge­klei­de­ter Mann mitt­le­ren Al­ters mach­te an­schei­nend noch einen Ver­dau­ungs­spa­zier­gang. Hin­ter ihm schlich ei­ne dün­ne Ge­stalt her. Als sie den Mann ein­ge­holt hat­te, flüs­ter­te sie dro­hend: »Hän­de hoch!«
    Der Spa­zier­gän­ger sank zu­sam­men. Er war kä­se­bleich, und der Räu­ber lang­te in sei­ne Brust­ta­sche und hol­te ei­ne fet­te Brief­ta­sche her­aus.
    Wo­zu, dach­te Wolf, ha­be ich die­sen kräf­ti­gen Kör­per, wenn ich bloß als Zu­schau­er hin­ter ei­ner He­cke sit­ze? An der ver­blüff­ten Kat­ze vor­bei jag­te er über die He­cke und lan­de­te mit den Vor­der­pfo­ten im Ge­sicht des Räu­bers. Der Bö­se­wicht fiel rück­lings nie­der, Wolf lag auf ihm. Dann gab es einen lau­ten Knall. Ei­ne Se­kun­de lang ver­spür­te Wolf einen ste­chen­den Schmerz in der Schul­ter, als ob man ihn mit ei­ner lan­gen Na­del ge­sto­chen hät­te, dann klang der Schmerz ab.
    Aber sein mo­men­ta­nes Zu­rück­zu­cken hat­te dem Räu­ber Ge­le­gen­heit ge­ge­ben, wie­der auf die Fü­ße zu kom­men. »Hab’ dich nicht ge­trof­fen, was?« sag­te er. »Wol­len mal se­hen, wie dir ei­ne Ku­gel in den Bauch ge­fällt.«
    Wäh­rend Wolf sprang, knall­ten drei Schüs­se hin­ter­ein­an­der. Ei­ne Se­kun­de lang hat­te er das schreck­lichs­te Bauch­weh sei­nes Le­bens. Dann lan­de­te er. Der Kopf des Räu­bers schlug auf dem As­phalt auf, und er rühr­te sich nicht mehr.
    Über­all gin­gen Lich­ter an. Aus dem all­ge­mei­nen Ge­schrei hör­te Wolf die schril­le Stim­me von Rob­bys Mut­ter her­aus, und un­ter all den Ge­rü­chen wit­ter­te er den Po­li­zis­ten, dem er zu­vor ent­kom­men war. Er muß­te weg, und zwar schnell.
    Die Stadt brach­te ihm nur Schwie­rig­kei­ten, ent­schied Wolf, wäh­rend er da­von­lief. Da blieb er lie­ber al­lein, bis er Glo­ria hat­te. Trotz­dem muß­te ihm Oz­zy vor­sichts­hal­ber ein Hals­band be­sor­gen, und…
    Plötz­lich wur­de ihm klar, was ge­sche­hen war. Vier Ku­geln hat­ten ihn ge­trof­fen, da­von drei in den Bauch, und er war völ­lig un­ver­letzt! Das Le­ben als Wer­wolf hat­te ei­ni­ge be­acht­li­che Vor­tei­le zu bie­ten. Was könn­te ein Ver­bre­cher nicht al­les un­ter­neh­men, wenn er sich ku­gel­fest wüß­te! Oder – nein. Er war nur zum Spaß ein Wer­wolf ge­wor­den, und so soll­te es blei­ben.
    Aber selbst für einen Wer­wolf ist es er­mü­dend, wenn auf ihn ge­schos­sen wird. Der ma­gi­sche und so­for­ti­ge Ver­schluß der Wun­den ver­braucht viel Ener­gie. Als Wolfe Wolf in den Frie­den und in die Ru­he der Wäl­der auf den Hü­geln ein­tauch­te, war je­der Über­mut ver­schwun­den. Er streck­te sich lang aus, ver­grub sei­nen Kopf zwi­schen den Vor­der­pfo­ten und schlief ein.
    »Die Es­senz al­ler Ma­gie«, sag­te He­lio­phag von Smyr­na, »ist Täu­schung. Hier­von gibt es zwei Sor­ten. Durch Ma­gie täuscht der Zau­be­rer an­de­re; aber die Ma­gie täuscht den Zau­be­rer selbst.«
    Bis jetzt hat­te sich Wolfe Wolfs ly­kan­thro­per Zau­ber als recht er­freu­lich er­wie­sen, doch jetzt kam die an­de­re Sei­te zum Vor­schein. Der ers­te Be­weis da­für war, daß er ein­sch­lief.
    Er wach­te ver­wirrt wie­der auf. Sei­ne Träu­me wa­ren höchst mensch­lich ge­we­sen – er hat­te von Glo­ria ge­träumt –, ob­wohl er ei­ne an­de­re Ge­stalt hat­te, und er brauch­te Mi­nu­ten, bis er re­kon­stru­iert hat­te, wie­so er in die­ser Ge­stalt steck­te. Einen Mo­ment lang er­schi­en ihm der Traum, in dem er mit Glo­ria Blau­beer­waf­feln ge­ges­sen hat­te, wäh­rend sie auf der Berg- und Tal-Bahn fuh­ren, viel nor­ma­ler als die Wirk­lich­keit.
    Aber er fand sich rasch wie­der zu­recht und blick­te zum Him­mel em­por. Die Son­ne schi­en schon vor ei­ner Stun­de auf­ge­gan­gen zu sein, es war al­so zwi­schen sechs und sie­ben Uhr. Heu­te war Don­ners­tag, da hat­te er um acht Uhr ei­ne Vor­le­sung. Es war al­so noch ge­nug Zeit, um sich zu­rück­zu­ver­wan­deln, zum Ra­sie­ren, An­zie­hen, Früh­stücken und das nor­ma­le Le­ben des Pro­fes­sors Wolf

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