7 Werwolfstories
der Bühne erstarb, als Yoggoth hereingeführt wurde. Der Mann mit der lila Baskenmütze warf dem bärtigen Besitzer und Trainer kaum einen Blick zu. Er sah nur den prachtvollen grauen Wolf. »Wenn du nur spielen könntest…«, betete er mit der Inbrunst, mit der so mancher Mann schon gedacht hatte: »Wenn du nur kochen könntest…«
Er schob die Baskenmütze noch schiefer und schnappte: »Also, Mr. Manders. Der Hund soll ins Zimmer kommen, dem Baby eine Pfote geben, andeuten, daß er den Helden trotz der Verkleidung als Eskimo erkannt hat, zum Tisch gehen, den Knochen finden und freudig die Pfoten zusammenschlagen. Baby hier, hier, hier, Baby hier. Verstanden?«
Mr. Manders sah seinen Wolf an und wiederholte: »Verstanden?« Yoggoth wedelte mit dem Schwanz.
»Gut, Kollege«, sagte Mr. Manders. »Dann tu’s.« Yoggoth tat es.
Die lila Baskenmütze segelte durch die Luft, getragen von den Schallwellen der Freudenschreie ihres Besitzers. »Er kann’s!« gurgelte er glückselig. »Er kann’s!«
»Natürlich, Kollegen«, sagte Mr. Manders ruhig.
Der Pluto-hassende Trainer erstarrte. Fergus O’Breen war sprachlos vor Staunen. Selbst Gloria Gartons königliche Miene drückte Erstaunen und Interesse aus.
»Wollen Sie damit sagen, daß er alles kann?« quiekte der Exbesitzer der lila Baskenmütze.
»Alles«, bestätigte Mr. Manders.
»Kann er – wie ist das gleich in der Szene im Tanzpalast – kann er einen Mann umwerfen, ihn auf den Bauch rollen und seine Hüfttasche durchsuchen?«
Noch ehe Mr. Manders sagen konnte: »Natürlich!«, hatte Yoggoth sein Können unter Beweis gestellt, wobei er sich Fergus O’Breens als geeigneten Objekts bediente.
»Oh, köstlicher Friede«, schnaufte der Besetzungschef. »Charley! Schick alle weg! Keine weiteren Bewerber! Wir haben Tookah gefunden! Ach, es ist zu schön!«
Der Trainer wandte sich an Mr. Manders. »Es ist mehr als nur das, Sir. Eine übermenschliche Leistung! Ich kann beschwören, daß ich nicht das kleinste Zeichen bemerkt habe, und das bei so komplizierten Handlungen! Sagen Sie, Mr. Manders, nach welchem System arbeiten Sie?«
Mr. Manders räusperte sich. »Berufsgeheimnis, junger Mann. Ich habe vor, später eine Dressurschule zu eröffnen, aber bis dahin … Sie verstehen …«
»Natürlich, Sir, ich verstehe. Aber so etwas habe ich noch nie im Leben gesehen.«
»Gestatten Sie mir eine Frage«, kam Fergus O’Breens Stimme vom Fußboden her. »Kann ihr Wunderhund auch wieder von mir ablassen?«
Mr. Manders unterdrückte ein Grinsen. »Natürlich. Yoggoth!«
Fergus stand auf und klopfte den Bühnenstaub von seiner Hose. »Ich könnte schwören«, knurrte er, »daß dieses Biest es genossen hat.«
»Ich hoffe. Sie sind nicht beleidigt, Mister …«
»O’Breen. Nicht im mindesten. Ich schlage sogar vor, daß wir dieses Ereignis gebührend feiern. Da ich weiß, daß man so nahe dem Universitätsgelände keinen Alkohol bekommen kann, habe ich vorsichtshalber eine Flasche mitgebracht.«
»Oh«, sagte Gloria Garton und drückte damit aus, daß Saufgelage für gewöhnlich unter ihrer Würde waren, daß dies jedoch eine besondere Gelegenheit sei, und daß vielleicht doch einiges zugunsten des grünäugigen Detektivs gesagt werden könne.
Das ging alles viel zu glatt, dachte Wolf-Yoggoth. Irgendwo mußte eine Falle sein. Sicherlich war dies die ideale Gelegenheit, sich als Werwolf sein Geld zu verdienen. Ein schöner Körper, der die menschliche Sprache verstehen und Anweisungen ausführen kann, ist immer die Antwort auf das Gebet eines jeden Regisseurs. Solange es gutging, war es ein perfektes Arrangement. Und wenn ›Fänge der Wildnis‹ ein Kassenschlager wurde, dann folgten
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