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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Dienst, kann mir was sparen, und wir sind mitnander zufrieden. Nicht?“
    „Jawohl! So lang ich noch leb, sollst nicht vom Kronenhof fortkommen. Willst so lang da bleiben, Fritz?“
    „Ja, gern.“
    „Versprich es mir fest, und gib mir die Hand darauf!“
    „Hier ist die Hand. Ich bleib bei dir, so lange du mich behalten willst.“
    „Nun, so ist's halt gut. Ich behalt dich immer!“
    Er hielt die Hand des Knechtes in der Hand. Er streichelte sie so leise und zärtlich, wie man die Hand eines geliebten Angehörigen streicht. Fritz wunderte sich darüber, ließ es aber ruhig geschehen, ohne etwas zu sagen oder ihm die Hand zu entziehen. Er war es gewöhnt, diese eigentümliche Zärtlichkeit des Bauern zu bemerken, der aber, wenn plötzlich die Bäuerin dazu kam, es zu bereuen schien.
    So verging abermals eine Weile, ohne daß gesprochen wurde. Da sagte Fritz plötzlich:
    „Dort kommt ein Besuch, ein ganz und gar unerwarteter.“
    „Wer ist's?“
    „Der Wurzelsepp, wann ich mich nicht irren tu.“
    „Der! Das ist schön. Den sehe ich gar gern kommen, denn, wann der da ist, da gibt's doch immer was Neues zu hören.“
    „Ja, er erzählt gar gern, und ebenso gern hört er, was mittlerweile geschehen ist. Auch ich kann ihn gar gut leiden.“
    „Er ist einer von den wenigen, denen man ein Vertrauen schenken kann. Er ist ganz so, wie es in dera heiligen Schrift von Nathanael heißt: Es ist kein Falsch in ihm. Ist er es denn auch wirklich?“
    „Ja. Er kommt vom Wald herüber. Er ist nun bereits so nahe, daß man ihn deutlich erkennen kann.“
    „Wann er Blümerln am Hut hat und einen alten Rucksack und einen Bergstock, dann ist er es auch.“
    „Das stimmt. Er hat alles, wast da sagt hast. Horch! Da singt er auch schon.“
    Der Sepp sah die beiden sitzen. Er blieb stehen, warf den Hut hoch in die Luft, fing ihn wieder auf und sang:
    „Hallo, hallo, der Sepp kommt heut;
Das gibt im Haus gar große Freud.
Juhu, Juho, Juhi!“
    „Antwort ihm gleich!“ sagte der Bauer.
    Fritz erhob sich vom Sitz und sang mit einer schönen, volltönenden Baritonstimme:
    „Sepp, grüß dich Gott! Komm nur heran!
Bist immer ein willkommener Mann.
Juhu, Juho, Juhi!“
    Und der Sepp tat einen Freudensprung und sang:
    „Hol schnell ein Bier, ein Käs und Brot!
Ich leid gar große Hungersnot.
Juhu, Juho, Juhi!“
    Der Knecht antwortete:
    „Wannst Hunger hast, komm schnell herbei;
Es gibt für dich noch Allerlei.
Juhu, Juho, Juhi.“
    Mittlerweile hatte sich der Sepp weiter genähert. Er rief noch von weitem:
    „Ja, im Kronenhof, da kann man immer was für den Mund bekommen. Da gibt's halt Leutln, die reich sind und mildtätig dazu. Da geht man alleweil gern hin. Grüß Gott, Kronenbauer. Grüß Gott, Fritz!“
    Er war jetzt unter dem Baum und reichte beiden die Hand.
    „Das ist recht, daßt kommst“, sagte der Bauer. „Hast lange nix von dir hören lassen. Wo bist denn immer gewest?“
    „Droben im Lappland bin ich gewest“, lachte der Alte. „Kennst das?“
    „Nein, das kenn ich nicht. Wo liegt es denn eigentlich?“
    „Das liegt da, wo das Europa alle ist und wo das Eismeer beginnt.“
    „O weh! Und da bist gewest.“
    „Jawohl.“
    „Warum da oben, so weit?“
    „Das ist eine feine Geschichten. Kennst vielleicht einen Heinrich Heine?“
    „Nein. Der ist mir noch nicht vorgekommen. Wohnt er hier in dera Nähe?“
    „Nein, der wohnt gar nicht mehr. Der ist schon lang storben.“
    „Drum kenn ich ihn nicht.“
    „Könntst ihn aber kennen. Er ist ein gar berühmter Mann, ein Dichter sogar.“
    „O weh! Ich hab denkt, er ist ein Bauer.“
    „Nein. Er hat allerlei schöne Lieder macht. Weißt, auch das: Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, daß ich so traurig bin; ich lauf zu allen Zeiten vergebens zum Dirndl hin.“
    „Das lautet doch anderst.“
    „Für mich nicht. Ich bin immer vergebens laufen. Der hat nun auch ein Gedicht macht über verschiedene Länder und über die Leute, die darinnen wohnen. In diesem Gedicht heißt es unter anderem:
    In Lappland gibt's garstige Leute,
Großmäulig, schiefbucklig und klein,
Die sitzen ums Feuer und backen
Sich Fische und quaken und schrein.“
    „Das klingt gut. Die müssen gar schön sein, diese Lappländer!“
    „Das hab ich mir auch denkt. Darum bin ich, als ich das Gedicht lesen hab, sogleich hingelaufen, um mir dorten eine Frau zu heiraten.“
    Er hatte bisher ganz ernsthaft gesprochen, so daß der Bauer ihm auch ernst geantwortet hatte. Jetzt aber meinte der

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