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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Blinde:
    „Bist doch immer noch der alte Hallodri! Da denk ich wunder, wast hast mit dem Dichter und dem Lappland, und nun hast mich nur an der Nasen zogen. Da kannst nur gleich wieder gehen!“
    „Gehen? Das fallt mir gar nicht ein. Ich hab euch sagt, daß ich hungrig bin, und der Fritz hat mir eine Eierspeisen versprochen mit Schinken und ein Bier oder einen Wein dazu.“
    „Davon hab ich nix hört.“
    „Er hat sagt, daß es allerlei gibt. Und darunter versteh ich nix anderes als so was Gutes. Also bringst mich auch nicht fort. Ich setz mich halt zu euch herbei.“
    Er legte den Rucksack auf die Erde, den Stock dazu, schob den Hut auf den Hinterkopf und setzte sich neben den Bauern. Dieser sagte:
    „Wann's so steht, so kannst schon was haben. Fritz, geh und hol ein Bier herbei und sag der Magd, daß sie eine Eierspeisen machen soll mit Schinken und Rauchwurst hinein schnitten!“
    Der Knecht ging.
    „Hast wirklich denkt, daß ich Ernst mach mit dem Essen?“ sagte der Sepp. „Es ist halt doch nur mein Spaß gewest.“
    „Das weiß ich schon; aber essen wirst's doch.“
    „Ja, wann ich's bekomm, so wird's auch gessen. Man darf das liebe Gut doch nicht verachten. Ist die Bäuerin daheim?“
    „Nein. Die ist in der Kapellen.“
    „Hab mir's denkt. Ich hab's läuten hört, als ich noch im Wald war, und da hab ich gleich wußt, daß die Kronenbäuerin nicht zu Haus sein wird. Sie ist ja eine gar Fromme. Nicht?“
    Sein Auge ruhte dabei mit einem forschenden Blicke auf dem Gesicht des Blinden.
    „Ja, fromm ist sie“, antwortete dieser kurz.
    „Und nicht nur fromm, sondern auch schön.“
    „Das nutzt mir nix. Ich kann's nicht sehen.“
    „Leider. Aber auch eine Fleißige und Zusammennehmerische ist sie. Das sieht man am Kronenhof. Er wächst zusehends. Hast doch wieder ein neues Gebäude angesetzt, seit ich zum letzten Mal da war.“
    „Ja, der Herrgott hat einen ganz absonderlichen Segen auf den Hof gelegt. Die Ernten sind nicht gar sehr glanzvoll gewest, aber was meine Frau anfaßt, das nimmt einen guten Lauf.“
    „So wirst immer reicher. Schade, daßt keine Kinder hast.“
    „Das ist's, was mir fehlt, das Augenlicht und ein Bub.“
    „Ja. Ich glaub, du tätst gar viel darum geben, wannst wieder sehen könntst.“
    „Alles, alles gäb ich drum!“
    Er faltete die Hände und holte tief, tief Atem.
    „Ja“, meinte der Sepp, „das Augenlicht ist eine herrliche Gottesgab. Bist denn nicht mal bei einem Doktor gewest und hast nachsehen lassen, ob's keine Hilf mehr gibt?“
    „Bei mehreren.“
    „Und was haben sie sagt?“
    „Das es nimmer zu ändern ist. Das Pulver ist mir ins Aug drungen und hat alles zerstört.“
    „So! Das ist schlimm. Ich weiß noch gar nicht so genau, wie es damals geschehen ist, daßt blind worden bist.“
    „Hab ich's dir noch nicht sagt?“
    „Nein. Ich hab dich nicht fragen wollt, weil ich denkt hab, daßt nicht gern davon sprichst. Aber von denen Leutle hab ich hört, daß es der Samiel wesen ist, der auf dich schossen hat.“
    „Ja, der war es. Es ist in der ersten Zeit gewest, als er hier in dieser Gegend zu hausen begann. Er hatte nur erst bei wenigen Leutln einbrochen, und auch beim Wilddiebstahl war er erst nur einige Male sehen worden. Ich bin eins der ersten Opfer, die ihm zufallen sind.“
    „Ich hab hört, daß er jetzund sein Wesen noch viel mehr treibt als jemals?“
    „Das ist richtig. Und grad immer unsere Gegend ist's nur, die er unsicher macht. Es kommt jetzt häufig vor, daß die Leutle seinetwegen von hier fortziehen. Und niemand zieht herbei. Ein Gut oder Haus ist nur schwer zu verkaufen, und das nur um seinetwillen.“
    „Da sollte doch die Polizei kräftiger einschreiten.“
    „Das tut sie doch auch.“
    „Aber nicht genügsam!“
    „Oh, es liegen jetzund sogar Soldaten da und in denen Dörfern umher. Sie streifen bei Tag und bei Nacht durch die Orte und durch den Wald, doch vergebens. Bei mir, drüben im neuen Gebäud, wohnt der Offizier von ihnen. Er ist steinreich und von hohem, altem Adel. Er ist ein gar grimmiger Herr und hat einen schweren Schwur tan, daß er den Samiel fangen will oder sterben. Er trägt außer dem Degen immer zwei oder drei Revolver bei sich, womit er den Samiel mit seiner ganzen Bande derschießen will, wann er auf sie trifft.“
    „So ist er ein gar großer Held. Aber ich denke mir, daß der Samiel eher durch List als durch Gewalt zu fassen ist. Meinst nicht auch, Kronenbauer?“
    „Kannst recht haben. Es

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