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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wieder hinaus. Das Gewehr ist ganz nahe an die Stelle gehalten worden, denn sie war versengt und verbrannt.“
    „Himmelsakra! Wäre das richtig?“
    „Ganz gewiß. Sie müssen sich erinnern, daß ich nicht einen Schuß, sondern zwei Schüsse gehört hatte.“
    „Ja, ja! Zuzutrauen ist ihm ein solches Experimenten gar sehr wohl. Was hat man denn über den Baronen denkt?“
    „Es ist viel nachgesucht worden an Ort und Stelle; man hat nichts finden können. Aus allem aber läßt sich ersehen, daß die Baronin verraten hat, wer der Mörder gewesen ist.“
    „Nun, vielleichten bringt's heut noch die Sonne an den Tag. Wie ist's dann mit Ihrer untreuen Frau geworden?“
    „Ich habe am nächsten Morgen getan, als ob ich mich wieder auf eine meiner Wanderungen begebe, und sie hat mich eine Strecke weit begleitet und dann zärtlichen Abschied genommen. Aber am Abend war ich wieder daheim. In meinem kleinen Häuschen brannte Licht. Ich konnte durch das Fenster sehen. Da saß mein Bruder bei ihr, und ich sah nun, was ich nicht zu beschreiben brauche. Sie waren wie Mann und Frau.“
    „Donnerwettern! So eine Weihnachten! Was haben 'S denn da macht?“
    „Zunächst wollte ich die Tür einschlagen und beide umbringen. Aber von diesem Gedanken kam ich glücklicherweise bald ab. Dann habe ich lange, lange an der Mauer gelehnt und bitterlich geweint. Endlich dachte ich an den Schieber im Dach. Hinter dem Häuschen lag die Leiter. Ich lehnte sie an, stieg auf das Dach und schob den Schieber auf. Ich stieg hinein und befand mich nun auf dem niedrigen Boden. Dann schlich ich mich die Treppe hinab. Die beiden waren so sicher, daß sie nur die Haus- nicht aber die Stubentür abgeschlossen hatten. Ich machte auf und stand nun so plötzlich vor ihnen, daß sie sich vor Schreck nicht zu rühren vermochten.“
    „Ist ihnen auch zu gönnen, und nicht nur dieses, sondern noch weit mehr.“
    „Eine Ausrede für sie gab es nicht. Ich habe kein Wort gesagt, kein einziges. Ich habe mich umgedreht und den Ort verlassen. Als ich nach langer, langer Zeit wieder hin kam, war mein Bruder verschwunden. Er hatte jedenfalls meine Rache gefürchtet und sich aus dem Staub gemacht.“
    „Ich dacht, Sie hätten ihn derschossen?“
    „Damals nicht. Das geschah später.“
    „Und Ihre Frau?“
    „Die war auf dem Schloß Amme geworden. Ihr Kind, dessen Vater ich wohl nicht gewesen bin, war gestorben.“
    „Haben Sie dieselbige denn nicht besucht?“
    „Nein. Aber am nächsten Tag begegnete ich dem Bruder, welcher heimlich in die Gegend gekommen war, um sich nach der Lage der Sache umzusehen. Es war im Freien, und wir standen uns ganz plötzlich gegenüber. Ich hob unwillkürlich den Arm empor, wie um nach ihm zu schlagen, und da packte er mich blitzschnell mit beiden Fäusten an der Gurgel. Wir kamen zum Ringen und stürzten nieder. Dabei geriet mir ein Stein in die Hand, mit welchem ich ihm einen Hieb ins Gesicht versetzte, der ihn für den Augenblick betäubte. Später habe ich gesehen, daß ich ihm die Nase zerschlagen hatte. Es war eine große Wut über mich gekommen; aber ich überwand sie und ließ den Kerl liegen, ohne ihm ein weiteres anzutun.“
    „Das hätten viele anderen wohl nicht so fertig bracht.“
    „Ich habe mich selbst auch darüber gewundert. Später hatte ich eine solche Selbstbeherrschung nicht. Ich traf auf meiner Wanderung auf eine Zigeunerbande, der ich aber aus dem Weg ging. Ich bog weit um ihr Lager herum und setzte dann den Weg fort. Da kam einer von ihnen, der zum Lager zurückkehrte, auf mich zu. Er hatte eine Flinte überhängen. Es war – mein Bruder!“
    „Sapristi! Jetzt kommt's!“
    „Ja. Wir erkannten uns auf der Stelle, trotzdem indessen die Blattern mein Gesicht zerrissen hatten. Er riß sogleich das Gewehr herab und legte auf mich an. Dabei rief er mir zu, meine letzte Stunde sei vorhanden, weil ich ihm damals die Nase zerschlagen hatte. Aber ich war schneller als er. Wut und Todesangst gaben mir doppelte Kräfte. Ich entriß ihm das Gewehr, sprang zurück, richtete den Lauf auf ihn und schoß – aus einer Entfernung von drei Schritten grad durch die Brust. Er stürzte nieder. Ein Blutstrom quoll aus seinem Mund. Ich aber ergriff schleunigst die Flucht. Seit jenem Augenblick habe ich ihn für tot gehalten.“
    „Er lebt. Er muß geheilt worden sein.“
    „Möglich ist es ja. Selbst wenn die Kugel durch die Lunge gegangen ist, kann die Wunde heilen. Freilich bedarf es da einer ganz außerordentlichen

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