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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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macht die Augen hell. Wann wir uns aber mal eine Extragüten tun wollen und ein Geldl dazu übrig haben, so bringen wir uns aus der Stadt ein Päckchen homöopathischen Gesundheitskaffee mit. Das Päckchen kostet acht Pfennigen, und wir können grad vier Wochen lang alle Abende davon trinken.“
    „Der steigt wohl nicht ins Blut?“
    „Nein, dazu ist er zu dünn. Aber zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten, und wann wir unsere Namenstagen haben, dann wird ein feiner Bohnenkaffee kocht. O Jegerl, ist das nachher ein Fest! Wann man da ein Stück Schwarzbrot in solchen Kaffee brockt, so ist's grad, als ob man beim König essen tät!“
    „Hm! Und wann gibt es Fleisch?“
    „Fleisch? Das gibt's auch zuweilen, besonders im Jahr einmal, nämlich zu Weihnachten, wo man doch mal ein Geldl springen lassen muß. Nun Wissen 'S unsern Küchenzettel. Was meinen 'S dazu?“
    „Ich möchte nicht mittun.“
    „Das glaub ich schon. Aber wann 'S hier wohnen täten, so wird's Ihnen wohl schon schmecken. In der Luft hat man einen Appetiten und einen Hunger, daß man nur immer kauen möcht! Das können 'S glauben. Wann man nur auch immer was haben tät.“
    „Nun, zu hungern brauchen Sie aber doch wohl nicht?“
    Sie blickte vor sich nieder, strich sich bedenklich die Schürze glatt, warf einen Blick auf ihre Tochter und antwortete:
    „Nun, vor Hungers storben sind wir freilich noch nicht. Aber es ist doch schon oft vorkommen, daß wir gern was gessen hätten und haben nichts mehr habt.“
    „Sie Ärmste!“
    Bei dem bedauernden Ton, in welchem er das sagte, blickte sie rasch zu ihm auf. Ihr Auge war hell und munter, als sie antwortete:
    „Na, gar so schlimm dürfen 'S sich das nicht denken. Haben 'S auch schon mal hungert?“
    „Gott sei Dank, nie!“
    „So wissen 'S halt auch nicht, welch einen Wert der Hunger hat!“
    „Ich spreche ihm nicht viel Wert zu.“
    „Da tun 'S ihm unrecht. Sehen 'S, wann man immer und immer Brot und Kartoffeln mit Salzen hat, so will's halt mal nicht mehr munden. Dann kommt die Not und der Hunger; man hat einige Tagen nix zu beißen. Herrgottle, wann man nachher wiederum ein Stückerl Brot und eine Kartoffeln hat, dann sollten 'S mal schauen, wie man da zugreifen tut. Ja, kommen 'S nur heraufi zu uns. Wir wissen gar gut zu leben!“
    „Haben Sie denn niemals gewünscht, es besser zu haben?“
    „Besser – besser – besser!“ Sie glättete sich abermals die Schürze und blickte nachdenklich vor sich hin. „Was ist besser? Was meinen 'S damit? Wann ich's jetzund besser hab, nachher bin ich noch nicht zufrieden und will's noch immer besser haben.“
    „Da haben Sie freilich recht. Zufrieden sein, das ist das höchste Gut.“
    „Und Gesundheiten dazu! Schaun 'S, ich denk, daß wir gar glücklich sind. Wir haben unsern Herrgott; wir haben einen gar braven König und ein gut Regiment, und wir sind gesund und zufrieden. Was will man mehr! Und dazu sind wir jetzt gar reich worden. Wie haben ein gar großes Glück macht.“
    „So? Welches?“
    „Ich hab einen Sohn, einen gar tüchtigen Buben. Er ist beim Militären west und hat's Eiserne Kreuzl erlangt. Er heißt Ludwig, grad wie der König, und wird ein gar reiches Dirndl heiraten.“
    „Ich gratuliere!“
    „Dank Ihnen schön! Wann nur erst die Hochzeiten vorüber ist, nachher geht's bei uns heroben auch hoch her. Dann sind wir wohl so gestellt, daß wir unsere Buttern, Quark und Käsen selber essen können. Das wird nachher ein Leben wie im Schlaraffenlandl, und wann 'S da wiederkommen, nachher haben wir wohl gar ein paar Hühner und können Ihnen einen Eierkuchen vorsetzen.“
    „Das sollte mich freuen. Also der Ludwig heiratet. Wie steht es denn mit der Hanna?“
    Die Tochter errötete und trat in die Stube zurück. Die Mutter wartete, bis sie sich entfernt hatte, und antwortete nachher:
    „Mit der Hanna? Ja, mit der ist's halt gefehlt.“
    „Hat sie denn keinen Schatz?“
    „Sie hat wohl einen; aber sie kann ihn nicht nehmen.“
    „Warum nicht?“
    „Weil's halt nicht zureichen will.“
    „Ist er denn so arm?“
    „Oh, fast noch ärmer als wir.“
    „Aber wohl brav?“
    „Der bravste Bursch im Dorf. So wie ihn gibt's halt keinen im ganzen Umkreis. Er arbeitet vom frühen Tag bis zum späten Abend und gönnt sich keine Ruh und kein Vergnügen.“
    „Was ist er denn? Ein Handwerker?“
    „O nein. Er ist ein Bauernsohn.“
    „Ein Bauernsohn? Und dabei so blutarm, daß er nicht heiraten kann?“
    „Ja. Wissen 'S, das sind

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