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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ganz einfach. Nämlich ich hab doch stets die Butter und den Käs verkauft. Was die Butter einbracht hat, das ist in der Wirtschaft verbraucht worden, für Steuern, Abgaben, für den Schuster und anderes. Aber von dem Käs, da hab ich mir ein Sparkassenbücherl anschafft.“
    „Ach so! Hm! Wie gescheit!“
    „Nicht wahr? Ja, hinter denen Ohren muß man es haben!“
    „Ist's denn viel?“
    „Ja“, antwortete sie, indem sie ein Gesicht machte, als ob es sich um eine Million handle.
    „Wie hoch ist die Summe?“
    „Rechnen Sie sich's mal aus: Alle Wochen zwanzig Pfennige, fünf Jahre lang.“
    „Das macht in Summe zweiundfünfzig Mark.“
    „Jawohl, und noch die Zinsen dazu.“
    „Das ist ja großartig!“
    „Fein ist's, sehr fein! Und wenn ich nun noch zwei oder drei Jahren so weiter spar, nachher – pst, da kommt die Hanna wieder heraus. Ich bitt um aller Welt, lassen 'S sich ja nix merken!“
    „Kein Wort!“
    „Reden wir gleich von etwas anderem!“
    „Schön! Aber wovon?“
    „Vom Wetter. Das ist halt das allerbest, wann man nix andres weiß.“
    Die Heimlichtuerei der guten Frau gab ihm großen Spaß. Sie begann wirklich, vom Wetter zu reden. Er ging darauf ein, und mit triumphierender Miene nickte sie ihm ihre Genugtuung darüber zu, daß die Tochter nichts gemerkt habe.
    Nach einiger Zeit erhob er sich, um zu gehen. Er fragte nach dem Preis der Milch, die er getrunken hatte; aber da kam er schön an. Die Frau wäre beinahe grob geworden, und die Tochter blickte ihn so bittend an, daß er davon absah, ihnen eine Bezahlung aufzuzwingen.
    „Kommen 'S nur bald wieder!“ meinte die brave Alte. „Das soll uns eine Freud sein, und dann ist's grad so, als ob 'S uns ein Geldl geben hätten.“
    „Gern käm ich wieder; aber ich weiß nicht, ob meine Geschäfte es mir erlauben.“
    „So? Was haben 'S denn eigentlich für ein Geschäften?“
    „Es ist weniger ein Geschäft als vielmehr ein Amt.“
    „Ah, ein Amt! Das hab ich mir dacht, denn ich hab's Ihnen gleich beinahe anschaut. So was sieht unsereine so einem Herrn gleich an der Nasenspitzen an.“
    „Und ehe ich gehe, möchte ich Sie gern um ein Andenken bitten.“
    „Ein Andenken? O Jegerl, was könnt ich Ihnen denn da gleich geben. Ich hab ja nix!“
    Sie blickte verlegen an ihrem ärmlichen Anzug nieder.
    „Nun“, meinte er, „ich werde mir schon etwas erbitten.“
    „Ja, was denn? Sagen 'S es nur!“
    „Zunächst von Hanna die Nelke, welche sie an der Brust stecken hat.“
    Das hübsche Mädchen wurde glühend rot.
    „Oder wollen Sie mir die Blume nicht gern geben, Fräulein?“ fragte er.
    „Gar zu gern, wann 'S von so einem armen Dirndl die Nelken annehmen wollen.“
    Sie hielt sie ihm hin.
    „Nicht so! Ich habe kein rechtes Geschick dazu. Haben Sie die Güte, mir die Blume ins Knopfloch zu befestigen!“
    Die Röte ihres Gesichtes wurde noch intensiver. Doch trat sie an ihn heran und steckte ihm die Nelke mit Hilfe einer Nadel an die Joppe, welche er trug.
    „Ich danke Ihnen sehr, Hanna! Und nun Sie“, wendete er sich an ihre Mutter.
    „Jetzt ich!“ meinte sie. „Da bin ich doch neugierig, was ich Ihnen geben soll.“
    „Es ist ein Stück Ihres Hausrates.“
    „Ein Hausrat? Das ist besonderlich! Wollens vielleichten einen Stuhl mitnehmen oder gar den Tisch zum Andenken?“
    „Nein. Es ist etwas anderes, was Sie leichter entbehren können.“
    „Wann ich's nicht brauch, so sollen 'S es gar gern bekommen.“
    „Sie haben drin zwei Bilder. Ich glaube, das eine stellt den König vor?“
    „Ja, es ist das Konterfei von unserem guten Ludwigen.“
    „Das möchte ich gern haben.“
    „Das?“ fragte sie erschrocken. „Warum denn grad dasselbige?“
    „Weil ich mich für ihn interessiere.“
    „O weh! Da ist's gefehlt.“
    „Warum?“
    „Weil ich's nicht hergeben kann.“
    „Haben Sie einen Grund dazu?“
    „Ja. Meinen König soll ich aus dem Haus geben? Nein, das kann ich nicht!“
    „Ich will ja das Bild nicht geschenkt haben. Ich kaufe es Ihnen ab; ich bezahle es Ihnen.“
    „Da mache ich schon gar nicht mit, lieber tät ich's Ihnen schenken. Meinen guten König kann ich nicht verkaufen. Für Geld geb ich ihn schon gar nicht her! Oder meinst du doch, Hanna?“
    Man sah es der Tochter deutlich an, daß sie nicht gern unbereitwillig gegen den Gast war, aber sie antwortete doch:
    „Nein, Mutter, den können wir gar nimmer verkaufen.“
    „Aber warum denn nicht?“
    „Weil wir ihn liebhaben.“
    „Das ist wohl

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