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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ganz besondere Verhältnissen. Einen Bauern hier oben dürfen 'S halt nicht vergleichen mit einem Bauern da unten an der Donauen, wo der Roggen und Weizen mannshoch wachsen tut. Sein Großvatern ist wohlhabend gewest. Das war der alte Höhlenbauer. Wissen 'S, er hieß so, weil sein Grundstück an einer tiefen Höhlung lag, die zwischen dem Berg einisunken war. Er war ein gar wüster Mensch, ein Trinker und Spieler. Seine Frau starb vor Gram, und als er nachher mal beim Wildern eine Kugel bekam, hat er nix als Schulden hinterlassen. Sein Sohn, was der jetzige Alte ist, war dagegen ein sehr braver. Er hat sich fast die Haut von denen Händen abarbeitet und nach und nach die Schulden seines Vaters zahlt. Das hat aber gar viele Jahre dauert. Und als er nachher damit fertig war, da ist im Frühjahr der Fels vom Berg abistürzt und hat ihm sein ganzes Feld verschüttet. Davon hat auch das Wasser eine ganz andere Richtung erhalten und lauft ihm nun übers Land und schwemmt ihm alles davon. So ist er ärmer als vorher. Sie sind ein Stadtherr und wissen gar nicht, was das zu bedeuten hat.“
    „Hatte er denn nicht versichert?“
    „Nein. Hier oben trauen wir denen Versicherungen nicht. Nun fangt der Höhlbauer wiederum von vorn an, und sein Sohn, der Stephan, kann nicht daran denken, eine Frau zu nehmen.“
    „Ist's denn gar so schlimm?“
    „Ja. Wann's sich heiraten täten, was sollten's da tun? Zu mir ziehen? Mein Hüttl tät das Paar nicht dernähren. Oder in das Höhlgut ziehen? Da reicht's auch nicht aus.“
    „So legen Sie doch beides zusammen!“
    „Das geht ja nicht. Und wann's auch für sie ausreichen tät, so denken 'S doch, wann nachher Kinder kämen! Das wär ja eine Traurigkeiten!“
    „Aber Sie müssen doch auch an den Herrgott denken!“
    „Das tun wir auch; aber man soll sich nicht auf Gottes Hilf verlassen und dabei in den dicken Tag hineinleben. Man muß halt in die Zukunft denken, und was man nicht haben und nicht durchführen kann, das soll man sich nicht wünschen und soll es nicht beginnen. Ja, es wär ein Glück für den Stephan und die Hanna, wann's sich so haben könnten. Das wär halt ein Paar, wie es die Tauben nicht besser und lieber zusammentragen könnten. Vielleicht hat der Herrgott ein Einsehen und sendet mal einen Engel herab, der die Hilfe bringt.“
    „Nun, wenn Ihr Sohn eine so reiche Heirat macht, so kann er doch Ihrer Tochter helfen.“
    „Das möcht man denken. Aber die Hanna mag nicht betteln.“
    „Das ist keine Bettelei.“
    „Mag sein. Denken 'S denn vielleicht, daß ein Schwiegersohn sogleich mit dem Geld des Schwiegervaters um sich werfen kann? Nein. Die beiden mögen warten. Wann nur noch so drei Jahren vorüber sind oder vier, so dann – na, ich sag halt nix, aber nachher kann's wohl besser werden.“
    Sie hatte das letztere mit leiser Stimme gesagt und sich dabei vorsichtig nach der Hütte, in welcher Hanna war, umgeschaut.
    „Sie haben wohl gar ein Geheimnis?“ fragte der König.
    „Freilich.“
    „Darf man es erfahren?“
    „Hm! Ich hab's noch keinem Menschen sagt.“
    „Aber mir können Sie es doch sagen!“
    „Meinen 'S? Ja, Sie haben ein so gutes Gesicht und so ehrliche Augen. Ihnen kann ich's am End mitteilen.“
    „Ich sage nichts wieder.“
    „Das dürfen 'S auch nicht. Wann 'S mich verraten täten, dann wäre mir halt meine ganze Freud verdorben.“
    „Sie können sich darauf verlassen, daß ich schweigen werde.“
    „Schön! So will ich's sagen. Ich hab – ich hab – ich hab ein –“
    Sie beugte sich weit zu ihm herüber, hielt die Hände an beide Seiten des Mundes und raunte ihm zu:
    „Ein – ein Sparkassenbuchen.“
    Er fuhr in komischem Erstaunen weit zurück und machte ein Gesicht, als ob er etwas ganz Unglaubliches gehört habe. Ihre Augen leuchteten glücklich auf.
    „Haben 'S auch richtig hört?“ fragte sie.
    „Ja, ganz richtig.“
    „Und da sind 'S halt so verstaunt?“
    „Außerordentlich!“
    „Ja, das hätten 'S mir wohl nicht zutraut?“
    „Ganz und gar nicht!“
    „Ich glaub's schon! Aber ich bin halt die Richtige! Ich weiß schon, wie man so was anfangen muß!“
    „Aber wie haben Sie das fertiggebracht?“
    „Das wollen 'S wissen? Ja, das ist eine ganz gehörige List und Klugheiten von mir. Der Käs, der Käs ist schuld daran!“
    „Der Käs ist schuld am Sparkassenbuch?“
    „Ja, bloß der Käs. Können 'S sich das denn nicht derklären?“
    „Nein. So weit reicht mein Scharfsinn nicht.“
    „Und es ist

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