Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
bekommst du sie jetzt.“
    „Ich? Bist wohl närrisch?“
    „Nein. Ich hab's doch lesen!“
    „Das kann doch nicht drin stehen, denn wir haben nicht darum beten!“
    „So hör doch mal! Hier heißt's ja:
    ‚So sprechen wir in Anbetracht angegebenen Zustandes seiner Witwe Rosalie, geborene Rottmann, hiermit eine Pension von jährlich 600 Mark, sage sechshundert Mark, welche jährlich pränumerando zu zahlen ist, zu.‘
    Da hörst's ja, daß von einer Pensionen die Red' ist.“
    „Ja jetzund hör ich's wohl. Eine Pensionen soll ich erhalten, eine Pensionen! Wer hätte das gedacht!“
    Sie faltete die Hände und blickte freudestrahlend auf ihre Tochter.
    „Ja“, sagte diese, „eine Pensionen von sechshundert Mark.“
    „Herrgott, sechshundert! Dieses Geldl soll ich erhalten?“
    „Ja, meine liebe Muttern.“
    „Und alle Jahren, alle Jahren?“
    „Freilich, und zwar pränumerando.“
    „Was heißt das, prämerando?“
    „Vorher heißt's. Du bekommst das Geldl nicht am letzten Dezember, sondern wann's beginnt, am ersten Januaren.“
    „Auch noch! Mein grundgütiger Himmel, was soll ich da anfangen mit dem vielen Geldl. Hanna, Hanna, ich kann's gar nicht glauben!“
    „Fast möcht auch ich's nicht glauben, aber es steht ja da und die Unterschrift des Königs dazu.“
    „Sogar mit seinem Siegellacken und großem Petschaften!“
    Das große Siegel schien, da sie es so oft erwähnte, ihr ganz besonders imponiert zu haben.
    „Ja, da müssen wir es freilich glauben“, fuhr sie fort. „Sechshundert Mark. Es ist zu viel, zu viel! Eine Pensionen von fünfzig Märkl im Jahr, das schon könnt uns emporhelfen; aber sechshundert Märkln, das ist doch fast gar nicht auszuhalten, da wird's einem ganz angst dabei. Wo soll ich dieses viele Geld hintun? Was soll ich mit demselbigen anfangen!“
    „Ich bin auch ganz außer mir vor Entzücken! O Mutter, Mutter, jetzund hat alle, alle Not und Sorg ein End!“
    Sie schlang die Arme um sie und weinte heiße Freudentränen. Ihre Mutter fiel laut schluchzend ein. Dann wendete die letztere sich an den König.
    „Sein 'S uns nicht bös, wann wir ganz so tun, als ob wir alleini hier wären! Eine solche Überraschungsfreuden läßt sich nicht stumm hinunterschlucken. Das muß heraus aus dem Herzen. Und nun sagen 'S uns nur, ob's wirklich wahr ist, daß wir so ein Heidengeld erhalten sollen!“
    „Ich bestätige es.“
    „Und noch dazu prämando auszahlt!“
    „Ja. An jeden ersten Januar wird Ihnen diese Summe zugehen.“
    „O mein guter Heiland! Eine solche Summe aller Jahren! Da werden wir ja die reichsten Leutln in dera ganzen Umgegend! Was wollen wir da denen Armen geben und schenken, und wie werden wir uns freuen, daß wir auch mal ein Gutes tun dürfen! Aber sagen 'S doch, wie ist's denn kommen, daß wir eine Pensionen erhalten, ohne daß wir darum beten haben?“
    „Der König hat von Ihnen erfahren.“
    „So. Wer hat's ihm denn sagt?“
    „Ich glaube, Herr Ludwig, welcher in Hohenwald wohnt, ist's gewesen.“
    „Der! Der Herr Ludwigen, den unser Ludwig rettet hat! Ja, der Ludwig hat's sagt, daß der ein gar vornehmer Herr sein soll. Hanna, da müssen wir uns gleich morgen in der Früh aufmachen und zu ihm gehen, um uns zu bedanken. Wir müssen ihm auch ein Geschenken mitbringen. Weißt, was wir ihm mitnehmen?“
    „Nun, was?“
    „Ich hab in meiner Truhen noch sechs Ellen Leinwand liegen, die wir selbst derbaut und auch selber sponnen haben. Das reicht grad zu einem Hemd. Wann wir ihm das geben, so wird's ihn außerordentlich gefreun.“
    „Mutter, wo denkst hin! Einem so feinen Herrn eine Leinwand schenken!“
    „Warum nicht?“
    „Noch dazu eine so grobe!“
    „Was fallt dir eini! Das weiß ich besser. Solche Leutln kaufen alles in dera Stadt, wo alles teuer ist und nicht echt. Da gibt's in dera sogenannten Leinwanden eine ganze Menge Baumwollen mit. Das ist alles nur Schund und Betrug. Wir aber bringen ihm eine echte, reine Leinwanden, da ist kein Trug und keine Falschheiten dran. So eine Leinwanden hat er gar nicht. Das wird seine Haut kühl halten, und er wird sich ganz gewiß sehr darüber gefreuen.“
    „Oh, er wird es gar nicht annehmen!“
    „Nicht annehmen?“ rief sie eifrig. „Dummes Ding! Was tust heut klug und gescheit! Meine Leinwanden nicht annehmen! Wo denkst nur hin! Ich wickle sie gar schöni ein in ein sauber Papieren. Wir haben zwar keines. Aber ich werd zum Herrn Pfarrer gehen, der liest die Zeitung und wird mir wohl ein Blatt

Weitere Kostenlose Bücher