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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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das ist ja erst der Anfang: das Schöne kommt nun erst, denn wenn dera Bauer stirbt, so ist die Bäuerin doch eine Witfrauen worden.“
    Da legte der Bastian die Schaufel, mit welcher er gearbeitet hatte, weg, sah den Sepp fragend an und erkundigte sich:
    „So hast du träumt, daß sie Witfrau worden ist?“
    „Ja, und daß sie wieder heiratet hat.“
    „Was sagst da? Wen den?“
    „Das würdest nie derraten!“
    „Das glaub ich wohl.“
    Der kluge Alte hatte den Aberglauben und – die Liebe des Knechtes zu der Bäuerin in seine Berechnung gezogen. Er hatte die Absicht, sich eine Schriftprobe des Bastians zu verschaffen, um aus der Vergleichung ersehen zu können, ob er es sei, der die mit ‚der Samiel‘ unterzeichneten Zetteln schreibe. Da aber der Bastian nicht dumm war und stets geleugnet hatte, schreiben zu können, so mußte die Sache klug angefangen werden. Er mußte bei seinen Schwächen und Leidenschaften gepackt werden.
    „Das glaubst, daßt's nicht derraten kannst?“ fuhr der Alte fort. „Und doch bist's grad du, der es am leichtesten raten könnt.“
    „Warum?“
    „Weilst's selber bist, den sie heiratet hat.“
    „Ich? Mich hat sie zum Mann nommen?“
    Sein häßliches Gesicht klärte sich auf. Es breitete sich der Ausdruck froher Überraschung auf dasselbe.
    „Ja, du bist der Kronenbauer worden. Das hat mir träumt, und zwar so genau und lebendig, als ob's nicht ein Traum, sondern die Wirklichkeit war. Ich bin mit auf dera Hochzeit gewest. Als ich aufwachen tat, da hab ich mich gar nicht dreinfinden könnt, daß es nicht die Wahrheit sein sollt. Aber ich hab gleich denkt, was nicht ist, das kann noch werden, denn Träume sind keine Schäume, und so ein lebendiger Traum, der geht ganz gewiß in Erfüllung. Was aber hast denn an dera Nasen?“
    „Gefallen bis ich im Stall, weil das Pferd sich losreißen tat. Es ist nix und wird bald wiederum heil werden. Aber wast da sagst von wegen dem Traum, das kann nicht in Erfüllung gehen.“
    „So! Warum nicht?“
    „Die Bäuerin würde mich nicht mögen.“
    „Dich nicht mögen? Warum denn nicht?“
    „Ich bin ja nur ein Knecht.“
    „Hat's etwa noch niemals eine Frau geben, die ihren Knecht heiratet hat?“
    „Da weiß ich freilich gleich einige.“
    „So schau! Warum soll es bei dir nicht sein?“
    „Weil ich nicht hübsch bin.“
    „Geh! So hübsch wie ein anderer bist allemal.“
    „Und dumm!“
    „Du sollst dumm sein? Geh, Bastian, da kenn ich dich besser! Wer dich für dumm kaufen will, der ist selber nicht klug. Du bist einer der Klügsten, aber du läßt es dir halt nicht merken.“
    „Meinst?“
    „Ja. Ich hab dich auskennenlernt.“
    Das Gesicht des Knechtes glänzte vor Wonne. Für nicht häßlich und nicht dumm gehalten zu werden, das war ihm noch nicht widerfahren. Er selbst glaubte natürlich, hübsch und gescheit zu sein, doch meinte er bescheiden:
    „Jetzt machst ein Gespaß mit mir. Aber wann's auch die Wahrheit wär, wenn ich klug wär und auch nicht häßlich, so tät die Bäuerin mich doch nicht heiraten. Die tät nur einen Steinreichen nehmen.“
    „Nun, bist das etwa nicht?“
    „Ich reich?“
    „Ja, steinreich sogar!“
    „Was fallt dir ein!“
    „Es ist die Wahrheit. Zweimalhundertundfünfzigtausend Mark hast ja!“
    Der Bastian machte ein ganz und gar unbeschreibliches Gesicht. So ein Vermögen sollte er haben?
    „Bist wohl verruckt?“ fragte er.
    „Nein. Ich sag die Wahrheit. So ein Geldl hast, gradsoviel wie ich.“
    „Woher soll ich's denn haben?“
    „Nun, du hast's doch in der – Sappermenten!“ fuhr er fort, sich an die Stirn schlagend, „was hab ich denn nur dacht! Wie hab ich's denn vergessen könnt, daß ich es nur träumt hab! Es ist mir wirklich ganz so gewest, als ob's die reine Wahrheit sei.“
    „Träumt hast's, daß ich so reich bin? So sag doch auch, woher ich das Geld hab!“
    „Aus der Lotterie.“
    „Hab ich's gewonnen?“
    „Ja.“
    „Donnerwetter! Da muß ich spielen!“
    „Dieser Gedank ist gar nicht schlecht.“
    „Nein, es ist das Allerbest, was man nur denken kann. Wann's einem träumt, daß man in der Lotterie gewinnt, so soll man schleunigst spielen. Meinst nicht auch?“
    „Ja freilich.“
    „Ich hab mich schon oft nach so einem Traum sehnt; aber es ist mir keiner kommen.“
    „Und mir hat's schon oft so träumt.“
    „Und hast nicht spielt?“
    „Nein.“
    „Was bist da für ein dummer Kerl, Wurzelsepp. Hast etwa nicht das Geld dazu?“
    „Das hätt ich

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