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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Kapellendorf, alter Schwede?“
    „Ich halt hier mein Seebad ab, weißt, wie die vornehmen Leutln es alle tun.“
    „Wo hast denn die See?“
    „Hinterm Haus im Wassertrog.“
    „So nimm dich in acht, daß es nicht einmal einen Seesturm gibt, sonst könntst gar leicht mit Mann und Maus zugrunde gehen.“
    „Mach dir keine Sorg! Ich schwimm schnell ans Land; das ist hier gar nicht weit vom Wasser! Willst nicht ein wengerl herkommen?“
    „Ich hab's eilig.“
    „Eine Viertelstunden kannst schon ausruhen.“
    „Dessen bedarf es nicht. Ich komm von der Mutter, und die wohnt ja nur eine kleine Stund von hier. Müd bin ich also nicht; aber weil du es bist, so möcht ich mich schon eine Minuten mit herbei setzen, wann ich wüßt, daß die andern Herrschaften nix dagegen haben.“
    „Bist willkommen“, sagte die Bäuerin, indem sie den hübschen kräftigen Burschen mit wohlgefälligem Blick betrachtete. Sie hatte ja überhaupt einen guten Blick für dergleichen männliche Gestalten.
    Ludwig gab den dreien die Hand und setzte sich neben den Sepp, welcher sich sogleich erkundigte:
    „Ich hab hört, daßt jetzt bei deiner Mutter bist. Wo willst hin?“
    „Hinunter nach Slowitz zu meinem Bauer.“
    „Ich denk, ihr seid uneinig mitnander?“
    „Nicht mehr. Wir haben uns versöhnt, und er hat schickt, daß ich kommen soll.“
    „So trittst wiederum bei ihm in Dienst?“
    „Ja. Ich hab's voraus wußt, daß es so kommen wird.“
    „Ich hab's mir auch denkt, denn so einen, wie du bist, bekommt er sonst nicht wieder. Auch hast ihm einen gar großen Dienst erwiesen, daßt ihn von den beiden Osec befreit hast. Die sitzen nun im Loch und werden nicht gleich wieder herauskommen. Nun kann der Sohn die Gisela nicht heiraten!“
    „Die hätt er auch sonst nicht bekommen.“
    „Weil sie dich haben will!“
    „Wer hat das sagt?“
    „Geh! Willst nicht eingestehen? Bist auch so ein Heimlicher, der immer schwarz tut, und wann man ihn bei Licht beschaut, so ist er weiß. Wie geht's denn deiner alten Mutter und der Schwester?“
    „Ich danke! Sehr gut.“
    „Ja, das hab ich hört. Die sind nun über alle Sorg hinaus. Nein, so ein Geld zu bekommen! Wer hätt das denkt!“
    „Was für ein Geld?“ fragte die Bäuerin schnell.
    „Hast's noch nicht gehört?“
    „Nein.“
    „Der König hat an dem Ludwig seinen toten Vatern denkt, welcher so lange Invalid gewest ist, ohne eine Pensionen zu bekommen. Nun hat er diese Pensionen der Witfrau nachzahlen lassen für die vielen Jahre und ihr auch noch selbst ein Gehalt ausgesetzt.“
    „Welch ein Glück!“ rief die Kronenbäuerin. „Ja, unser guter König! Aber auf so viele Jahre, das muß doch eine große Summe sein!“
    „Ja, es sind ein hübsch paar Tausend.“
    „Bar?“
    „Natürlich!“
    „Das freut mich, denn sie ist eine gar brave Frau, und es ist ihr gern zu gönnen. Aber was tut sie denn mit dem vielen Geld?“
    Das war die Frage, deren Beantwortung sie wünschte. Hier gab es vielleicht wieder einen Fang zu machen. In ihrem Eifer übersah sie es, daß der alte, kluge Sepp sein Auge scharf auf sie gerichtet hielt.
    „Das wird meiner Schwester zugute kommen“, antwortete Ludwig. „Nun kann sie heiraten. Bisher hat das Nötigste dazu gefehlt. In einigen Wochen wird sie die Hochzeit halten.“
    „So! Da wird das Geld wohl schnell ausfliegen, grad wie die Tauben, wann gutes Wettern ist.“
    „O nein. So treiben wir es nicht. Es wird nur eine Wenigkeit davon weggenommen, und das andere legen wir auf Zinsen einstweilen an. Wir haben es bis dahin dem hochwürdigen Herrn aufzuheben geben.“
    „Dem Pfarrer?“
    „Ja.“
    „Warum denn?“
    „Weil es bei ihm jedenfalls sicherer liegt als in der kleinen Hütten bei der Mutter.“
    „Das glaub ich nicht. Es kann einem Pfarrer ebenso stohlen werden, wie deiner Mutter. Denk an den Samiel!“
    „Oh, der ist nicht zu fürchten.“
    „Er derfährt alles.“
    „Aber das nicht. Wir haben es noch niemand sagt. Selbst wann er es wüßt, daß der Herr Pfarrer das Geldl hat, würd er es doch nicht finden, wann er es sich auch holen wollt.“
    „Warum?“
    „Weil der Pfarrer es sehr gut versteckt hat, nämlich in seiner Studierstuben in das alte, große Bibelbuch, welches ganz oben über den anderen Büchern steht.“
    Die Bäuerin verschlang ein jedes Wort, welches Ludwig sprach. Sie holte tief Atem; sie war hoch befriedigt von dem, was sie erfahren hatte.
    Ebenso befriedigt war der alte Sepp, der den Blick nicht von ihr

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