Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
einen –“
    „Na, was denn, einen –?“
    „Einen – einen – ja, ja, hier diese Peitsche such ich.“
    Eine Hundepeitsche hing am Nagel. Er riß sie herab. Sie hatte jedenfalls zur Züchtigung derjenigen bedauernswerten Mädchen gedient, welche Gegenwehr geleistet hatten. Der Fex sprang hinaus, riß drüben beide Riegel zurück, stieß die Tür auf und trat ein.
    Die Mädchen sahen ihn erschrocken an und machten ihm eiligst Platz, als sie den Ausdruck seines Gesichtes bemerkten. Er fuhr wie ein rasender Roland zwischen ihnen hindurch bis hinten, wo der Italiener lag.
    „Da liegt er, da!“ rief er wütend. „Weißt, weshalb ich komm, Petruccio?“
    Die in dem Raum befindlichen hatten gewünscht, daß ihre Besieger hereinkommen möchten. Jetzt war einer da, und zwar ganz hinten; aber es fiel ihnen gar nicht ein, sich auf ihn zu werfen.
    Sein Aussehen riet ihnen, dies zu unterlassen. Man sah es ihm an, daß er den Kampf mit der Übermacht aufgenommen hätte.
    „Nein, ich weiß es nicht“, antwortete der gefragte Italiener.
    „So! Und du auch nicht?“
    Diese Frage richtete er an Auguste.
    „Wie soll ich das wissen?“ antwortete sie in ihrem frechen Ton.
    „Ich habe dich vorhin nach einem Mädchen gefragt, namens Paula Kellermann.“
    „Ich weiß nichts von ihr.“
    „Und du bist die Wirtschafterin?“
    „Die bin ich.“
    „Da hast wohl die Mädchen zu beköstigen?“
    „Ja.“
    „Und wenn eine nichts erhält, so weißt du es, so weißt du davon?“
    „Natürlich.“
    „Gut! Schön! Wie nun, wenn ich diese Paula gefunden hab?“
    Sie erschrak.
    „Hier jedenfalls nicht.“
    „Nein, hier nicht, das ist wahr. Aber in einem dunklen Loch, wo sie vor Durst und Hunger fast verschmachtet ist. Warum hast du ihr nichts zu essen gegeben?“
    „Weil ich nicht durfte.“
    „Wer hat es verboten?“
    „Petruccio.“
    „Das ist nicht wahr!“ rief der Genannte.
    „Es ist wahr“, behauptete sie.
    „Schon gut, schon gut!“ knirschte der Fex. „Ihr seid beide schuld. Es ist eins so schlecht wie das andere. Für eure Lügen aber sollt ihr jetzt eine Abschlagszahlung erhalten. Hier, du freche, unverschämte Dirn, nimm dies und dies und dies!“
    Er holte aus und knallte ihr die Peitsche um den Rücken, daß sie laut aufbrüllte. Die Hiebe fielen hageldicht.
    Ihr Geschrei rief den König und die andern herbei.
    „Fex, was machst du denn?“ rief der Sepp.
    „Nix, gar nix!“ antwortete dieser, indem er immerfort zuschlug. „Schau dir die Paula an, dann wirst's wissen.“
    „Ja, dann ist's recht und richtig. Gib's ihr nur derb!“
    „Soll nicht fehlen! Und diesem auch!“
    Er trat zum Italiener und karbatschte diesen so durch, daß er sich wie ein Wurm wand und wie ein angespießter Eber schrie.
    Der wütende junge Mann hörte nicht eher auf, als bis er seinen Arm erlahmen fühlte. Dann verließ er das Gewölbe und riegelte die Insassen wieder ein.
    Paula mußte sich in der Vorratskammer niedersetzen und erhielt Speise und Trank.
    Während der Fex sich mit ihr in der Zelle befunden hatte, war der König mit den anderen bemüht gewesen, diese unterirdischen Gelasse zu untersuchen. Sie hatten noch zwei Gewölbe gefunden, welche mit Mädchen angefüllt waren, mit den letzteren aber zunächst noch kein Wort gesprochen.
    Jetzt nun sahen sie mit Erbarmen, welchen Hunger Paula haben mußte. Sie gab sich Mühe, ihre Gier zu überwinden; aber es gelang ihr doch nicht ganz. Sie war noch nicht satt, als sie aufhielt. Sie machte nur vorsichtigerweise eine Pause, um nicht etwa zu erkranken.
    „Das sollen die Kerls büßen!“ sagte der Fex. „Ich war erst zu Mitleid geneigt. Nun aber gibt es kein Erbarmen.“
    „Das wär auch falsch angebracht“, antwortete der Sepp. „Haben sie doch unsern Herrn Ludewig ermorden wollen, von dem wir noch nicht mal wissen, wie er hier herunter gekommen ist.“
    „Auf eine sehr einfache Weise“, antwortete der König. „Ich hatte mir das Schloß besehen und besuchte dann den Park. In der Eremitage ruhte ich aus. Da hörte ich plötzlich neben mir ein Geräusch. Die Felsenwand öffnete sich, und ein Mann trat heraus. Als er mich sah, fuhr er sofort zurück und verschwand. Die Tür aber blieb auf.“
    „Ach! Da sind 'S halt eintreten?“
    „Ja.“
    „Hm! Ohne Licht. Das war gefährlich.“
    „Oh, ich vermutete natürlich nicht, daß ich es mit Verbrechern zu tun haben würde. Ein Ort wie Miramare ist doch gradezu heilig. Ich trat in den Gang und rief hinein. Ich glaubte,

Weitere Kostenlose Bücher