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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bei der Festvorsteilung alle diejenigen Personen zugegen sind, welche in der letzten Zeit mehr oder weniger seinem beglückenden Einfluß unterlegen haben.“
    „Zum Beispiel?“
    „Ich, um mich gleich zuerst zu nennen, der Fex, dann Max Walther, welche beide überhaupt anwesend sein müßten, weil sie Dichter und Komponist des Stückes sind, ferner der Elefanten-Hans, welcher die prächtigen Dekorationen gemalt und auch die herrlichen Wandgemälde geschaffen hat. Rudolph von Sandau ist als Baumeister natürlich eine Hauptperson. Sodann kommen diejenigen, welche indirekt beteiligt sind, wie der Sepp und andere. Übrigens ist dem alten Sepp das allermeiste zu danken. Er ist sozusagen unsere Vorsehung gewesen. Endlich kommen noch viele andere, eine bunte Reihe von Personen, die Sie selbst dem Namen nach nicht kennen, die aber in irgendwelcher Weise mit dem König und seinen Schützlingen in Berührung gekommen sind.“
    „Wie Ihre liebe Frau Salzmann?“
    „Ja. Auch Herr Kommerzienrat Hesekiel Hamberger in Wien.“
    „Warum der?“
    „Weil er mich sozusagen in Wien eingeführt hat. Ich sang ja zuerst bei ihm.“
    „Ja. Bei ihm lernte ich Sie kennen!“
    „Was Sie noch sehr bereuen werden.“
    „Niemals, nie!“
    „Wollen es abwarten.“
    „Also alle diese Personen erhalten eine Einladung, und von wem?“
    „Hm! So unter der Hand.“
    „Wird man auch einen gewissen Bewunderer von Ihnen, welcher Senftenberg heißt, mit einer Einladung bedenken?“
    „Wie? Sie bewundern mich?“
    „Zweifeln Sie daran?“
    „Ich will das später untersuchen. Aber wenn Sie es wünschen, sollen Sie von mir eine Karte erhalten.“
    „Für welche ich Ihnen im voraus den herzlichsten Dank sage, beste Freundin.“
    „Seien Sie zurückhaltender mit Ihrem Dank!“
    „Warum?“
    „Sie könnten die Zusendung der Karte wohl nicht als ein dankeswertes Ereignis empfinden.“
    „Dieser Fall tritt nie ein.“
    „Vielleicht doch! Nämlich die Geladenen haben eine gewisse Bedingung zu erfüllen.“
    „Eine unangenehme?“
    „Mir ist sie angenehm.“
    „Dann mir auch.“
    „Warten Sie! Nämlich nach der Vorstellung, wenn das Publikum sich entfernt hat, wird die Bühne nebst dem daran stoßenden Parkett in einen Saal umgewandelt, auf welchem tapfer getanzt werden soll.“
    „Herrlich!“
    „Hm! Es soll kein Rangunterschied gelten.“
    „Das ist ja köstlich!“
    „Meinen Sie? Wenn Sie nun bei der Damentour von der alten Barbara oder meiner dicken Frau Qualèche engagiert werden?“
    „So tanze ich mit dem größten Vergnügen. Das können Sie mir glauben!“
    „In diesem Fall ist eine Karte für Sie bereit. Übrigens haben die betreffenden Personen keine Ahnung davon, was ihrer wartet. Sie dürfen nichts verraten.“
    „Ich schweige natürlich. Schauen Sie, wie unten die Lichter erwachen. Die hellen Laternen, das muß beim Gasthof sein.“
    „Ja, da sitzt der Kapellenbauer mit anderen und wartet, daß ich singen soll. Er hat mich darum gebeten.“
    „Haben Sie es zugesagt?“
    „Nein. Ich habe mir vorhin Genüge getan, und nun soll man nicht denken, daß ich auch am Abend noch vom Berg herabsinge.“
    Da kam ihm ein Gedanke. Würde sie auch ihm die Bitte abschlagen? Das war eine Probe ihrer Herzensgesinnung.
    „Leni“, sagte er, „Sie haben hier oben auf den Wunsch des Königs gesungen. Wenn ich nun auch so eine Bitte ausspräche?“
    Sie antwortete erst nach einer Weile:
    „Liegt Ihnen etwas daran?“
    „Ja. Ich möchte Ihre unvergleichliche Stimme einmal durch eine stille Alpennacht dringen hören.“
    „Da Sie es sind, sollen Sie sie hören.“
    „Wirklich? Wirklich?“ fragte er erfreut.
    „Ja. Was soll ich singen?“
    „Was Sie wollen. Aber ernst muß es sein, fromm und heilig, grad so, wie es mir jetzt zumute ist.“
    „Dann will ich Ihnen die neueste Komposition unseres Fex vorsingen. Sie ist herrlich.“
    Sie stand auf und entfernte sich ein Stück von der Hütte, nach dem Felsenrand zu, damit ihre Stimme besser zu Tal schallen möge. Er ging ihr nach. Sie standen eng nebeneinander, als sie begann:
    „Schon fängt es an zu dämmern;
Der Mond als Hirt erwacht
Und singt den Wolkenlämmern,
Ein Lied zur guten Nacht.
Und wie er singt so leise,
Da dringt vom Sternenkreise
Der Schall ins Ohr mir sacht:
Schlaf in Ruh, schlaf in Ruh!
Vorüber ist all
Der Tag und sein Schall.
Schlaf in Ruh, schlaf in Ruh,
Die Liebe Gottes deckt euch zu!“
    Es war unbeschreiblich, wie diese reine, posaunenartige und doch so milde

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