72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen
lieber, bei Ihnen Platz zu nehmen!“
Der Jude schaute ihn verwundert an; Max und Hans aber rückten schnell zu, so daß der alte Sepp neben dem Juden Platz fand. Dabei zog er den Zettel heraus und gab denselben Max, ohne daß Baruch Abraham es bemerkte. „Sie suchen mich hier?“ fragte der letztere. „So haben Sie gewußt, daß ich hier bin?“
„Ja.“
„Von wem?“
„Von Ihrer Frau. Ich klingelte.“
„Ah, so sind Sie derjenige gewesen, der vor Petruccio da war.“
Wäre er nicht betrunken gewesen, so hätte er sich gehütet, diesen Namen zu nennen.
„Petruccio? Wer ist das?“
Durch diese Frage wollte Sepp in dem alten Menschenhändler die Überzeugung erwecken, daß er wirklich in die Zeitung vertieft gewesen sei und auf das Gespräch nicht geachtet habe.
„Ein Bekannter“, antwortete der Jude. „Sie waren so spät bei mir. Warum?“
„Geschäfte.“
„Mein Laden ist nur bis acht Uhr auf.“
„Für mich vielleicht auch später.“
Der Jude fixierte ihn mit neugierigem und mißtrauischem Blick und meinte dann:
„Für niemanden eigentlich, wenn nicht etwas ganz Notwendiges vorkommt.“
„Es ist notwendig.“
„So! Wollen Sie etwas kaufen oder verkaufen?“
„Verkaufen.“
„Was?“
„Ein Gemälde, ein Seestück von der kalifornischen Küste.“
Der Jude wurde aufmerksam.
„Von welchem Maler?“ fragte er.
„Von dem bekannten Künstler, welcher zufälligerweise grad so heißt wie der Wein, den der Gast vorhin vergeblich verlangte – Salek.“
Da erhob Baruch Abraham sich halb vom Stuhl, starrte den Sepp erstaunt an und sagte: „Ich kenne Sie gar nicht!“
„Ist es notwendig, daß Sie mich kennen?“
„Hm! Allerdings nicht.“
„Oder kaufen Sie von Salek nicht gern?“
„O doch. Seine Gemälde gehen stets.“
„Das weiß ich. Ihr Name wurde mir von einem Kenner genannt. Ich habe das Bild mit hier, und da ich nicht weiß, ob ich morgen da bleibe, erlaubte ich mir, Sie so spät noch aufzusuchen.“
„Schön, schön! Vielleicht machen wir einen Handel, wenn Sie wirklich die Absicht –“
Er hielt inne, denn grad jetzt stand Max auf, dem er Platz zu machen hatte. Derselbe hatte den Zettel unbemerkt gelesen und erhob sich mit der Miene eines Mannes, welcher aus Höflichkeit einmal hinausgeht, um den anderen Gelegenheit zu geben, ihre Angelegenheiten ohne Zeugen abzumachen.
„Nimm mich mit!“ sagte Johannes, indem er dem Freund folgte.
Draußen teilte Max dem Maler den Inhalt des Zettels mit. Dann schlichen sie sich zur Haustür hinaus und huschten schnell durch das bereits erwähnte Gäßchen.
„Der Sepp ist doch ein Sappermenter“, meinte im Gehen Max. „Hast du genau gehört, was er sagte?“
„Ja.“
„Das Bild von der kalifornischen Küste, und der Name Salek. Beides muß irgendeine Bedeutung haben, die nur er kennt. Der Kerl ist grad wie allwissend.“
„Wir erfahren jedenfalls, was es für eine Bewandtnis damit hat.“
„Natürlich! Jetzt aber müssen wir uns beeilen. Wir dürfen nicht lange abwesend sein, sonst fällt später der Verdacht auf uns.“
Hinter der Mauer war es vollständig finster. Sie lauschten eine kurze Zeit am Pförtchen. Als sich weder vor- noch rückwärts auf dem Weg und auch im Hof des Juden ein Geräusch hören ließ, zog Max den Schlüssel heraus.
Er befeuchtete ihn mit Speichel, damit kein Geräusch entstehen solle, und schloß auf. Glücklicherweise öffnete sich die Tür leise.
Sie traten ein und zogen sie hinter sich an. Nachdem sie wieder einige Augenblicke gelauscht hatten, huschten sie über den Hof hinüber bis unter den Söller.
„Sie ist eingeschlossen. Sie kann nicht heraus“, sagte Johannes leise.
„Nur eingeriegelt. Wie aber kommen wir hinauf?“
„Dort in der Ecke geht die Außentreppe zum Söller empor. Ich habe es gesehen.“
„Gut! So steigen wir hinauf.“
„Beide?“
„Ja. Warum nicht?“
„Zwei Personen machen mehr Geräusche als eine.“
„Das ist richtig. Also geh du allein.“
„Warum ich?“
„Weil Anita in dir den Retter ehren soll, nicht aber in mir. Knarren deine Stiefel?“
„Vielleicht. Ich ziehe sie aus.“
„Besser ist es. Also einen Hund gibt es nicht?“
„Nein. Anita sagte es. Hoffentlich werden wir auch anderweit nicht gehindert.“
„Schwerlich. Ich glaube, die alte Jüdin befindet sich ganz allein im Haus.“
„Wenn die nun kommt! Was dann?“
„Pah! Du gibst ihr mit der Faust eins auf den Kopf, daß sie ohnmächtig wird.“
„Du, das
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