Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
der Onkel der Dame sind, das steht nicht in dem Paß.“
    „Anita wird es bestätigen!“
    „Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß ich sie nicht fragen werde. Wenn Sie keinen anderen Beweis bringen können, so sieht es mit Ihrer Angelegenheit sehr luftig aus.“
    „Nun, am Ende könnte ich es beweisen.“
    „Womit?“
    „Ich habe Anitas sämtliche Papiere mit.“
    „Welche?“
    „Den Geburtsschein, das Taufzeugnis, den Firmbrief und auch noch andere.“
    „Zeigen Sie!“
    Er brachte die genannten Papiere hervor. Sepp las sie, behielt sie in der Hand und sagte:
    „Diese Papiere reichen zwar aus zur Personalbeurkundung dieser Dame; eine Legitimation für Sie sind sie aber nicht.“
    „So habe ich noch das Testament meines verstorbenen Bruders, der der Vater Anitas war.“
    „Geben Sie her!“
    Sepp erhielt auch dieses und las es durch. Seine Brauen zogen sich finster zusammen. Als er fertig war, fragte er:
    „Und dieses Testament zeigen Sie vor, um zu beweisen, daß Sie der Vormund von Anita sind und die väterliche Gewalt über sie besitzen?“
    „Ja.“
    „Das ist sehr dumm von Ihnen.“
    „Wieso?“
    Er machte ein sehr betroffenes Gesicht. Grad die Präsentation des Testaments hatte er für den entscheidendsten Schachzug gehalten.
    „Weil Sie damit nur einen Beweis gegen sich selbst führen.“
    „Da irren Sie sich!“
    „Sagen Sie mir nicht noch einmal eine solche Grobheit, sonst lasse ich Sie hinauswerfen! Ich irre mich nie, und in Ihnen am allerwenigsten!“
    „Aber im Testament steht es doch deutlich, daß ich der Vormund bin.“
    „Allerdings.“
    „Daß ich väterliche Gewalt besitze!“
    „Auch das.“
    „Und daß sie mir zu gehorchen hat!“
    „So lange Sie die väterliche Gewalt nicht mißbrauchen, ja.“
    „Habe ich sie etwa mißbraucht?“
    „Allerdings.“
    „Wieso denn?“
    „Sie haben sie geschlagen.“
    „Das Recht der Züchtigung habe ich.“
    „Sie haben sie eingesperrt und hungern lassen.“
    „Das ist auch Züchtigung.“
    „Sie haben sie zwingen wollen, dort diese Krautscheuche zu heiraten.“
    „Das kann ich.“
    „Nein das können Sie nicht! Verstanden?“
    „Ein Vater und Vormund kann es!“
    „Nein. Das werde ich Ihnen gerichtlich durch die Obervormundschaft beweisen lassen! Und wie steht es denn mit den anderen Sachen. Hier ist alles aufgezählt, was Anita geerbt hat, zunächst achtzehn Gemälde.“
    „Die sind nicht mehr da.“
    „Wo sind sie denn?“
    „Verkauft.“
    „Wer hat Ihnen die Erlaubnis dazu gegeben?“
    „Die habe ich als Vormund.“
    „Hier steht nichts davon. Sie mußten die Obervormundschaft fragen. Ich werde derselben die betreffende Meldung machen lassen. Ferner hat Anita das Haus- und Gartengrundstück ihres Vaters geerbt.“
    „Das ist da.“
    „Wer bewohnt es?“
    „Ich.“
    „Wer hat seit jener Zeit die Nutznießung des Feldes und Gartens gehabt?“
    „Ich natürlich.“
    „Was haben Sie dafür bezahlt?“
    „Ich werde doch nicht auch dafür zahlen!“
    „Sie haben zu zahlen und Rechnung abzulegen. Ferner hat Anita ein bares Vermögen von achttausend Lire geerbt. Wer hat diese aufbewahrt?“
    „Ich.“
    „Wieviel Zinsen hat dieses Kapital gebracht?“
    „Zinsen?“
    Er war ganz konsterniert. So wie Sepp die Sache betrachtete, hatte er sie nicht betrachtet.
    „Natürlich! Sie haben das Vermögen Ihrer Mündel nutzbringend anzulegen, also auf Zinsen.“
    „Davon weiß ich kein Wort.“
    „Also haben Sie es nur so aufgehoben?“
    „Ja.“
    „Und es ist noch vollständig da?“
    „Nein.“
    „Nicht? Donnerwetter! Wieviel ist denn eigentlich noch vorhanden?“
    „Dreizehnhundert.“
    „Können Sie das beweisen?“
    „Ja.“
    „Das ist ein Glück für Sie. Aber wie wollen Sie denn den Beweis führen?“
    „Ich habe das Geld bei mir.“
    „Ach so! Zählen Sie mal auf!“
    Der Maler machte ein Gesicht, welches ganz unbeschreiblich war.
    „Aufzählen?“ fragte er.
    „Ja.“
    „Fällt mir nicht ein!“
    „Ich verlange es.“
    „Mit welchem Rechte?“
    „Mit diesem hier. Kennen Sie das?“
    Er zeigte seine Polizeimünze hervor, die er bereitgehalten hatte.
    „Teufel!“ rief der Maler. „Sie sind ein Polizist? Ich dachte Hauptmann!“
    „Nehmen Sie an, ich sei Polizeihauptmann!“
    „Wer hätte das gedacht!“
    „Wenn Sie meiner Aufforderung nicht Folge leisten, lasse ich Sie auf der Stelle arretieren! Also aufgezählt!“
    „Bekomme ich es denn wieder?“
    „Aufzählen!“
    Der Mann trat an den Tisch

Weitere Kostenlose Bücher