72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen
Kapitän kommt zu ihm und findet das Haus leer, so kann er leicht Argwohn hegen.“
„So setz jemand hinein in das Haus.“
„Du, da hast recht! So werd ich's auch machen. Und mit der Anita weiß ich auch, was ich tu.“
„Was denn?“
„Du wirst ihren Oheim aufsuchen und ihm sagen, daß du sie funden hast. Du bringst ihn zu mir, und da werd ich ein Wörtle mit ihm reden.“
„Wann soll das geschehen?“
„Das ist früh gleich das erste. Komm!“
Da zunächst nichts mehr zu besprechen war, gingen sie schweigsam miteinander der Stadt zu.
Im Hotel angekommen, fanden sie Hans und Anita noch in einem sehr lebhaften Gespräch begriffen. Da sie noch nicht Abendgegessen hatten, bestellte der Sepp, trotzdem es mitten in der Nacht war, für sich und Max ein kaltes Essen.
Nach demselben instruierte er die beiden Freunde, und dann schieden diese um sich nach ihrer Locanda grande zu begeben, um wenigstens einige Stunden zu schlafen.
Um acht Uhr waren sie bereits wieder munter. Sie tranken Kaffee und begaben sich dann nach der armseligen Kneipe, in welcher der berühmte Maler Ventevaglio mit seinem Lieblingsschüler logierte. Sie fanden die beiden eben zum Ausgehen bereit, um ihre Nachforschungen fortzusetzen.
„Ach, Signori, Ihr!“ sagte der Maler. „Kommt Ihr zufällig hierher?“
„Nein“, antwortete Max. „Wir suchen Sie.“
„Wollen Sie ein Glas Wein mit mir trinken? Das wäre mir sehr angenehm.“
„Danke! Wir bringen Ihnen eine wichtige Botschaft.“
„Ach! Vielleicht wegen Anita?“
„Ja.“
„Haben Sie sie etwa entdeckt.“
„Ich weiß es nicht genau. Aber wir haben ein Mädchen gesehen, welches ganz zu Ihrer Beschreibung paßt.“
„Wo?“
„Im Hotel Europa.“
„Das ist sie nicht. Das ist zu nobel.“
„O bitte! Sie ist nicht allein dort, sondern mit einem Herrn.“
„Sackerment! Als seine Geliebte?“
„Das weiß ich auch nicht, glaube es aber nicht. Er ist schon bei Jahren.“
„Und zu ihm soll ich gehen?“
„Das ist Ihre Sache.“
„Ja, wenn ich wüßte, ob sie es ist!“
„Nun, sie heißt Anita Ventevaglio und hat erzählt, daß sie ihren Verwandten davongelaufen sei, weil sie einen gewissen Petro nicht hat heiraten wollen!“
„Das stimmt.“
„Ihr Vater ist Maler gewesen, jetzt aber längst tot.“
„Auch das stimmt. Sie ist es!“
„Das habe ich auch gedacht.“
„Ich werde hingehen. Gehst du mit, Petro?“
Der Lieblingsschüler nickte als Antwort. Er hatte auch gestern kein Wort gesprochen.
„Da müssen Sie aber bald aufbrechen“, meinte Max. „Der Mann will abreisen.“
„So gehen wir sofort, sofort!“
„Aber nehmen Sie alle Papiere mit, damit Sie sich legitimieren können!“
„Natürlich, natürlich! Meine Herren, wir sind Ihnen außerordentlich verbunden!“
„O bitte, bitte!“
„Wenn Ihnen einmal eine Nichte und Braut ausreißt, und wir können sie Ihnen verschaffen, so werden wir es gern tun!“
„Das bin ich überzeugt und empfehle mich Ihnen!“
Max und Hans beeilten sich, nach dem Hotel zu kommen. Dort mußten sie sich zu Anita in deren Zimmer begeben, während Sepp allein in dem seinigen zurückblieb. Max hatte dem langen Maler natürlich den Namen des Alten genannt.
Bald meldete ein Kellner, daß zwei Herren den Herrn Hauptmann sprechen wollten.
„Wer sind Sie?“ fragte Sepp.
„Sie wollten ihre Namen nicht nennen.“
„Und was sind sie?“
„Es scheinen Künstler zu sein.“
„Hm! Lassen Sie sie herein.“
Der Kellner ging, und bald traten die beiden Maler ein.
Der Sepp erhob sich vom Stuhl. Wie er jetzt so hoch aufgerichtet da stand, war er eine strenge, ehrfurchtgebietende Erscheinung.
„Wer sind Sie?“ fuhr er sie an.
Der Maler machte eine tiefe Verbeugung und antwortete ziemlich höflich:
„Mein Name ist Ventevaglio. Jedenfalls haben Sie denselben bereits gehört!“
„Nein.“
„Ich bin einer der berühmtesten Maler Italiens, und dieser Herr da ist Petro, mein Lieblingsschüler.“
„So! Was malen Sie denn?“
„Alles!“
„Jedenfalls auch Kaffee?“
Der Maler machte ein sehr stupides Gesicht. Sein Lieblingsschüler hatte zwar den Hut abgenommen, aber nicht gegrüßt. Den Hut unter dem Arm und die beiden Daumen im Knopfloch, stand er da, mit den anderen acht Fingern trommelnd. Der Sepp trat auf ihn zu und sagte:
„Sie heißen also Petro?“
Der Mensch nickte.
„Sind Sie der Lieblingsschüler Ihres Meisters?“
Abermaliges Nicken.
„Können Sie nicht reden?“
„O
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