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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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benachrichtigt, der in Steinertsgrün im Quartier liegt.“
    „So gedenkt er wohl den Waldschwarzen dort zu fangen?“
    „Er ist ganz sicher darauf.“
    „Ach so! Dann ist der Feldwebel ein gar kluger Bursche, wenn er den schon nach so kurzer Zeit ertappt, nach dem hier jahrelang trotz aller Mühe vergebens gefahndet worden ist! Aber paß auf, er kommt mit leeren Händen zurück!“
    „Woher weißt du das?“
    „Ich denke es mir“, antwortete er ausweichend.
    „Ich wollte aber doch, er bekäme ihn gleich heute!“
    „Warum?“
    „Dann käme er wieder fort!“
    „Das wünschest du wohl?“
    „Von ganzem Herzen. Er ist so – so eigen mit mir, verfolgt mich Schritt für Schritt und weiß doch, daß ich dies nicht gern habe.“
    „Woher soll er das wissen?“
    „Ich hab's ihm selbst gesagt. Er war schon einmal hier in Rothenwalde und hat es ganz gleich so getan, bis ich mir's verbat und ihm ausgewichen bin.“
    „Was sagt der Vater dazu?“
    „Er gibt Vorschub bei dem Courmachen, und ich bekomme viel böse Worte, weil ich es mir nicht gefallen lasse. Er fängt schon an, Gewalt zu gebrauchen, denn er hat mir befohlen, heute nachmittag zum Tanz zu gehen. Der Feldwebel hat ihn darum ersucht.“
    „Und was wirst du tun?“
    „Ich weiß nicht; ich mag nicht hin, und dennoch muß ich wohl, wenn der Vater darauf besteht. Ich dachte, ich wollte dich treffen und deinen Rat hören.“
    Sie bemerkte nicht, daß sie sich widersprach. Also war sie doch zum Grab gekommen, weil sie Frieder hier zu finden hoffte.
    „Warum den meinigen, Martha?“
    „Weil er der beste ist, welchen ich finde“, antwortete sie einfach.
    „So gehe nur immer hin; es wird dir nichts geschehen!“
    „Aber wenn er mich zum Tanz auffordert?“
    „Willst du wirklich nicht mit ihm tanzen?“
    „Um keinen Preis!“
    „So sagst du ihm, du seist schon versagt.“
    „An wen?“
    „An mich, Martha.“
    „So wirst du auch dort sein?“
    „Dir zuliebe. Oder willst du dich lieber an einen anderen versagen?“
    „Nimmermehr! Ich habe nicht oft getanzt, und du bist der Einzige, mit dem ich es wieder versuchen möchte. Nun aber muß ich fort; der Vater will das Mahl beizeiten haben.“
    Sie ging. Er blieb gedankenvoll stehen.
    „Wie schlau er seine Sache beginnt! Er macht den Feldwebel zutraulich und schiebt ihm sogar die Tochter zu, um sein Vertrauen zu erhalten und alles zu erfahren, was er vornimmt. Jetzt bleibt er auch vom Schlaf weg, weil der Waldschwarze gefeiert hat, und da dies nicht zu lange dauern darf, so hat er heute wieder einen Schlag beschlossen. Der Zettel ist mit Fleiß auf den Weg gelegt, um die Verfolger auf eine falsche Spur zu bringen, und während sie nach der Schießhütte gehen, wird das Gut ganz woanders über die Grenze geschafft. Soll ich sie warnen? Nein, ich bin nicht ihr Spion und gehe meinen eigenen Weg. – Das Mittagsmahl hat er so in der Frühe bestellt, um heute eher als ein andermal zum Stein hinaufzukommen. Die ganze Woche hat nichts darunter gelegen, doch heute finde ich sicher ein Papier und habe dann auch die beste Gelegenheit, zu sehen, ob er es auch wirklich ist, der es darunter legt.“
    Auch Frieder ging jetzt, schützte daheim einen unaufschiebbaren Gang vor, bat, ihm das Mittagessen aufzuheben, und begab sich auf einem noch weiteren Wege, als vor acht Tagen, in den Wald. Bei dem Stein angekommen, hob er ihn empor; es lag kein Zettel da, und nun verbarg er sich erwartungsvoll in seinem früheren Versteck.
    Seine Vermutung bestätigte sich bald. Der Feldbauer kam, suchte erst vorsichtig, doch ohne den Lauscher zu bemerken, die Umgebung ab und legte dann ein Papier unter den Stein, worauf er sich schleunigst entfernte. Schnell war Frieder beim Granit, hob ihn empor und las: ‚Beim alten Stollen um neun Uhr.‘
    Was nun geschah, konnte er sich denken. Er verließ behutsam den Ort und ging nach Hause. Später besuchte er die Nachmittagskirche, um den Kantor an der Orgel abzulösen und begab sich dann, als nach beendigtem Gottesdienste die jungen Leute zum Tanze gingen, in die Schenke.
    Als er dort eintrat, war die Stube von den Soldaten und Ortsbewohnern so gefüllt, daß kaum noch ein leerer Platz zu finden war. Der Bewohner des Gebirges kann der Natur ihre jährlichen Spenden nur unter doppeltem Schweiße und saurer Mühe abringen; winkt ihm einmal das Vergnügen, so säumt er nicht, sondern gibt sich ihm ohne Zögern und Verweilen hin.
    „Sind die Musikanten bald da?“ fragte der Feldwebel,

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