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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sagte, die drei feindlichen Steine geschlagen; aber als er hierauf den seinen hinter den letztgeschlagenen setzte, bemerkte er, daß ihm eine Falle gelegt worden war.
    „Was muß ich denn?“ fragte Anton lachend. Er sah, daß sein Mädchen vor Schreck bleich geworden war. Darum fuhr er fort: „Darfst nicht ängstlich sein, Marie! Es war nur die Nase, an der ich den Musterwirt geführt habe. Er hat mir drei Steine genommen. Ich opferte sie mit List, denn nun komme ich hinterher! Merk auf! Ich schlage ihm dafür einen – zwei – drei – vier Steine und setze den meinen hierher und tue noch einen darauf, denn er steht am Rand und ist jetzt eine Dame! Wie steht es mit dem Bergle und mit der dreijährigen Arbeit, Musterwirt?“
    „Schweig!“ herrschte ihn dieser an. „Was machst erst ein Gesicht wie ein neugeborenes Unschuldskind und haust mich dann mit allen Fäusten gleich über beide Ohren! Ich scharwerkiere mich schon wieder heraus. Darauf gebe ich dir mein Wort!“
    Er sann und sann, getraute sich aber nicht, zu ziehen.
    „Ja, wenn ich nicht so dumm gewesen wäre, eine ‚englische‘ zu verlangen, da ginge es wohl noch!“ gestand er wütend ein. „So aber sitzt deine Dame grad auf dem Mittelfeld und nimmt mir alle Steine weg, ich mag nun kommen, wie ich will!“
    „Gibst dich also verloren?“
    „Nein; fällt mir gar nicht ein! Gewinnen kann ich sie nicht, aber eine ‚unendliche‘ muß es werden; da halten wir auf und fangen eine neue an!“
    „Mag sein! Versuch' es!“
    Das klang zustimmend. Darum schaute Marie besorgt zu Anton auf. Dieser zwinkerte ihr mit den Augen heimlich zu. Das beruhigte sie wieder. Endlich hatte sich der Wirt entschlossen. Er tat einen Zug und sagte:
    „Hier ist dein Stein. Ich setze dir den meinen hin. Schlag' ihn damit!“
    „Mit dem Stein? Willst mich mit Worten betrunken machen? Ich soll mit dem Stein schlagen, damit du wieder schlagen kannst? Ich schlage mit der Dame, einen – zwei – drei Steine. Wie steht es nun mit der ‚unendlichen‘, Musterwirt?“
    Da sprang der Kleine auf.
    „Hole dich der Teuxel!“ brüllte er. „Ich habe nur noch zwei Steine, du aber sechs und dazu die Dame! Das Spiel ist aus! Ich habe das Bergle verloren! Und warum? Weil ich den Wein getrunken habe, den der Anton trinken sollte, und weil diese Klöppelhexe da mich nicht eine Minute lang aus ihren Augen gelassen hat. Hier ist der Lohn dafür da – da – da und da – und da!“
    Bei diesen Worten raffte er die Steine vom Brett zusammen und warf sie dem Mädchen in das Gesicht. Dieses aber stand auf, zog das eine Papier aus der Tasche, zerriß es und sagte:
    „Daß du mich wirfst, Musterwirt, das ist mir keine Schande, sondern ein Vergnügen. Hier habe ich die drei Jahre zerrissen. Das Papier über das Bergle aber tragen wir schon morgen auf das Amt, wo du nachkommen kannst, um den Kauf zu unterzeichnen. Du mußtest diese zweite Partie verlieren, weil du die erste schon an mich verloren hattest. Jetzt weißt du nun, ob unser Mitspieler, der Herrgott, etwas über dich vermag oder nicht. Wir aber halten Wort: Er soll seine Freude über uns haben!“
    „Ja, das soll er!“ stimmte Anton bei. „Paßt auf, was ich jetzt tue.“
    Er nahm das Damebrett in beide Hände, holte aus und schlug es auf die Tischkante nieder, daß es auseinanderbrach. Die Stücke warf er weit von sich und fuhr fort:
    „So wahr ich dieses Brett zerbrochen habe, so wahr wird mich niemand wieder bei einem Spiel zu sehen bekommen! Die Marie hat mir die Augen geöffnet. Man sagt, daß das Brett keine Karte sei; aber wenn dabei die Leidenschaft auf der einen Seite steht, so taucht auf der anderen auch sogleich der Teufel auf. Ich mache nicht mehr mit. Das Bergle ist mein. Ich habe es mit meiner letzten Dame gewonnen. Darum soll es von heute an nicht anders als nur das Damenbergle heißen. Gute Nacht, ihr Gäste! Gute Nacht auch, Musterwirt! Ich sage dir Dank für deinen Wein, den ich trinken sollte, aber nicht getrunken habe, weil mein guter Engel kam, um mich aus der Versuchung zu erlösen. Komm, Marie! Wir haben Mondschein. Wir wollen hinaus zu dem lieben Damenbergle gehen und ihm sagen, daß es nun unser ist!“
    Er nahm die beiden Mädchen an den Händen und ging mit ihnen fort, über die Wiesen hinüber, bis der gewonnene Preis des Abends vor ihnen lag. Der Mond lächelte mit unverkennbarer Freundlichkeit und Güte zu ihnen nieder, und das Bergle sah wie eine von durchsichtigem Silber umsponnene, kleine

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