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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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was er auf dem Leib hatte; durch mich ist er reich geworden und so angesehen, daß er sogar mit in die große Aktiengesellschaft kam und das Geld verwalten durfte. Das ist ihm in den Kopf gestiegen und hat ihn stolz und schlecht gemacht. Er hat mich nicht mehr auf den Tanz gelassen, weil es sich für eine ordentliche Frau nicht schickt, mit jedem auf dem Saal herumzuschwenken, sagte er, und als ich ihn deshalb nicht mehr leiden konnte und dir gut geworden bin, da ist's vollends ganz aus gewesen. Nun hat er das Buch falsch gemacht und die Gesellschaft bestohlen und sitzt im Zuchthaus. Es ist ihm ganz recht; er mag nur immer sterben!“
    Bei diesen harten Worten ließ sich ein unterdrücktes Schluchzen hinter dem Holunder vernehmen. Es tat dem Knaben weh, daß der Vater sterben sollte; er konnte seinen Schmerz nicht zurückhalten. Die Bäuerin blickte durch die Zweige, faßte ihn bei den Haaren und zog ihn hervor.
    „Was hast du hier zu lauschen, du heimtückischer Bube!“ rief sie aus. „Willst wohl grad so ein Wicht werden wie dein schöner Vater, der auch nichts lieber getan hat, als mir nachzuschleichen und auf Schritt und Tritt mich auszuhorchen? Komm heraus und zeige, was du tust!“
    Sie riß ihm die Schiefertafel aus der Hand und betrachtete die seltsamen Hieroglyphen, welche er gezeichnet hatte.
    „Was soll denn das vorstellen! Solch dummes Zeug bekommt ihr wohl in der Schule gelehrt?“
    „Das ist ein Bild von dem Vater, wie ich ihn holen werde!“ antwortete der Knabe.
    „Ach so“, lachte die, „du willst ihn herausbringen. Wie soll denn das geschehen, du Dummhut, der du bist?“
    „Das ist nicht dumm!“ verteidigte er sich mutig. „Er darf nicht sterben! Er muß heraus, und ich gehe und helfe ihm mit meiner Flinte! Ich hab's vorhin im Sandloch schon probiert; es geht ganz gut!“
    „Im Sandloch hast du dich herumgewälzt, so wirst du wohl wieder aussehen wie ein –“ Sie unterbrach sich, denn erst jetzt bemerkte sie, wie sauber er vor ihr stand. „Du bist gewaschen und apart gemacht. Wer hat das getan?“
    „Die Großmutter hat's getan und die Lindenbäuerin. Ich habe sie darum gebeten, weil es der Herr Lehrer will. Ich habe auch mit dort gegessen.“
    „So, also bist du doch noch bei der schönen Minna gewesen! Hab ich dir's nicht verboten, du widerwilliger Schlingel, du? Kurt, nimm ihn einmal vor; du wirst der Vater und kannst gleich heute beginnen!“
    Der Bräutigam nickte zustimmend und langte nach dem Knaben. Die Husarenuniform, welche er trug, gab ihm ein gar stattliches Aussehen, und wer ihn nur nach seinem Äußeren beurteilte, brauchte sich nicht zu wundern, daß er der schönen Fährmannsbäuerin lieber war, als ihr erster Mann, von dem sie sich hatte scheiden lassen, weil das Gericht eine mehrjährige Freiheitsentziehung über ihn verhängt hatte.
    Paul wich um einige Schritte zurück.
    „Mutter, schlag du mich lieber! Der Kurt ist nicht mein Vater; ich mag ihn nicht leiden!“ rief er.
    „Ach so, mein Junge, du bist mir nicht gut?“ meinte der Verschmähte. „Mir geht es mit dir auch nicht anders; das hast du wohl schon gemerkt, und ich will es dir noch obendrein beweisen.“
    Er faßte ihn, legte ihn über das Knie und machte von der ihm zugesprochenen väterlichen Gewalt einen so kräftigen Gebrauch, daß ihm die Bäuerin Einhalt tat.
    „Kurt, hör auf; es ist genug für jetzt! Nun geh, du Schlingel, und laß dich heut nicht wieder sehn, sonst nehm ich dich noch selber vor!“
    Der Knabe hatte keinen Laut von sich gegeben.
    So weh ihm die Schläge taten, er wollte den Verhaßten keine Träne sehen lassen und ging nach seinem Zufluchtsort im Stall.
    Als die Leute beim Abendbrot saßen, so daß er ungesehen fortkommen konnte, nahm er seine Flinte und schlich sich über den Hof und hinaus auf die Gasse.
    Es war mittlerweile dunkel geworden; er konnte unbeobachtet seinen Weg verfolgen, trabte das Dorf hinab und schlug den wohlbekannten Weg nach der Stadt ein, wo er früher öfters mit dem Vater gewesen war. Daheim war die Liebe für ihn erstorben; er wollte ihn holen, in dessen Herzen sie sicher mit ungeschwächter Stärke fortlebte, und seine kindliche Phantasie wußte nichts von einer Unmöglichkeit, seinen Plan auch auszuführen.
    So wanderte er vorwärts, ruhte zuweilen aus und dachte mit seliger Freude an den Augenblick, der ihm den Vater wiedergeben werde. Sein Mut blieb trotz des weiten Wegs sich immer gleich, bis er die Stadt erreichte.
    Es war sehr spät, und nur

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