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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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woran ich mit euch bin. Ihr seid einer so dumm und ungut wie der andere, sinnt euch allerlei Fixfaxerei aus über mich und macht euch einander den Unsinn so lange weis, bis ihr endlich selbst an eure eigenen Lügen glaubt. Und wenn ihr dann den Karren mal tief hineingeschoben habt, so bin ich gut genug, ihn wieder rauszuziehen. Ihr seid alle nichts wert, keinen Kreuzer und keinen Pfennig! Was ist's denn, daß du so pressant nach mir geschickt hast?“
    „Ja, denke dir nur, heute früh komme ich in den Stall, da liegt die Schecke am Boden und daneben auch die Kalbe, alle beide tot. Ich schicke sogleich zum Tierarzt, und als der gekommen ist, hat er da gestanden, das Sacktuch vor die Nase gehalten und weder Rat noch Tat gewußt. Und der ist doch ein Studierter; er hat zwar keine gelehrte Schule besucht wie du, als du Student warst, aber hat heidenmäßig viel Bücher und alte, gute Schriften, und in denen hat er heute nachgeschlagen und gefunden, daß mein Stall verhext ist. Er selber kann dagegen nichts tun, hat er mir sagen lassen, und da ist der Knecht zu dir gelaufen, weil du dich auf die schwarze und weiße Magie verstehst, wie kein anderer nicht. Schau dir nur mal die drei Kühe an, welche noch drin stehen; vielleicht kannst du sie mir retten!“
    „Der Knecht sagte, du habest das Vieh gestern auf der Weide gehabt?“
    „Ja, sie sind gestern am ganzen Tag drunten auf der Moorwiese gewesen.“
    „Du bist wohl nicht recht klug, das arme Tierzeug auf das Moor zu treiben! Die große Sonnenhitze dazu; da versteht sich's doch von selber, was draus werden muß. Was hast du denn mit den zwei toten Stücken getan?“
    „Sie liegen noch drüben im Schauer. Ich werde ihnen wenigstens die Häute abziehen lassen.“
    „Nach dem, was ich mir denke, hättest du sie schon längst vergraben sollen. Ich werde jetzt in den Stall gehen. Oder hast du vielleicht Angst vor mir?“
    „Geh nur immer hinein, es bleibt ja doch nichts anderes übrig, und du wirst mir als Schulkamerad wohl nicht noch größeren Schaden machen, als ich schon habe!“
    Haubold zuckte mitleidig die Achsel, öffnete die Tür zum Stall und trat hinein. Eine dumpfe, üble Luft schlug ihm entgegen, so daß er sich fast wieder umgewendet hätte. Die drei Kühe standen an ihren Plätzen, drehten heftig die Köpfe und stießen von Zeit zu Zeit einen kurzen, stöhnenden Husten aus. Ihre Augen schwammen in Wasser; der Atem ging schnell und ängstlich, und die eingefallenen Flanken bewegten sich zitternd auf und nieder.
    „Komm mal her“, gebot Haubold dem Bauer und strich der ihm nächststehenden Kuh mit der Hand die Seite entlang.
    „Hörst du, wie es knistert? Das ist der Milzbrand und keine Hexerei. Nimm dich in acht; die Krankheit steckt auch Menschen an! Und paß auf, was ich dir sage!“
    Er griff in die Tasche des Rocks und zog zwei Tüten hervor.
    „Jetzt schickst du sofort zum Richter und meldest, daß der Milzbrand bei dir sei; das mußt du, es steht so im Gesetz geschrieben. Die Scheck und die Kalbe gräbst du mit Haut und Haaren im Garten ein, so tief wie möglich und tust Kalk darauf. Und die drei Rinder hier schaffst du hinaus an die frische Luft, wenn du sie dir erhalten willst. Ich hab mir's wohl gedacht, daß es der Milzbrand ist, und dir darum gleich die richtige Medizin mitgebracht. Hier kann niemand helfen, als nur wieder mal der Teufelsbauer allein, und deinen gelehrten Tierarzt darfst du sagen, daß er ein Pfuscher ist! Schau her, hier sind zwei Tüten. Von der ersten gibst du alle drei Stunden einen Eßlöffel voll in Wasser, und von der anderen gleich darauf halb soviel in Honig eingerührt. Aber komm dieser nicht mit Feuer zu nahe; es ist Schießpulver dabei!“
    „Ich werde es so tun, Haubold; aber das von dem Milzbrand, das machst du mir doch nicht weis! Schießpulver hilft bloß gegen Teufelsspuk, und du hast dich also ganz von selber verraten. Aber hab' Dank dafür –“
    „Schon gut, schon gut! Deinen Dank, den brauche ich nicht, und deine Gescheitheit, die heile ich nicht. Was du sonst noch zu tun hast, das kannst du auch ohne mich verrichten. Leb' wohl!“
    Ohne auf die weiteren Reden des anderen zu achten, entfernte er sich mit raschen Schritten und schlug jetzt einen Weg ein, welcher ihn hinter dem Dorf, die Gärten entlang, nach Hause führen mußte. Seine Gemütsruhe war von dem seltenen und nur aus reiner Teilnahme unternommenen Ausfluge bedeutend erschüttert worden; er sehnte sich nach Einsamkeit und fand dieselbe

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