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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Erst auf dem Zettel ist der Ort und auch die Zeit zu lesen, wo die Pakete zu finden sind.“
    „Ich danke schön, Pate; gute Nacht!“
    Er war fort, ehe Franz nur noch ein Wort sagen konnte. Es hätte allerdings noch gar viel zu besprechen gegeben, aber nun er wußte, wo das Papier zu finden sei, war keine Minute Zeit zu verlieren; eiligen Laufs kehrte er zunächst zu den Eltern zurück. Diese wußten von seinem Verhältnisse zu Emma nichts und hatten sich seine schnelle Entfernung nicht erklären können. Jetzt erwarteten sie, den Grund zu erfahren, sahen sich aber getäuscht.
    „Was ist denn los? Was willst du denn mit den Dingern?“ fragte die Mutter, als er sofort nach seinem Eintreten nach dem Quersack griff und die Revolver herausnahm.
    „Seht, wie rasch das geht“, antwortete er, nach den Patronen greifend. „Ich bin noch kaum einige Stunden hier und weiß schon, wer der Pascherkönig ist!“
    „Wer denn, und woher hast du's erfahren?“
    „Das kann ich noch nicht sagen. Ich muß gleich wieder fort. Heute gibt's ein Kapitalgeschäft, und ich werde ihn dabei erwischen!“
    „Tu's nicht, Wilhelm! Bleib' zu Haus; es ist zu große Gefahr dabei, und du mußt dich doch auch erst anmelden!“ riet der Vater, welcher mit ängstlicher Scheu dem Laden der ihm fürchterlichen Waffen zusah.
    „Ich weiß ja noch gar nicht, wie's gehen wird! Erst muß ich erfahren, wo die Pascher zu finden sind, und wenn ich dann noch Zeit habe, so laufe ich um Hilfe. Ich will nur gleich das Schreiben einstecken, das ich vorzuzeigen habe. Legt nur den Schlüssel auf die Tür, wenn ich spät wiederkommen sollte. Gute Nacht!“
    Vor dem Haus angekommen, lenkte er von der Straße ab gleich nach dem Wald ein. Es war ihm jeder Schrittbreit so wohlbekannt, daß er trotz der Dunkelheit und des Umstandes, daß er keinen der zahlreichen Feldwege einschlug, sondern quer über Feld und Wiesen lief, den Forst doch grad bei der Stelle erreichte, wo das Wasser aus den Büschen ins Freie trat.
    Bisher hatte er wenig darauf geachtet, den Schall seiner Schritte zu dämpfen, nun aber war Vorsicht nötig, obgleich er sie nur insoweit anwandte, als sie die Schnelligkeit des Vorwärtskommens nicht beeinträchtigte. Es war ihm nämlich ein Gedanke aufgestiegen, der ihn trieb, den Baum so bald wie möglich zu erreichen. Immer dem Bach entlang, wand er sich durch die Erlen, schlüpfte dann, nur auf den Tastsinn angewiesen, durch das Tannendunkel und stand endlich tief atmend vor den Lärchen.
    Mit beiden Händen den Stamm der mittleren untersuchend, fand er die Worte des Paten vollkommen bestätigt. Der Aststummel ließ sich wie eine Schraube herausdrehen, und in der hinter ihm befindlichen Vertiefung stak ein Papier. Er faltete es auseinander, setzte ein Streichholz in Brand und las bei dem Schein desselben:
    ‚11 Uhr – Mordloch.‘
    Nachdem er einige Sekunden angestrengt gelauscht hatte, ob sich auch niemand nahe, machte er abermals Licht und untersuchte den Zettel und den umliegenden Boden.
    Trotz der Weichheit des Mooses war in dem letzteren nicht die leiseste Spur eines anderen Fußeindrucks als des seinen zu bemerken, und das Papier zeigte eine Reinheit, Schärfe und Neuheit der Falten, welche es nicht gehabt hätte, wenn es schon durch mehrere Hände gegangen wäre. Seine Hoffnung hatte sich erfüllt; es war jetzt erst neun Uhr; die Pascher pflegten wohl erst später nach der Ordre ihres Anführers zu sehen, und er war also der erste, welchem sie in die Hände geraten war. Jetzt zog er sein Notizbuch hervor, nahm den Stift zur Hand und schrieb ungeachtet der Dunkelheit einige Worte auf ein leeres Blatt, welches er abriß, zusammenlegte und in das Astloch steckte. Dann drehte er den Stummel wieder ein und begab sich, einen Umweg einschlagend, von der Stelle fort.
    Noch aber hatte er keine große Strecke zurückgelegt, als er den Schritt wieder anhielt. Er hatte sich noch eines Besseren besonnen.
    Das Mordloch war diejenige Stelle, an welcher einst der Leutnant erschossen worden war; sie hatte von diesem Verbrechen ihren Namen erhalten. Aus dem, was Wilhelm bisher erlauscht und von Franz erfahren hatte, ließ sich vermuten, daß dort die Waren direkt an den Pascherkönig abgeliefert würden, und es sprachen Gründe dafür, daß dies nicht in Gegenwart derer geschehen werde, welche bestimmt waren, die Pakete weiter zu transportieren. Die berüchtigte Schlauheit des Anführers legte vielmehr den Gedanken nahe, daß er die Träger der einen Strecke

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