760 Minuten Angst
Mal aufs Neue durch eine andere Person in ihrer Ruhe gestört. Stella hatte Angst.
Was wohl passieren wird, wenn ich keinen Ort finde, ehe das Signal ertönt?
Dann erwachte die Musik!
Sein Atem stockte. Sein Blick war starr geradeaus gerichtet und immer wieder musste er daran denken, dass er gar nicht wusste, worauf er sich eingelassen hatte. Niemals hätte sich seine Phantasie ein solch groteskes Werk ausmalen können, wie das, welches ihm gerade geboten wurde.
Ben hatte lediglich das Treppenhaus durch die breite Eingangstür verlassen müssen, um in den bizarren Genuss der Lösung seines Rätsels zu kommen. Er konnte seither seinen Blick nicht mehr davon abwenden.
Zuerst waren es nur ein paar Spritzer am Boden gewesen, doch kaum hatte er den Rand des Bürgersteigs erreicht, sah er zum ersten Mal die Pfützen, wie sie sich nach links ausbreiteten. Rote Pfützen … nein … Lachen.
Blutlachen!
Ben stand kurz davor, sich zu übergeben.
Während er mit seinen Händen den Mund bedeckte, versuchte er sich über die Situation klar zu werden.
Das kann doch alles nicht wahr sein. Ich meine, das kann … nein, das darf kein Blut sein! Soviel Blut … mitten auf dem Bürgersteig! In einem Wohngebiet dieser Größe? Das … das ist doch einfach unmöglich. Das muss doch auffallen!
Und trotzdem schien sich niemand dafür zu interessieren.
Verwirrt sah sich Ben zu allen Seiten um. Es war ihm vorher gar nicht aufgefallen, aber gerade jetzt war kein einziger Fußgänger unterwegs und die wenigen Autofahrer, welche vorbeikamen, waren nur mit sich selbst und der Straße beschäftigt. Sie kümmerte das angebliche Blut auf dem Bürgersteig reichlich wenig.
Konnte es daher tatsächlich echt sein?
Nein. Nein! Das ist doch alles ausgemachter Blödsinn! Ein Kinderstreich, mehr nicht. Das kann doch nur Farbe sein … oder dieses bescheuerte Kunstblut!
Warte, das haben wir gleich.
Ben ließ kein weiteres Zögern zu und so berührten seine Finger der rechten Hand die rote Flüssigkeit zu seinen Füßen. Er drückte sie tief in die erste Lache, ehe er wenige Sekunden später ruckartig zurückschreckte. Sein Herz setzte für einen Moment aus. Er bekam keine Luft mehr.
Sein gesunder Menschenverstand konnte es nicht verarbeiten. Das alles konnte nicht real sein. Es war unmöglich. Doch trotz aller Widersprüche spürte es Ben deutlich. Das hier war kein Traum. Es war auch kein blödes Kinderspiel. Das hier war wirklich Blut und … und es war … warm !
Es reichte!
Das kleine Stück Wiese zu seiner rechten wurde Bens Opfer, als er nicht mehr anders konnte, als sich zu übergeben. Es dauerte nicht lange, dann tat er es ein zweites und drittes Mal. Sein Magen fühlte sich leer und verkrampft an.
Un … möglich …
Für mehr Wörter war in seinem Kopf kein Platz.
Ben verlor den Halt unter den Füßen. Die Welt um ihn herum schien nicht mehr die seine zu sein. Eine neue, fremde, beängstigende Version war entstanden und hatte ihn mit Haut und Haar verschlungen. Sein einziger Wunsch, der übrig blieb, war der schnelle Weg nach Hause, zurück in sein Bett. Er wollte nur noch aus diesem Alptraum erwachen.
Doch das konnte er nicht.
Er musste unweigerlich an seine geliebte Mama denken, wodurch Ben sich selbst und seine Erlebnisse schlagartig in den Hintergrund stellte. Er rief sich ins Gedächtnis, warum er all das tat. Warum er von Anfang an gewusst hatte, dass es kein Scherz war und warum das Rot tatsächlich Blut war.
Weil irgend so ein Psychopath meine Mama entführt hat.
Es war nur ein einzelner Gedanke, doch er reichte aus. Mut und Angst zugleich strömten in Bens Körper und ließen ihn weitermachen. Er musste diese Schnitzeljagd zu »Cs« Bedingungen fortsetzen … für das Wohl seiner Mutter.
Fest entschlossen wandte sich Ben erneut dem Blutpfad zu. Die Lachen setzten ihren Weg ungehindert fort. Erst einige Schritte später bogen sie ein weiteres Mal nach links ab, um hinter einer schulterhohen Betonwand aus Bens Sichtfeld zu verschwinden.
Seine Beine bewegten sich wie von selbst, dabei achtete Ben penibel darauf, in keine der abscheulichen Pfützen zu treten. Je näher er der Wand kam, desto klarer wurde sein Verstand. Er fragte sich schon die ganze Zeit, woher er diese Betonwand kannte. Jetzt viel es ihm schlagartig ein.
Aber natürlich. Das Denkmal!
Seine Schritte beschleunigten sich. Sein Körper bog ab, ohne dass Ben Einfluss darauf hatte und kam vor dem einfachen rechteckigen Denkmal zum Stehen.
Es hatte
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