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760 Minuten Angst

760 Minuten Angst

Titel: 760 Minuten Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schmid
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dagegen tun. Rein gar nichts.
    »Nun, Jakob? Vorhin warst du doch auch nicht so schweigsam.«
    »Darf ich … darf ich mit ihr reden?«
    Jake war nun kleinlaut und schüchtern. Er bemerkte es nicht einmal, wie unterwürfig er klang.
    »Bitte …«
    »Aber natürlich doch, Jakob«, antwortete »C« gut gelaunt, höflich und freundlich. »Eine Minute.«
    Kurze Stille, dann hörte er seine Frau.
    »Jake? Schatz?«
    Ihre Stimme zitterte. In ihr hallte Angst und Verwirrung wider.
    »Leila?«, fragte Jake, obwohl er die Antwort bereits wusste. »Bitte, Liebes, sag mir, dass es dir gut geht?«
    Auch seine Stimme zitterte. Auch er hatte Angst. Auch er war verwirrt. Sie waren wie eine Einheit, die getrennt wurde, aber immer noch eine Verbindung besaß, die stärker war als alles andere. Liebe!
    »Ja … ja, ich glaube schon. Oh, Jake … ich hab solche Angst. Was ist denn nur los?«
    »Ich kann dir das jetzt nicht erklären, aber du musst mir unbedingt sagen, wo du dich befindest?«
    »Ich… ich weiß es nicht … in … in einem Haus?«
    Es klang eher wie eine Frage, als eine Antwort.
    »In einem Haus? Welches Haus? Wo, Leila, wo?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Sie fing an zu weinen, dann nahm »C« ihr das Telefon ab. Jake konnte nur noch einen Schrei hören, dann Genuschel, dann Stille.
    »Die Zeit ist um, Jakob.« Er war zurück. »Okay, dann nochmal alles von vorne. Bereit?«
    »Was meinen Sie damit? Was haben Sie mit meiner Frau gemacht? Wo ist Mira?«
    Jake hätte immer so weitergemacht, wenn »C« ihn nicht unterbrochen hätte.
    »Aber, aber, Jakob. Wollen wir nicht endlich damit aufhören? Es langweilt mich.«
    Er verstummte. Jakes Antwort.
    »Gut so, Jakob. Geht doch. Also, wie bereits gesagt. Zurück auf Anfang. Die beiden Nachrichten, die du von mir erhalten und freundlicherweise ignoriert hast, kannst du nun getrost vergessen. Sagen wir, deine erste Aufgabe ist gescheitert und somit gehen wir gleich zur zweiten Aufgabe über.«
    »Aber … aber muss ich nicht …«
    »… sämtliche Aufgaben erledigen?«, beendete der Spielleiter die Frage und setzte sofort zur Antwort an. »So ist es, aber bei dir machen wir eine Ausnahme, lieber Jakob. Du musst nur noch zwei Aufgaben absolvieren, dafür werde ich so anmaßend sein und den Schwierigkeitsgrad etwas erhöhen. Sozusagen als Ausgleich.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Du wirst es wissen, wenn es soweit ist, Jakob. Du hast die Spielregeln nicht eingehalten. Du hast die Bedingungen geändert. Ich reagiere lediglich darauf. Du wirst bald eine neue Textnachricht von mir erhalten und ich hoffe für dich, oder sollte ich lieber sagen für Leila und Mira, dass du sie diesmal lesen und ausführen wirst.«
    Jake antwortete nicht.
    »Ach ja, und noch etwas«, setzte »C« an, bevor er auflegte. »Du solltest wirklich nicht zur Polizei gehen.«
    Tut … tut … tut …
    »C« hatte aufgelegt und Jake mit unzähligen offenen Fragen zurückgelassen. Er war nicht einmal fähig, das Handy wegzulegen. Er stand eindeutig unter Schock.
    Woher weiß »C«, dass ich bei der Polizei bin?
    Weiß er es denn oder vermutet er es nur?
    Möglich … vielleicht … aber er kann es auch wissen … vielleicht … oh Mann …
    Jake hielt sich mit beiden Händen den Kopf und versuchte, seine wirren Gedanken zu ordnen, doch es gelang nur mittelmäßig. Als dann noch jemand an seine Seitenscheibe klopfte, war es vollends um ihn geschehen. Wie ein kleines Mädchen schrie er kreischend auf und sprang ein wenig aus dem Sessel empor.
    Ein uniformierter Mann stand vor seiner Wagentür und klopfte erneut. Jake ließ, immer noch erschrocken, die Fensterscheibe herunter.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte der Polizist freundlich, wenngleich auch etwas gereizt.
    »Nein, nein … nein …«, stotterte Jake. »Ich … ich habe nur einen Parkplatz gesucht. Ich … ich hatte ein wichtiges Telefonat, wissen Sie?«
    »Eigentlich nicht und dafür sind die Parkplätze der Polizeiinspektion auch nicht gedacht.«
    »Ja … stimmt … da haben Sie natürlich recht. Es … es tut mir leid. Ich fahre sofort weg. Okay?«
    »Einverstanden. Aber bitte, in Zukunft …«
    »… mache ich so etwas nie wieder … versprochen.«
    Der Polizist nickte und entließ Jake aus dem unangenehmen Gespräch. Er ließ den Motor an, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr zurück auf die Straße, ohne dabei die Seitenscheibe hochzufahren oder noch einmal in das Gesicht des Polizisten zu blicken.
    Er wollte nur noch weg.
    Einfach weg.

    Er konnte

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