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760 Minuten Angst

760 Minuten Angst

Titel: 760 Minuten Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schmid
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nichts dagegen tun. Jeder einzelne Finger seiner rechten Hand tippte nervös auf seinem Knie auf und ab. Auf und ab. Auf und ab.
    Nachdem Rick drei Minuten wie ein hilfloses Kind im Wohnzimmer umhergeirrt war, hatte er sich einen Ruck gegeben und seinen Körper zurück auf das Sofa verfrachtet. Nun saß er da und spielte nervös mit seinen Fingern. Dabei hatte er völlig das Zeitgefühl verloren. Seine innere Uhr war ein Wrack … so wie er selbst.
    Er weigerte sich weiterhin über die erste Prüfung Gedanken zu machen. Es war Teil von »Cs« Plan, da war sich Rick sicher, weshalb er ihm diesen Gefallen nicht tat. Und so saß Rick einfach nur da und starrte geradeaus auf einen ausgeschalteten Fernsehbildschirm.
    Natürlich hatte Rick bereits den Impuls verspürt, ihn einzuschalten, ließ es aber bleiben. Es passte einfach nicht. Schließlich war er in eine morbide Adaption eines Kinderspiels geraten und da schien es ihm mehr als unpassend, währenddessen ein Abendprogramm anzusehen. Am besten noch eine Sitcom.
    So blieb ihm nur das Schwarz. Sowohl des Fernsehers als auch seines Verstandes. Rick hatte sich in den Stand-by-Modus versetzt und wartete seelenruhig auf das Eintreffen seiner »Überraschung«. Bis es an der Tür klopfte, obwohl Rick schnell klar wurde, dass er sie gar nicht geschlossen hatte.
    Sein Besuch war eingetroffen!
    Fußstapfen waren zu hören und Rick schnellte hoch. Er lief um das Sofa herum und noch ehe er den Flur erreichte, standen drei Fremde im Wohnzimmer und versperrten ihm den Weg. Nun, ganz so fremd waren sie nicht. Irgendwoher kannte er sie, doch woher, konnte er beim besten Willen nicht sagen.
    Jeder von ihnen hatte ein breites Grinsen im Gesicht, das nichts Gutes verhieß. Einer des Trios stand ein wenig näher vor Rick und schien das Kommando zu haben, da er auch als Erster seinen Mund aufmachte.
    »Guten Abend, der Herr. Die Post ist da«, sagte der Anführer, wie Rick ihn ab jetzt nennen würde, ohne sein Grinsen zu verlieren. »Der werte Herr »C« schickt uns.«
    Jedes Wort aus seinem Mund schien völlig falsch. Die Wortwahl, der Ausdruck, der Klang, alles wirkte gekünstelt … aufgesetzt, als hätte er es tagelang einstudiert. Oder als hätte es ihm jemand aufgetragen.
    So jemand wie »C«!
    »Was du nicht sagst«, erwiderte Rick gewohnt sarkastisch und schlecht gelaunt.
    »Hey, Kleiner, ganz ruhig bleiben.«
    Das Grinsen verschwand aus dem Gesicht des Fremden und wich einem grimmigen Ausdruck, der Rick mehr als bekannt vorkam. Ebenso wie dieser Satz. Ein Déjà-vu. Der Anführer wirkte nun zumindest authentisch.
    Er war zwar gut einen Kopf größer als Rick und besaß ausgeprägte Muskeln, dafür aber deutlich weniger Hirn. Sein Aussehen und Auftreten war eher rüpelhaft und glich einem Möchtegernrowdie. Rick war sich ziemlich sicher, dass er ihn kannte, oder zumindest schon einmal gesehen hatte.
    »Hier, für dich«, sagte der Anführer nach kurzem Schweigen und zog eine beigefarbene Postkarte aus seiner Jackeninnentasche hervor. Es handelte sich dabei um eine Lederjacke. Klischee hoch zehn. Die Karte war natürlich von »C«, da hätte Rick nicht einmal seinen Namen darauf gebraucht. RICHARD. Es war dieselbe Handschrift.
    Wie zu erwarten war, übergab der Anführer nicht einfach die Nachricht, wie es sich gehörte, sondern schnippte sie lässig gewollt in Ricks Richtung. Dieser konnte natürlich nicht so schnell reagieren, wodurch die Postkarte auf dem Boden vor seinen Füßen landete.
    »Hoppla«, kommentierte der Anführer seine Aktion ungekonnt mit einem spielerisch enttäuschten Tonfall. » Das wollte ich jetzt wirklich nicht.«
    Wer’s glaubt , dachte Rick und hob mit rollenden Augen die neue Nachricht von »C« auf. Auch wenn er es sich nicht eingestand, war Rick neugierig darauf, wie seine erste Aufgabe nun aussah.

    Lieber Richard,

    deine Gäste sind eingetroffen und somit kann die Schnitzeljagd weitergehen. Deine Freunde, ich hoffe, du erinnerst dich noch an sie, waren hocherfreut, als ich ihnen erzählt habe, dass sie sich an dir austoben dürfen.
    Dies soll deine erste Aufgabe sein, lieber Richard.
    Lass dich von deinen Freunden »verwöhnen« und wehe, du fängst an, dich dagegen zu wehren. Es würde deinen Liebsten nicht bekommen.

    Viel Glück, »C«

    Kaum hatte das mit Steroide vollgepumpte Trio bemerkt, dass Rick am Ende der Karte angelangt war, verbreitete sich ihr Grinsen und hysterisches Gelächter ertönte. Sie kamen ihm wie Hyänen vor, die sich

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