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760 Minuten Angst

760 Minuten Angst

Titel: 760 Minuten Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schmid
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im Kopf wurde Rick kontinuierlich müder … schläfriger … bis das Schwarz ihn gänzlich zu sich rief. Rick gehorchte mit einem Grinsen.
    Wie der Schlüssel zur Hölle lag das violette Handy in ihrer rechten Hand. Sie betrachtete das Display, jedoch nicht, weil sie eine weitere Nachricht von »C« erwartete, sondern um zu erfahren, wie lange sie bis zur Wohnung ihrer Freundin gebraucht hatte. 19:07 Uhr. Nicht einmal eine Viertelstunde.
    Werde ich dich in deiner Wohnung vorfinden, Sarah? , fragte Valentina in Gedanken ihre beste Freundin. Sie war dem Irrsinn schon so nahe, dass sie fast eine Antwort erwartet hatte … wenn auch nur fast.
    Sie hatte die kurze Strecke zu Fuß zurückgelegt und dabei eigentlich an überhaupt nichts gedacht. Sie kannte den Weg zur Wohnung ihrer Freundin bereits in und auswendig und so war sie den gewählten Pfad wie im Halbschlaf gefolgt. Jetzt stand sie vor der Haustür des Gebäudes und sah zum Fenster ihrer Wohnung empor. Doch keine Spur von Sarah … keine Spur von Leben.
    Das trügerische Handy verstaute sie wieder in ihrer Hosentasche, wodurch sie kurz das Fußkettchen mit den Fingerspitzen berührte. Ein stechender Schmerz erfasste ihr Herz, als die Erinnerung an ihre List zurückkehrte, die sie »C« hoffentlich aufgetischt hatte.
    Bis jetzt hat er sich noch nicht gemeldet. Ein gutes Zeichen, oder?
    Valentina hoffte es zumindest. Mehr blieb ihr nicht. Sie musste darauf vertrauen, dass »C« seine Augen nicht überall hatte. Sie war sich sogar ziemlich sicher, dass er sie nicht die ganze Zeit über beobachten konnte, vor allem, seitdem sie wusste, dass sie nicht alleine an der Schnitzeljagd teilnahm. Dennoch verließ sie das ungute Gefühl nicht, etwas Falsches getan zu haben.
    Ich hätte »C« nicht hintergehen dürfen. Was, wenn er es wirklich herausfindet und Sarah darunter leiden muss?
    Sie wollte nicht daran denken.
    Schluss jetzt! »C« hat mir eine Aufgabe gestellt und ich habe mich entschieden, sie auszuführen. Basta!
    Die Gedanken wurden unterdrückt, doch die Zweifel blieben. Valentina ging durch die Haustür, zwei Stockwerke durch das Treppenhaus nach oben und stand vor Sarahs Wohnungstür. Sie war ganz leicht angelehnt, damit sie ohne Schwierigkeiten eintreten konnte, genauso, wie »C« es vermutlich auch wollte. Sie wusste, dass es eine Falle war … dennoch trat sie ein.
    Kaum hatte sie die Schwelle hinter sich gebracht, wandte sich Valentina bereits herum, um die Tür zu schließen. Sie wusste zwar nicht warum, aber sie wollte bei dieser Prüfung allein sein. Wirklich allein!
    Das Schloss rastete ein und Valentina blieb mit der Stille in der Wohnung zurück. Ein schauderhafter Impuls raste ihr ruckartig durch Mark und Bein. Sie wusste ganz genau, dass es nun beginnen würde. Das alles, was bis jetzt passiert war, nichts anderes als eine Einleitung war. Ein Fegefeuer, das einen auf die Hölle vorbereiten sollte. Doch war sie bereit dafür?
    Wie sollte sie diese Frage beantworten? Sie wusste ja nicht einmal, was sie eigentlich erwartete? Valentina konnte sich noch so viel ausmalen, das wahrhaftige Grauen, das sie ereilen würde, würde sie trotz allem nicht vorhersehen können. Es war außerhalb ihrer Vorstellungskraft. Gott sei Dank!
    Kein Mensch sollte sein eigenes Schicksal kennen.
    Wahre Worte. Denn was wäre, wenn man wirklich in die Zukunft sehen könnte? Was wäre, wenn man seinen eigenen Tod vorhersehen würde? Was wäre, wenn man die unbeschreiblichen Schmerzen, die einen erwarten würden, vorab betrachten oder gar durchleben müsste? Was würde man tun? Würde man sich sofort das Leben nehmen, nur um all dem niemals ausgesetzt zu werden?
    Valentina hatte noch keine Antwort darauf. Doch in nur wenigen Stunden würde sie eine haben. Sie könnte voller Überzeugung vor ein Rednerpult treten und hinausposaunen »Ja, ich würde mich sofort umbringen, denn dieser Schmerz wäre nichts im Vergleich zu der Zukunft, die mich erwarten würde«. Doch sie konnte nicht in die Zukunft blicken. Sie kannte ihr Schicksal nicht.
    Gott sei Dank …
    Zurück in der Realität versuchte Valentina trotz aller Zweifel Geräusche innerhalb der Wohnung auszumachen. Sie strengte sich so stark an, dass sie regelrecht Kopfschmerzen davon bekam. Doch kein Laut wollte an ihre Ohren dringen. Sie blieb allein und verlassen zurück.
    Oh Sarah … wo bist du nur?
    Valentina spürte bereits die Tränen, die sich ihren Weg an die Oberfläche bahnten, ließ sie aber nicht zu. Würde sie jetzt

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