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760 Minuten Angst

760 Minuten Angst

Titel: 760 Minuten Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schmid
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…«
    »Jetzt mach dir nicht so viele Gedanken und vor allem keine Sorgen. Ich habe mich selbst dafür entschieden. Ich wollte dir helfen.«
    »Vielleicht hätte ich das alles ohne dich auch gar nicht durchgestanden. Was hätte ich nur ohne dich getan?«
    »Hey, jetzt rede doch keinen Unsinn.«
    Simon war aufgestanden und hatte mich in den Arm genommen. Ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten. So ging es mir immer, wenn ich an sie dachte. Doch gerade jetzt fühlten sich diese Tränen falsch an. Ich durfte jetzt nicht trauern. Ich hatte noch einiges zu erledigen und die Zeit arbeitete gegen mich.
    »Danke, Simon.«
    Mehr sagte ich nicht, ehe ich mich aus seiner Umklammerung befreite. Es war genug. Es war nun an der Zeit, dass ich wieder als »C« agierte. Constantin kam später.
    »Was kommt jetzt?«, fragte Simon erneut, nur hatte ich diesmal eine passende Antwort.
    »Zuerst einmal werden wir die letzten beiden Spielfiguren in deinen Wagen verfrachten. Das Kind und die Katze nehmen wir auch mit. Der Rest kann hierbleiben. Alles Weitere erledigen wir dann im Haus.«
    »Okay, ganz wie du willst.«

    Und so geschah es dann auch. Gemeinsam mit meinem Schwager transportierten wir Jakob, Richard, Mira und Klara in den Frachtraum des Wagens, der gut versteckt in der Garage auf uns wartete. Dann nahm ich kurz von Leila und Rocko Abschied. Sie hatten ihren Dienst getan. Ich hätte mir ein anderes Ende erwünscht, aber sie mussten für die Schnitzeljagd geopfert werden. So waren nun einmal die Spielregeln.
    Dann fuhren wir los.

    Es dauerte eine knappe halbe Stunde, bis wir am Haus ankamen und in der Garage parkten. Es tat gut, wieder heimzukommen. Ich war gespannt, ob meine »Preise« noch schliefen. Nun, auch wenn nicht, spielte es keine Rolle. Denn nun war die Zeit der Umstrukturierung gekommen.
    Ich stieg aus und bat Simon, kurz auf mich zu warten. Er nickte, stieg zurück in den Wagen und ließ das Radio laufen. Er schien eine Ablenkung nötig zu haben. Ich hätte mich gerne zu ihm gesetzt und einfach nur mit ihm geredet. Über Belanglosigkeiten, wie man es eben unter Freunden und Verwandten tat. Doch es ging nicht. »C« rief nach mir.
    Ich ging von der Garage in den Flur und von da aus betrat ich das erste Zimmer. Auf einem einfachen Holzstuhl saß Benjamins Mutter. Sie war gefesselt und noch immer von dem Narkosemittel benommen. Es war gut so. Dann würde es ein ruhiges, schmerzloses Ende für sie sein.
    Ich stellte mich vor die alte Frau und sah in ihr runzliges, altes Gesicht. So wie sie aussah, wäre sie bestimmt eine tolle Oma geworden. Sie hatte dieses typisch freundliche Gesicht, wie es nur ganz besondere Omas hatten. Nur war ihr dieses Glück nie beschert worden. Nun würde es auch nie mehr geschehen. Die Zeit war abgelaufen. Sowohl für ihren Jungen, als auch für sie selbst. Es gab keinen Weg zurück.
    Als wäre es das natürlichste auf der Welt, zog ich meine Waffe, die ich an mich genommen hatte, kaum dass wir den Ort der zweiten Prüfung verlassen hatten. Als hätte ich nie etwas anderes getan, setzte ich den Lauf auf ihre faltige Stirn und drückte ab. Der Schuss war bestimmt im ganzen Haus zu hören, doch es kümmerte mich nicht. Es musste weitergehen.
    Auf dem Weg in den nächsten Raum dachte ich über meine Handlung nach. Natürlich hätte ich Benjamins Mutter am Leben lassen können, was änderte ihr Tod schon, doch ging es mir ums Prinzip. Was für einen Sinn hatte die Schnitzeljagd, wenn ich sie am Ende alle am Leben ließ, obwohl die Spieler die Regeln missachteten und sich selbst umbrachten?
    Keinen!
    Und aus genau diesem Grund hatte sie sterben müssen. Ich verspürte kein Mitleid oder schlechtes Gewissen. Ich hatte gerade einen Menschen erschossen und fühlte dabei nichts. Sagte das nicht alles? Auch für mich gab es kein Zurück.
    So folgte ich dem Weg geradeaus und erreichte das nächste Zimmer, wo Sarah auf mich wartete. Leider war ihre Spritze nicht so ergiebig gewesen wie die von Benjamins Mutter. Sarah war nämlich wach und rüttelte wie eine Verrückte an ihren Fesseln. Nun, zumindest so lange, bis sie die Waffe erkannte, die ich soeben auf ihren Kopf richtete.
    Langsamen Schrittes ging ich auf sie zu und wie schon bei Benjamins Mutter blieb ich kurz vor ihr stehen, die Waffe dabei weiterhin auf ihren Kopf gerichtet. Ich nahm ihr den Knebel vom Mund und wartete ab, was sie mir zu sagen hatte. Es dauerte nicht lange.
    »Wer … wer sind sie? Warum … warum bin ich hier?«
    Es waren

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