8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge
einfachen, biederen Anwalts zugelegt, aber ihm war gleich zu Beginn seiner Bekanntschaft mit Martha van Vogel klargeworden, daß ihre Probleme in den meisten Fällen mit einer normalen Rechtsberatung nicht gelöst werden konnten.
»Der Mann, den ich im Auge habe, ist äußerst geschickt und phantasiebegabt«, beharrte er. »Es ist gar nicht nötig, ihn zu verstehen. Oder verstehen Sie etwa den Aufbau einer Symphonie, die Sie lieben? Sie sollten ihn wenigstens anhören.«
»Also schön. Bringen Sie ihn her.«
»Hierher? Liebe gnädige Frau!« Haskell war ernstlich schockiert. Wycoff sah sie erstaunt an. »Wenn es bekannt würde, daß Sie diesen Mann konsultiert haben, würden die Gerichte Ihre künftigen Fälle mit einem Vorurteil behandeln.«
Mistreß van Vogel zuckte die Achseln. »Oh, ihr Männer. Wenn ich nur einmal verstehen könnte, warum ihr so verzwickt denkt. Warum kann ich einen Winkeladvokaten nicht ebenso öffentlich zu Rate ziehen wie einen Astrologen?«
John Frederick Jacob war kein großer Mann, aber er schien groß. Jedenfalls gelang es ihm, in einem so riesigen Raum wie Mistreß van Vogels Salon die Aufmerksamkeit aller auf sich zu lenken. Seine Geschäftskarte lautete:
F. J. Jacob
›der wahre Jacob‹
beglaubigter Winkeladvokat
Präzise Erledigung aller Aufträge
Tel. Skyline 9–8M4554
Die Telefonnummer war die des Billardzimmers in dem stadtbekannten Three Planets Club. Jacob verschwendete keinerlei Zeit mit Büroarbeit, sondern behielt seine Akten einfach im Kopf.
Er saß auf dem Boden und versuchte, Jerry ein Würfelspiel beizubringen, während Mistreß van Vogel ihm ihre Probleme erläuterte.
»Was glauben Sie, Mister Jacob? Könnten wir es als Tierquälerei anzeigen? Meine Public-Relation-Männer haben weitverbreiteten Einfluß.« Jacob stand auf. »So schlecht sind Jerrys Augen gar nicht. Ich wollte ein bißchen mit ihm Schlitten fahren, aber er hat mich jedesmal erwischt. Nein, die Sache mit der Tierquälerei ist nicht gut. Das wird die Arbeiter-Co. erwarten. Sie werden beweisen können, daß es den Anthropoiden geradezu Vergnügen macht, schmerzlos getötet zu werden.«
Jerry klapperte auffordernd mit den Würfeln. »Nein, Jerry, heute gibt es nichts mehr dergleichen. Verschwinde.«
»Okay, Boß.« Jerry stand auf und trottete auf die riesige Stereoanlage zu, die eine ganze Ecke des Salons ausfüllte. Napoleon war ihm nachgekommen und schaltete den Apparat ein. Jerry drehte an den Knöpfen, bis er einen Blues-Sänger gefunden hatte. Sofort drängte ihn Napoleon weg und suchte sich eine Kapelle mit lauter Marschmusik. Er klopfte mit seinem Rüssel den Takt mit.
Jerry verzog schmerzlich das Gesicht und holte sich wieder seinen Blues-Sänger heran. Worauf Napoleon eigensinnig mit dem Rüssel den Apparat ausschaltete. Jerry fluchte.
»Was soll das, Jungens«, rief Mistreß van Vogel. »Hört zu streiten auf! Jerry, laß Nappie spielen, was er will. Du hast die Anlage für dich ganz allein, wenn er schlafen muß.«
»Okay, Missi Boß.«
Jacob horchte auf. »Jerry interessiert sich für Musik?«
»Interessiert sich? Verrückt ist er danach. Er lernt sogar singen.«
»Hallo! Das hätten Sie gleich sagen müssen.«
»Sicher. Nappie, schalte den Apparat aus.« Der Elefant gehorchte, aber er setzte eine beleidigte Miene auf. »Komm her, Jerry. Sing uns ›Jingle Beils‹ vor.«
Sie sang ihm die ersten Zeilen vor. Er sang den Rest allein.
Er grölte schrecklich. Er wirkte lächerlich. Er patschte mit den Zehen den Takt. Aber er sang.
»Das ist die Wucht«, kommentierte Jacob. »Schade, daß Nappie nicht reden kann. Sonst könnten die beiden ein Duett singen.«
Jerry sah ihn verwirrt an. »Nappie gut sprechen«, erklärte er. Er beugte sich über den Elefanten und redete auf ihn ein. Der Elefant grunzte zurück. »Sehen Sie, Boß?« triumphierte Jerry.
»Was hat er denn gesagt?«
»Er sagt: Darf Nappie jetzt Musik machen?«
»Gut, Jerry, er darf.« Der Affenmann sprach flüsternd mit seinem Kameraden. Napoleon quietschte empört und ging nicht an den Apparat.
»Jerry«, sagte seine Herrin streng. »Ich habe nichts dergleichen gesagt. Er muß nicht deinen Blues-Sänger hören. Nappie – spiel, was du willst.«
»Heißt das, daß er zu mogeln versuchte?« fragte Jacob gespannt.
»Ja, natürlich.«
»Hmm – Jerry hat die Anlagen zu einem guten Staatsbürger. Wenn man ihn rasiert und ihm Schuhe anzieht, würde er in dem Viertel, in dem ich geboren bin, kaum
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