8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge
einen Bunker.« Doch dann erinnerte er sich. »Ach so. Wir mußten ihn zurücknehmen.«
Al Conners war ihm nachgekommen. »Worauf wartest du denn noch, Bill? Es wird höchste Zeit …« Er sah Mike und brach seinen Satz ab. »Was will denn der hier unten? Hol ihn ’raus, damit wir endlich gehen können.«
»Komm, Junge«, sagte O’Neill sanft. »Du mußt jetzt heimgehen.«
Mike rührte sich nicht.
Die beiden Männer sahen einander an. »Wir werden ihn wohl hinaufschleppen müssen«, meinte Conners grimmig. Er zog seine Jacke aus und legte sie über die Entgiftungsanlage. »Also los. Fangen wir an.«
Sie brauchten beide ihre ganze Kraft. Der Junge wehrte sich verzweifelt. Er sagte kein Wort, sondern strampelte, stieß nach ihnen und versuchte sie zu beißen und zu kratzen. Halb zerrten und halb trugen sie ihn zum Lift. O’Neill fuhr mit dem Jungen nach oben. Conners folgte ihnen. Entschlossen brachten sie ihn zum Ausgang, warfen ihn hinaus und versperrten die Tür hinter ihm.
»Uff«, keuchte Conners und lehnte sich erschöpft gegen seine Kasse. Sein Ärmel war zerrissen und seine linke Wange zerkratzt. Die Brille saß ihm schief auf der Nase. »Sollen wir nicht lieber die Polizei holen? Mit dem Jungen stimmt doch was nicht.«
O’Neill stand an der Tür und rang nach Atem. Er starrte in die Dunkelheit hinaus. Der Junge saß auf dem Gehsteig. »Er ist immer noch da«, murmelte er. Von allen Seiten stießen die Vorbeihastenden den Jungen an. Schließlich blieb jemand stehen und hob ihn auf. Der Junge stolperte und verschwand im Dunkel. Die Gestalt, die ihn aufgehoben hatte, blieb einen Augenblick zögernd stehen, nahm dann die abgestellten Pakete wieder auf und ging weiter. O’Neill wandte sich ab. »Pfui Teufel.« Er wischte sich mit dem Taschentuch über die Stirn. »Der Kleine hat sich aber gewehrt.«
»Was war denn los mit ihm? Er sagte keinen Ton, keinen einzigen Ton.«
»Weihnachten muß scheußlich sein, wenn man seine neuen Sachen wieder hergeben muß.« O’Neill griff mit zitternden Fingern nach seiner Jacke. »Es ist so gemein. Ich wollte, sie hätten den Bunker behalten dürfen.«
Conners zuckte die Achseln. »Ohne Moneten geht es eben nicht.«
»Warum, zum Teufel, kann man solchen Leuten nicht ein bißchen entgegenkommen? Vielleicht …« O’Neill sagte es nur zögernd. »Vielleicht zum Großhandelspreis.«
Conners starrte ihn entsetzt an. »Großhandelspreis? Die ganze Welt würde unseren Laden stürmen und zum Großhandelspreis einkaufen wollen. Es wäre ungerecht. Und wie lange, glaubst du, könnte sich General Electronics das erlauben, bis sie pleite ginge?«
»Wahrscheinlich nicht sehr lange«, stimmte ihm O’Neill grübelnd zu.
»Streng doch mal deinen Kopf an.« Conners lachte ein bißchen zu schrill. »Ich glaube, du brauchst einen ordentlichen Schluck. Komm mit nach hinten. Ein bißchen wird schon noch in der Flasche sein. Du mußt dich aufwärmen, bevor du in die Kälte hinausgehst.«
Mike Foster schlenderte ziellos inmitten der Menschenmenge durch die Straßen. Die anderen eilten mit ihren Paketen nach Hause. Er sah nichts. Er merkte nicht, wie er weitergeschoben wurde. Lichter, lachende Menschen, Autohupen, Signale. Er war ausgebrannt, sein Inneres war leer und tot. Automatisch ging er weiter. Er fühlte nichts.
Zu seiner Rechten leuchtete eine grelle Neonreklame in die Nacht hinaus. Ein riesiges Schild, das in allen Farben schillerte:
FRIEDE DEN MENSCHEN,
DIE GUTEN WILLENS SIND!
ÖFFENTLICHER BUNKER
EINTRITT 50CENTS.
John Wyndham
Gehe hin zur Ameise
Außer mir selbst war nichts.
Ich schwebte in einer zeitlosen, raumlosen, schwerelosen Leere. Ich war ein Wesen ohne Form; ich war bei Bewußtsein ohne zu fühlen; ich dachte, ohne mich zu erinnern. War das – dieses Nichts – meine Seele? Diese Frage schien mich von Anbeginn erfüllt zu haben und mich in Ewigkeit nicht mehr loszulassen.
Aber irgendwie hörte die Zeitlosigkeit auf. Mir kam zum Bewußtsein, daß es eine Kraft gab: Ich wurde fortbewegt. Damit schwand auch die Raumlosigkeit. Nichts deutete an, daß ich mich bewegte; ich wußte einfach, daß ich vorwärts gezogen wurde. Ich fühlte mich glücklich in dem Wissen, daß etwas oder jemand mich vorwärtsbewegen wollte. Kein anderer Wunsch war in mir, als mich wie eine Kompaßnadel zu drehen und dann durch das Nichts zu gleiten …
Aber ich wurde enttäuscht. Es folgte kein weicher, gleitender Fall. Statt dessen bemächtigten
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