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8 Tage im Juni

8 Tage im Juni

Titel: 8 Tage im Juni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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verdrängen.
    Â»Lass dir durch so was nicht den Abend verderben, Jenny. Die vierzig Euro zahl ich dir. Wärst schließlich nicht kontrolliert worden, wenn ich dich nicht eingeladen hätte.«
    Toni lächelte sie aufmunternd an, die Zahnlücke gab ihm etwas Verwegenes. Die braunen Augen blitzten freundlich, erinnerten an ihren guten alten Ritter Anton. Großzügig war er immer gewesen. Früher hätte er sein letztes Hemd für sie gegeben, vielleicht tat er dies heute auch noch. Aber heute schlug er in der U-Bahn auch fremde Jungen zusammen. Vergiss es, Jenny! Vergiss es endlich!
    Â»Du kannst so mir nichts, dir nichts vierzig Euro abdrücken?«, fragte sie.
    Â»So lang die Geschäfte gut laufen, kein Problem. Und für dich immer!« Ein breites Lächeln, fast ein bisschen gönnerhaft.
    Â»Was denn für Geschäfte?«
    Als Antwort ein Stirnrunzeln und ein leichtes Kopfschütteln. Geht dich nichts an, Geschäfte halt, Männersachen und so … Bestimmt würde er sich gleich mit was in der Art herausreden, dachte Jenny.
    Â»Irgendwie muss man sich ja durchschlagen«, sagte er dann tatsächlich. »Ist nicht einfach, wenn man aus der Roten Burg kommt, weißte selbst am besten.«
    Â»Was vertickst du? Geklaute Handys? Computer?«
    Jennys Stimme war so laut, dass sich Toni erschreckt in der Bahn umsah.
    Â»Oder dealst du?«, hakte sie nicht weniger laut nach.
    Â»Dealen!«, zischte Toni empört. »Niemals! Du weißt, dass ich das Zeugs nicht anrühre und nie, nie verkaufen würde. Kennst doch die Geschichte mit meinem Cousin Guiseppe. Hat sich mit achtzehn einen goldenen Schuss gesetzt, war in die falschen Kreise geraten.«
    Â»Und du? In was für Kreisen verkehrst du? Was ist mit den beiden Typen, mit denen ich dich getroffen habe?«
    Keine Antwort, stattdessen sprang Toni plötzlich auf. Erst da merkte Jenny, dass die Bahn in den Ebertplatz eingefahren war. Toni griff nach ihrer Hand.
    Â»Los, wir steigen aus. Hier ganz in der Nähe gibt es die beste Pizza von Köln.«
    Kein Wort mehr über die beiden Typen, stattdessen klärte Toni sie über seine Verwandtschaft zum Bäcker der besten Pizza auf. Irgendein Cousin zweiten Grades. Die Pizzeria lag irgendwo auf dem Eigelstein. Der Gastraum ein langer Schlauch mit einem handgemalten italienischen See auf dem Wandbild und italienischen Schlagern als Geräuschkulisse. Jenny bestellte Pizza mit Artischocken und Schinken, Toni eine mit Salami. Dazu trank er Bier und quatschte mit dem Cousin zweiten Grades. »Nachtisch?«, fragte er, nachdem Jenny den leer gegessenen Teller beiseiteschob, und orderte ihr flugs eine riesige Portion Tiramisu. Als sie das verdrückt hatte, ließ er sich noch ein Bier für unterwegs mitgeben und zahlte alles.
    Â»Cinedom?«, schlug er dann vor.
    Auf keinen Fall, entschied Jenny. Das dunkle Kino, sie zwei nebeneinander und Toni nach fünf Bier in Knutschstimmung.
    Â»Schau mal auf die Uhr«, sagte sie. »Schon acht Uhr durch. Jeder Film dauert alles in allem mindestens zwei Stunden, dann sind wir niemals um zehn wieder in der Roten Burg.«
    Â»Ach, Jenny! Du machst dir viel zu viel Sorgen um deine Mutter.«
    Sollte Toni doch ruhig glauben, dass sie wegen ihrer Mutter nach Hause wollte.
    Â»Weißt du, es geht ihr grad ein bisschen besser. Das will ich nicht aufs Spiel setzen.«
    Â»Okay«, stimmte Toni zu.
    Die Enttäuschung war ihm anzusehen, und das so sehr, dass Jenny ihre Lüge fast ein bisschen leidtat.
    Am Ebertplatz erwischten sie rennend in letzter Sekunde eine Linie 18. Lachend und schwer atmend ließen sie sich auf die Sitze fallen. Fast wie früher, dachte Jenny. Als sie auf der Treppe zur U-Bahn-Station Wiener Platz so lange gewartet hatten, bis das Signal zum Türeschließen der Bahn erklang, sich dann in einem Affenzahn nach unten stürzten, um in letzter Sekunde durch die sich schließende Tür in die Bahn zu flutschen. Mit elf war sie wirklich mal in Toni verknallt gewesen. Lakritzküsse-Zeit. Ihr Ritter Anton. Held der Kindertage.
    Â»Was ist denn nun mit den beiden Typen, mit denen ich dich bei unserem alten Versteck gesehen habe?«, fragte sie.
    Â»Hab zu spät gemerkt, dass sie ganz komisch ticken«, murmelte er. »Besonders Alex. Der hat echt ein Killer-Gen! Die Nummer mit den Karnickeln haste ja mitgekriegt. Du hättest seine Augen sehen sollen, als er

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