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8 Tage im Juni

8 Tage im Juni

Titel: 8 Tage im Juni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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verbohrt ist. Manchmal hilft das und die Liebe kriegt eine zweite Chance. Manchmal ist sie dann aber auch für immer vorbei. Die Liebe! Ein weites Feld, wie der alte Fontane sagen würde.«
    Â»Mhmm«, machte Lovis, als sein Vater sich zu ihm hinüberbeugte, um die leer gegessenen Teller zusammenzustellen.
    Er brachte das Geschirr in die Küche und kam mit einer Schüssel noch warmen, selbstgemachten Schokoladenpuddings und zwei Löffeln zurück. Auf dem Bildschirm pulte der alte Gerichtsmediziner an einer verkohlten Leiche herum.
    Â»Darfst die Haut alleine essen«, sagte Gustav.
    Ein seltenes Geschenk. Normalerweise wurde die Puddinghaut fein säuberlich geteilt, weil Gustav sie mindestens genauso gerne aß wie Lovis.
    Â»Fifty fifty, wie i-i-immer.«
    Lovis verteilte das Besteck. In trauter Eintracht löffelten sie die Schüssel leer. Manchmal ist Gustav wirklich ein klasse Vater, dachte Lovis. Und der Pudding tröstet bei dem ganzen Unglück tatsächlich ein bisschen.
    Â»Sex macht die ganze Sache natürlich noch komplizierter«, nuschelte Gustav, nachdem er sich umständlich geräuspert hatte. »Ich weiß nicht, ob du und Jenny … Du hast doch aufgepasst, Vorsorge getroffen, weißt doch, wo im Badezimmer die Gummis sind …«
    Â»Klar, Papa!«, kürzte Lovis das Gestammel ab. Wenn er mit seinem Vater über ein Thema nicht sprechen wollte, dann über Sex. Das konnte nur peinlich werden! Er stand schnell auf und packte sich die leere Schüssel. »I-i-ich muss früh au-aufstehen. Morgen i-i-ist Schulfest«, sagte er. »Danke für a-a-alles.« Dann sah er zu, dass er Land gewann.
    Später im Bett merkte er, wie Gustavs Satz über Missverständnisse in ihm nachhallte. Tat er Jenny unrecht? War sie keine Verräterin? Urteilte er vorschnell über sie? Gleichzeitig merkte er, dass er Angst hatte. Angst, sich schon wieder zu irren. Angst, noch mehr enttäuscht zu werden.
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    Joe-Joe war wie in alten Zeiten zu ihr ins Bett gekrochen. Sein Gesicht weich, entspannt, unschuldig, als könnte er kein Wässerchen trüben, so schlief er an ihrer Seite. Durch das weit geöffnete Fenster wehte kühle Nachtluft ins noch aufgeheizte Zimmer, lauter als sonst hörte Jenny das Quietschen und Rattern der Züge. Man hätte glauben können, dass sie direkt in ihrem Zimmer rangiert wurden. Jenny war hellwach. Mit den Händen im Nacken starrte sie auf einen weißen Fleck an der Decke. Die Züge störten sie nicht, und auch Joe-Joe neben ihr war nicht der Grund, weshalb sie nicht schlafen konnte. Natürlich hatte sie ihm gesagt, dass alles erledigt war, er sich wegen Toni keine Sorgen machen musste. Er war so was von erleichtert gewesen, der Kleine. Sie hatte den Stein laut fallen hören, der ihm so schwer auf die Brust gedrückt hatte. Joe-Joe hatte sie geküsst und geherzt und ohne Murren das Geschirr abgetrocknet.
    Aber nichts war erledigt. Immer, immer hatte sie es bisher irgendwie geschafft, ihre Probleme und die von Jasmin und Joe-Joe zu lösen, manche hatten sich sogar von selbst gelöst, doch jetzt wusste sie einfach nicht weiter. Olegs Eingreifen vorhin gönnte ihr nur einen kleinen Aufschub. Toni würde nicht locker lassen, er stand selbst wegen der zwei Schläger unter Druck. Und wenn er die auf sie losließe … Jenny dachte an den Psychopathen mit dem Draht in den Händen und an die Kaninchen, die er damit getötet hatte. Ihr wurde schlecht vor Angst. Toni und die Scheißschläger würden ihr das Genick brechen, außer sie tat Toni den Gefallen mit dem falschen Alibi. Aber hatte er sie dann nicht für alle Zeiten in der Hand? Gott! Wie hatte sie nur so doof sein können, sein Geld zu nehmen? Wieso hatte sie in dieser Situation nicht ein bisschen weiter gedacht? Und alles nur wegen der blöden Romfahrt! Damit sie einmal sagen konnte, dass sie auch schon mal wo gewesen war.
    Abhauen. Untertauchen.
    Ob sie mal mit Oleg reden sollte? Vielleicht könnte der ihr Toni auf Dauer vom Hals halten. Aber Oleg und die Tartaren machten auch merkwürdige Geschäfte. Und wenn Oleg ihr einen Gefallen tat, dann musste sie ihm wiederum einen Gefallen tun. Jenny war sich nicht sicher, ob sie auf diese Weise nicht vom Regen in die Traufe kam.
    Abhauen. Untertauchen.
    Auf Joe-Joe musste sie mehr aufpassen. Der kam jetzt in ein gefährliches Alter. Toni, dieser

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