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80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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ziemlich vollgepackt, viel Freizeit würde in absehbarer Zeit nicht drin sein.
    Aber zumindest hatten wir die sentimentale Festtagsmusik hinter uns. Für die Januartage hatte Simón eine Reihe lateinamerikanischer Komponisten aufs Programm gesetzt. An diesem Abend feilten wir an einem Stück von Villa-Lobos. Neue Sachen machten mir immer Spaß, und die Komposition von Villa-Lobos hatte etwas Volkstümliches. Zwar hatte das Cello dabei einen etwas gewichtigeren Part als die Geigen, aber das fand ich in Ordnung. Simón hatte mich an diesem Tag offenbar besonders auf dem Kieker. Er ließ mir nicht den kleinsten Fehler unkommentiert durchgehen.
    Mir saß noch der Flug in den Knochen, und ich trauerte den schönen Tagen nach. Dominik hatte mich völlig fertiggemacht. Immer noch entdeckte ich neue Stellen an meinem Körper, die mir wehtaten, was mir zwar jedes Mal ein stilles Lächeln entlockte, die Proben aber nicht gerade einfacher machte.
    Als ich meine Bailly einpackte, kam Simón auf mich zu. Sobald der letzte Ton verklungen war, entspannte er sich sichtlich und verlor das Entschlossene und Energische, das er am Dirigentenpult zeigte. Ich fragte mich oft, ob sein autoritäres Auftreten reine Show war, um das Orchester auf Linie zu bringen, oder ob es wirklich Teil seiner Persönlichkeit war.
    »Du bist ja ein bisschen braun geworden, Summer – nicht gerade typisch im New Yorker Winter. Bist du verreist gewesen?«
    »Ich war ein paar Tage in New Orleans … Wahrscheinlich habe ich auf diesem Raddampfer, der Creole Queen, zu viel Sonne abbekommen.«
    »Bist du mit jemand Bestimmten verreist?«
    »Ja, mit einem Freund. Aus London.«
    »Schön. Dann hast du dich ja erholen können. Die nächsten Monate werden nämlich anstrengend.«
    »Keine freien Tage mehr, willst du sagen?«
    »Aber das kannst du doch verkraften, oder? Ich will dich nicht überanstrengen.«
    Der Probensaal hatte sich geleert, die anderen Orchestermitglieder waren längst in die Nacht entschwunden, um den Rest des Abends zu genießen. Sogar Baldo und Marija hatten sich daran gewöhnt, dass Simón und ich nach der Probe immer noch ein wenig miteinander plauderten, und waren gegangen.
    Simón rückte näher an mich heran, nahe genug für einen Kuss.
    Der Duft seines Rasierwassers, eine Kombination aus Moschus und Gewürzen, umgab ihn wie eine Wolke. Ganz anders als Dominik, der immer nur schlicht nach Seife roch.
    Sein unzähmbares Haar war dicker als meines und umrahmte sein Gesicht wie ein dunkler Heiligenschein. Wenn wir Kinder hätten, dachte ich unwillkürlich, würden sie wie Pudel aussehen. Ein alberner Gedanke. Ich wünschte mir ja gar keine Kinder.
    Ich hielt mir die Geige vor den Bauch, um jeden Annäherungsversuch im Keim zu ersticken, und ging in Richtung Ausgang. Simón nahm seine Tasche und begleitete mich zur Tür.
    Die eiskalte Luft verschlug mir den Atem. Ich kramte in meiner Tasche nach den Handschuhen.
    »Mist, ich habe keine Handschuhe dabei«, seufzte ich. Der Probensaal lag nur wenige Blocks von meiner Wohnung entfernt. Bis ich ein Taxi gefunden hätte, war ich die Strecke auch gelaufen.
    Simón wickelte seinen Schal vom Hals, nahm meine Hände und schlang sie darin ein. Der Schal barg noch seine Körperwärme.
    »Nicht doch«, protestierte ich. »Du wirst frieren!«
    »Ich bestehe darauf«, sagte er, während er meine in Wolle verpackten Hände drückte. »Wir brauchen deine Finger noch.«
    »Danke schön«, antwortete ich so höflich und neutral ich konnte.
    Ich trat einen kleinen Schritt zurück, um den Abstand zwischen uns zu vergrößern, und nickte ihm zum Abschied zu.
    »Dann bis morgen«, sagte er, drehte sich auf den Absätzen seiner Schlangenlederstiefel gewandt wie ein Tänzer um und verschwand in der Dunkelheit.
    Ich hielt mir die fest in den Schal gewickelten Hände vors Gesicht, um mich vor der beißenden Kälte zu schützen. Simóns Geruch begleitete mich auf meinem Heimweg, und obwohl ich mich dagegen sträubte, fragte ich mich, wie seine Haut wohl riechen mochte. Vielleicht war es gar nicht das Rasierwasser; vielleicht roch Simón, wenn er nackt war, nach Gewürzen wie Zimt und Muskat mit einem leicht schweißigen Unterton.
    In dieser Nacht träumte ich von zwei Männern. Jedes Mal, wenn ich an Dominik dachte, an den Klang seiner Stimme, an seine vielschichtigen Bedürfnisse, schob sich das Bild von Simón davor. Und ich spürte sein dichtes Haar, die Wärme seiner Hände, seine karamellbraune Haut, die so anders

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